Schriesheim im Bild 2023

06.07.2005

Dieses Werk lässt sich nicht abkürzen

Die Holzhackschnitzelheizanlage des Talhofs wurde gestern eingeweiht - Ökologie und Ökonomie: Der Spagat ist gelungen

Schnipp - und betriebsbereit: Christian Dietrich, Dr. Wolfgang Wagner und Michael Lowak (von links) weihen die neue Heizanlage des Talhofs ein. Foto: Dorn

Schriesheim. (nam) Die neue Biomasse-Heizanlage des Talhof funktioniert mit Feuer und Holz(hackschnitzeln). Darauf abgestimmt waren die beiden Lieder, mit denen Musikant Max Scheid die Einweihungsfeier einrahmte: Johnny Cashs "burning ring of fire" und später "Norwegian wood" von den Beatles.

Ökologisch warm soll es jetzt werden in der sozialen Heimstätte Talhof und dem Altenpflegeheim Stammberg. Denn das Nahwärmenetz wird die beiden Einrichtungen der evangelischen Stadtmission Heidelberg nun zu 100 Prozent mit Wärme aus Biomasse versorgen, das sind jährlich 1550 Megawattstunden. 615 Tonnen des klimaschädlichen Gases Kohlenstoffdioxid können so pro Jahr gespart werden.

Seit gestern ist die Heizanlage in Betrieb: Sie sorgt nun für warmes Wasser im Talhof und im Altenheim Stammberg. Und dafür, dass die Senioren es in ihren Zimmern schön warm haben, auch im Sommer. "Wärme bringen", wollte Dr. Wolfgang Wagner, der Vorsitzende des Verwaltungsrates der evangelischen Stadtmission Heidelberg. "Man braucht Wärme im Herzen" - und generell auch im Winter. Der Regen, der schon den ersten Spatenstich im Februar begleitet hatte, stellte sich auch bei der offiziellen Eröffnung der Heizanlage wieder ein. Mit einem Gewitter im Schlepptau, auf das sich Wagner auch direkt bezog. "Während dieses Energiefeuerwerk am Himmel verpufft, werden mit der Heizanlage Energien geordnet und geleitet". Nicht aus Selbstzweck wollten sie handeln, um "sich ein Plätzchen im Himmel zu sichern". Sondern vielmehr aus einer besonderen Verantwortung im Namen Jesu Christi heraus. "Hilfe für Leib und Seele", fasste Wagner zusammen. Er hält es für "ökonomisch vernünftig und fachlich richtig", die Beheizung des Talhofs auf eine neue Grundlage gestellt zu haben.

Für Michael Lowak, den Geschäftsführer der MVV Energiedienstleistung GmbH, war es wichtig, solche "Leuchtturmprojekte"wie die Biomasseanlage bekannt zu machen. Dem sozialen Aspekt und der Nachhaltigkeit seien sie verpflichtet. Und mit der Realisierung eines konkreten Projekts, wie der Heizanlage des Talhofs, könne man der Klimaerwärmung entgegentreten.

"Ich hatte kürzlich Gäste aus Italien, denen versuchte ich zu erklären, was hier gebaut wurde", sagte Christian Dietrich, Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaften für Wiedereingliederung und Altenhilfe. Und da den Italienern zufolge in Deutschland gerne abgekürzt wird - Schniposa für Schnitzel, Pommes und Salat - versuchte sich auch Dietrich daran: "Hohaschiheia" für Holzhackschnitzelheizanlage. Dietrich fand: "Das Werk lässt sich in seiner Gesamtheit nicht abkürzen". Der Spagat zwischen Ökologie und Ökonomie sei gelungen. Und: "Die Preisentwicklung auf dem Rohstoffmarkt gibt uns recht". Dietrich betonte auch, dass es sich um ein gemeinsames Projekt des Talhofs und des Wichernheims handele. "Bewohner beider Einrichtungen haben rund 1800 Arbeitsstunden investiert". In den Betrieb der Anlage sollen die Bewohner des Talhofs künftig eingebunden werden. Schließlich warfen die Gäste noch den einen oder anderen Blick in die beiden Kessel der Anlage.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung