Schriesheim im Bild 2023

04.07.2005

Buntes Treiben unter und über Tage

Zum 20. Mal: Die "Bergwerksgrawwler" feierten ihr traditionelles Fest in der Grube Anna-Elisabeth - Petrus hatte ein Einsehen


Die Heilige Barbara ist die Schutzpatronin der Bergleute. Zumindest an Samstag muss sie ihren freien Tag gehabt haben, da dominierte beim Schriesheimer Bergwerksfest nämlich der Nieselregen. Zahlreiche Besucher machten dann eben eine Führung unter Tage, da war es wenigstens trocken und spannend noch dazu. Zum Jazzfrühstück am Sonntag strahlte dann aber schon wieder die Sonne, wie es sich gehört, wenn die "Bergwerksgrawwler" ihr Fest zum 20. Mal begehen. Fotos: Peter Dorn

Von Nicoline Pilz

Schriesheim. "Wir haben Bergwerkswetter", sagte Wilhelm Gassert mit Blick gen Himmel. Von dort tropfte ein sanfter Nieselregen den "Bergwerksgrawwlern" in ihr mittlerweile schon zwanzigstes Bergwerksfest, doch focht das die wackeren Vereinsmitglieder kaum an.

Die Gäste nutzten überdachte und Open-Air-Sitzplätze gleichermaßen - und im Bergwerk selbst war es sowieso trocken. Ziemlich wenigstens. An den Stützbauten im 500 Jahre alten Silber- und Vitriol-Bergwerk perlten die Wassertropfen und es war zugleich einige Grad kühler als draußen. Gruppe für Gruppe öffnete an beiden Festtagen die Tür zur einstündigen Führung und zum leisen Grusel: Wer sich vorstellte, wie die Bergmänner mit einfachsten Mitteln, Schubkarren und Pickeln der Grube ihre Schätze entrissen und sich dabei nicht selten selbst in Gefahr brachten, dem jagte ein mitfühlender Schauder über den Rücken.

Mit Helm und orangefarbenen Umhang angetan, folgten die Besucher den Führungskräften des Vereins und kamen dabei auch an der Figur der Heiligen Barbara vorbei: "Heilige Barbara in schwerer Zeit, gib mir sicheres Geleit", stand da zu lesen. Seinerzeit ein Stoßgebet vor dem Gang untertage. Heute ist der Rundgang durch die Schächte eine sichere Sache. "Los, wir gehen jetzt in die Höhle", forderte eine junge Bergfrau derweil draußen ungeduldig und frei von Ängsten vor dem dunklen Tor zur Grube. Sie musste sich noch etwas gedulden: In regelmäßigen Abständen rief Dr. Ekkehard Jahns die nächste Gruppe von maximal 15 Personen ins Schachthaus. Jahns selbst brachte leckeren Knappentrunk, Ammoniten und kleine Fläschchen mit importiertem Blattgold unter die Leute. "Alles Dinge eben, die unsere Einnahmenseite aufbessern", sagte Jahns. Informationen rund um das Besucherbergwerk gab's kostenlos dazu.

"Mining-Team" stand auf den dunkelblauen T-Shirts der Vereinsmitglieder zu lesen und ein solches trug auch der Technische Vereinsleiter Götz Schmitt. Er erinnerte an das Jahr 1985, als die Stadt überlegte, auf dem alten Bergwerksgelände Sozialwohnungen zu errichten. Das historische Sudhaus hätte dafür aber weichen müssen. "Das war damals hier eine wilde Mülldeponie mit Gärten davor", erzählte Schmitt. Weil man schließlich einsah, dass es kaum ein weiteres Bergwerk wie dieses mit solch historischen Außenanlagen gibt, verzichtete die Stadt an dieser Stelle auf den geplanten Wohnungsbau.

Eine Gruppe von Bergwerksbegeisterten machte sich mit zwei, drei Schubkarren und Pickeln ans Werk, trotzte dem Wald weiteres Gelände ab und hielt dabei nicht einmal die Hand auf: "Wir haben kein Geld gefordert, sondern mit bescheidenen Mitteln angefangen", bestätigte Schmitt. Heute zählt der Verein rund 75 Mitglieder, von denen immerhin 40 beim Bergwerksfest im Einsatz waren. "Wir freuen uns auf diese zwei Tage", hatte Wilhelm Gassert zuvor versichert und seine Helfer mit herzlichem Dank zum Weitermachen motiviert.

Der Bergwerksverein sorgte dabei für eine perfekte Rundum-Versorgung seiner Gäste: Scharfe Bergmänner mit Brötchen, Knappen Schmalzbrot oder Fromage de Marie, wohl in Anlehnung an die Partnerschaft mit Uzès, landeten ebenso wie Kaffee und Kuchen in den aufnahmebereiten Mägen der Gäste. Ein buntes Rahmenprogramm war für abwechslungsreiche Unterhaltung gut - am Samstag erklommen die Jagdhornbläser Schriesheim zur offiziellen Eröffnung den steilen Weg zum Fest hinauf. Einen Weg, mit dem Gassert nicht ganz glücklich ist: Zu steil, zu eng, zu wenig Parkmöglichkeiten. "Wir prüfen derzeit Möglichkeiten, das zu ändern", meinte er vorsichtig. "Lasst mich was schaffe", forderte der Vereinsvorsitzende zu guter Letzt.

Eine lange Schlange von Kindern beunruhigte sein Gewissen. Schließlich sollten die Kleinen nicht endlos auf ihre Luftballons warten müssen, die sie an beiden Tagen per Wettbewerb in den Himmel schicken durften. Mit heißen Rhythmen von der T-Band ging der Samstag zu Ende. Am Sonntag lockten weitere Führungen, ein Jazzfrühschoppen mit der Eugen Fallmann's Dixieband (und Weißwurst) sowie später ein Ständchen der Bergmannskapelle Hettenleidelheim. Die jüngeren Besucher ließen sich von Visagistin Britte verschönern und von Claudilina verzaubern.

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Buntes Treiben unter und über Tage-2

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung