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03.06.2005

"Wir wollten uns beweisen, dass wir sowas hinkriegen"

"Wir wollten uns beweisen, dass wir sowas hinkriegen"

Fünf Elftklässlerinnen des KGS haben das Dienstleistungsunternehmen "PIA" gegründet und bieten ihren Kunden Hilfe im Alltag an
Autos putzen, einkaufen, babysitten und Kindergeburtstage organisieren: Die Elftklässlerinnen Laura Egert, Salome Althammer, Stefanie Erhard, Isabelle Helfrich und Kristin Tison (von links) helfen bei der "Problembewältigung im Alltag", kurz: PIA. Foto: Dorn

Von Nadja Müller

Schriesheim. Schulleiter Werner Rendel zollt Respekt: "Dass die jungen Damen ohne unser Dazutun spontan und mutig ein Unternehmen auf die Beine stellen, das hat mich gefreut". Begonnen hat alles mit einem Vortrag der Heidelberger Wirtschaftsjunioren im KGS über Jungunternehmer.

Er gab den Anstoß für die Elftklässlerinnen Isabelle Helfrich, Stefanie Ehrhard, Salome Althammer, Kristin Tison und Laura Egert, ein Unternehmen zu gründen. "Wir wollten etwas finden, das eine Marktlücke schließt", erzählt Salome. "Den Leuten nervige oder stressige Tätigkeiten abnehmen". Und natürlich auch Geld verdienen. Zunächst überlegten die fünf Freundinnen, was den Leuten fehlen und wie sie sie unterstützen könnten. Und griffen dabei auf eigene Erfahrungen zurück. "Wenn man kleine Geschwister hat, weiß man wie stressig Babysitten sein kann", sagt Laura. "Und wie schwer es manchmal ist, einen Babysitter zu finden," ergänzt Kristin. Außerdem sollten die Tätigkeiten ohne hohen Kapitaleinsatz aus dem Stand zu bewältigen sein, fügt Thomas Rondot von den Heidelberger Wirtschaftsjunioren hinzu. Er betreut das Projekt. Für vier Aufgabenfelder haben sich die Elftklässlerinnen schließlich entschieden: Sie übernehmen die Innenreinigung von Autos, erledigen Einkäufe, passen auf Kinder auf und organisieren Kindergeburtstage.

Alle fünf wissen noch nicht genau, welche berufliche Laufbahn sie einmal einschlagen werden. Da kann ein Unternehmen als Grundlage, um erste Erfahrungen zu sammeln, sicher nicht schaden. "Und wir wollten uns beweisen, dass wir so etwas hinkriegen", meint Kristin. Am dritten März haben die Fünf "PIA" gegründet, was für "Problembewältigung im Alltag" steht. "Es ging nicht nur darum, eine Idee zu finden. Sondern sie in kürzester Zeit umzusetzen", sagt Rondot. "Und das haben sie mit Bravour gemeistert". Die Höhen und Tiefen am Markt in der Geschäftswelt erfahren sie sozusagen am eigenen Leib. "Das erleben Schüler in dieser Form sonst nicht".

Im März, nach der Gründung von PIA, war der erste Schritt, das Unternehmen bekannt zu machen. "Wir haben Flyer drucken lassen und verteilt, Plakate in Geschäften ausgehängt und uns bei Kindergärten vorgestellt", erzählt Isabelle. Außerdem haben sie eine Homepage entworfen - www.PIA-Info.de.vu - und treten auch in eigenem Firmenoutfit auf. Um erreichbar zu bleiben, haben die Fünf einen Handydienst mit einer einheitlichen Telefonnummer. Eine Rufumleitung vom Festnetz, um die Gebühren für die Kunden gering zu halten. Das Handy und den gemeinsamen Terminkalender hat diejenige dabei, die gerade im Einsatz ist.

Die Preise für ihre Dienstleistungen haben die Fünf per Telefonumfrage ermittelt. "Da wurden wir manchmal missverstanden", erinnert sich Laura. "Ein Mann hielt uns für eine Sekte". Für die Organisation von Kindergeburtstagen wollen sie 25 Euro, eine Stunde Babysitten kostet fünf Euro. Der Komplettpreis fürs Autoputzen beträgt 15 Euro und für die Einkäufe verlangen die Mädchen zwischen fünf und sieben Euro. Alles sind Komplettpreise. Das heißt, Material und Anfahrt inklusive. Die Einnahmen werden aufgeschrieben und verbucht. "Beim Babysitten und den Kindergeburtstagen treffen wir uns zu Vorgesprächen". Damit die Eltern sie kennen lernen und um Organisation und Wünsche abzusprechen.

Vier der Mädchen wohnen in Wilhelsfeld, eines kommt aus Schriesheim. Deswegen haben sie sich einen Rahmen für ihre Dienstleistungen gesteckt: Schriesheim, Altenbach, Wilhelmsfeld und Leutershausen. Was die Mobilität angeht: "Wir haben noch keinen Autoführerschein, deswegen ist das nicht immer so einfach", meint Isabelle. Die Mädchen fahren also mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihren Einsätzen oder nutzen ihre Roller und ein Motorrad. Manchmal kann es auch stressig werden. "Einmal haben wir drei Autos an einem Tag gewaschen", sagt Kristin. Da nicht alle die gleichen Stundenpläne haben, klappt die zeitliche Einteilung gut. Jeder ist mal verfügbar. Negative Erfahrungen gab's bisher keine.

Höchstens ein bisschen Chaos, zumindest beim ersten Auftrag. "Ich wollte die Innenscheiben putzen und habe mich im Kofferraum eingesperrt", bekennt Salome. "Die Autoreinigung lief am besten an", sagt Laura. Hier bekommen die Mädels regelmäßige Aufträge.

Und die zufriedenen Kunden empfehlen sie weiter. In einer Straße putzen sie das Auto und gegenüber beim Nachbarn passen sie auf die Kinder auf. Die Patenschaft der Wirtschaftjunioren für PIA endet im Juli. Hier werden die Jungunternehmerinnen bei einer Endpräsentation die Ergebnisse ihres Projekts vorstellen. Schluss soll dann aber noch nicht sein. "Zeitliche Schranken haben wir uns keine gesetzt und können uns vorstellen, das auch weiterzuführen".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung