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14.06.2005

"Schulpolitisch ideal, finanzpolitisch aber nicht machbar"

"Nord" sollte nicht zum Schulbezirk der Strahlenberger Grundschule gehören, so Hauptamtsleiter Schmitt - Was sagen die Bürgermeister-Kandidaten?

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Edwin Schmitt, als Schriesheims Hauptamtsleiter auch für Schulangelegenheiten verantwortlich, nimmt gestern auf Anfrage der RNZ Stellung zur Schulbezirks-Diskussion. Die hatten Familien angestoßen, die künftig im Öko-Quartier "Solaris" im Neubaugebiet "Nord" wohnen werden. Sie sind dagegen, dass "Nord" bei der Änderung der Schulbezirke durch den Gemeinderat am 22. Juni der Kurpfalz- und nicht der Strahlenberger Grundschule zugeordnet werden soll. Die Nähe zur Grundschule in der Altstadt sei für sie zudem ein wichtiges Argument zum Kauf der Häuser in "Solaris" gewesen, so die Eltern, die im Rahmen des "Solaris"-Richtfestes am Sonntag 60 Unterschriften für ihr Anliegen sammelten.

Schmitt stellt zunächst klar, dass es sich nicht um eine Änderung der Schulbezirke handelt: "Es geht um eine Ergänzung. ,Nord' muss ja überhaupt erstmal zugeordnet werden durch den Gemeinderat. Bisher hat er das noch nicht getan. Am 22. Juni wird diese Sache dem Gremium zum ersten Mal vorgelegt. Ich weiß daher auch nicht, wo die Aussage herkommt, ,Nord' gehöre schon in den Einzugsbereich der Strahlenberger Grundschule. Aus der Verwaltung kam diese Information sicher nicht." Alles deutet darauf hin, dass die Kinder aus dem Neubaugebiet die Kurpfalzgrundschule besuchen sollen. Schmitt sagt: "Vor zwei Jahren hat sich der Gemeinderat für die Zweizügigkeit und gegen die Sanierung des Pavillons ausgesprochen". Die über eine Million Euro kosten würde, wie Schmitt bestätigt. "Und wenn auf diese Sanierung verzichtet werden soll, dann müssen wir für die Strahlenberger Grundschule die Zweizügigkeit gewährleisten".

Und die sei gefährdet, wenn die "Nord"-Kinder in die Strahlenberger Grundschule gehen würden. Diese Position der Verwaltung "ist nicht auf meinem Mist gewachsen", sagt Schmitt, sondern die Daten aus dem Meldewesen würden in Bezug auf die Schulraumplanung darauf hinweisen. Bis zur Zahl von 62 Abc-Schützen sei die Zweizügigkeit gewährleistet. Ab 63 würde geteilt in drei Klassen. In der Kurpfalz-Grundschule sei die Bildung von drei Klassen nicht ungewöhnlich, "hier können wir die Kinder ohne Probleme aufnehmen". Schmitt räumt ein, dass es "natürlich ideal wäre, das Neubaugebiet der Strahlenberger Grundschule zuzuordnen". Schulpolitisch sei das gewiss sinnvoller, und es wäre praktisch, an der Regelung festzuhalten: "Kinder, die östlich der B3 wohnen, gehen in die Strahlenberger Grundschule, Kinder, die westlich der B3 wohnen, in die Kurpfalz-Grundschule." Aber das sei "finanzpolitisch nicht zu verantworten", so Schmitt auch mit Blick auf die Investitionssumme, die durch eine nötige Pavillonsanierung auf die Stadt zukäme. "Und außerdem wäre es mit der Sanierung nicht getan, wir müssten ihn ja auch noch unterhalten".

Den Schulweg vom Neubaugebiet zum Kurpfalz-Schulzentrum hält der Hauptamtsleiter für "nutzbar und geordnet". Schmitt kann auch nicht verstehen, dass die Eltern die Nähe zur Strahlenberger Grundschule als Kriterium für den Kauf ihrer "Solaris"-Häuser anführen: "Wer mich gefragt hätte, dem hätte ich gesagt, dass die Tendenz in Richtung Kurpfalz-Schulzentrum geht."

Zumindest drei "Solaris"-Kinder sollen jetzt aber schon in der Strahlenberger Grundschule angemeldet worden sein. Zuvor erhielt am 3. März dieses Jahres zumindest eine künftige "Solaris"-Familie aus dem Hessischen einen Brief aus der Schule, gezeichnet von der Schulleitung und dem Kollegium, der der RNZ vorliegt. Darin heißt es: "Ihr Kind (...) wird mit Beginn des Schuljahres 2005/06 schulpflichtig. Aufgrund Ihrer Wohnanschrift ist die Strahlenburger Grundschule Schriesheim Ihre zuständige Schule". Dazu Schmitt: "Das ist schlichtweg falsch. Es kann nicht sein, dass Kinder aufgenommen werden ohne Rücksprache mit der Schulverwaltung". Auch die Bürgermeister-Kandidaten haben ihre Meinungen zu der Sache. Peter Rosenberger sagt: "Ich bin grundsätzlich für kurze Schulwege. Die B3 ist eine Barriere. Auf der anderen Seite ist die Schulraumgestaltung eine entscheidende Frage." Und wenn die Situation diesbezüglich in der Strahlenberger Grundschule so eindeutig kritisch sei, dann sei es wohl nicht anders machbar, als dass die Kinder aus "Nord" die Kurpfalz-Grundschule besuchen.

Volker Arras sieht es anders: "Wer in pädagogischen Konzepten und im Sinne der Schüler denkt, wird sich in dieser Diskussion für die Strahlenberger Grundschule aussprechen. Den Pavillon kann man trotzdem abreißen." Räumliche Alternativen würden sich im Fahrschulzimmer und in der VHS ergeben. Das Fahrschulzimmer müsste umgebaut, ein paar Kurse der VHS in andere öffentliche Gebäude verlegt werden. Das sei keine Patentlösung. "Aber es gibt Möglichkeiten. Zudem glaube ich nicht, dass es dauerhaft wieder eine Dreizügigkeit geben müsste durch die Kinder aus dem Neubaugebiet."

"Ich verstehe die Eltern", meint Hansjörg Höfer. "Ich bin davon ausgegangen, dass 'Nord' zur Strahlenberger Grundschule gehört. Man kann in der Schulpolitik nicht heute so und morgen so argumentieren. Der Schulweg zur Kurpfalz-Grundschule ist auch nicht unproblematisch."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung