08.07.2005

Ein Edelstein im Kanzelbachtal

Die Menschen, die einmal hier arbeiteten, verbrachten auch ihren Lebensabend im Haus Edelstein - Vom Jugendzentrum zum Altenheim

Zum Selbstverständnis des Haus "Edelstein" gehören auch die christlichen Werte, wie sie im Evangelium verkündet werden. Foto: Dorn

Schriesheim. (Si) Am Sonntag feiert das Alten- und Pflegeheim Edelstein mit einem Sommerfest seinen 80. Geburtstag.

72 Plätze in Einzel- und Doppelzimmern gibt es im Haus. "Jeder wird, so wie er ist, mit seiner Persönlichkeit, seiner Geschichte und seine Bedürfnissen ernst genommen und begleitet", sagen die Mitarbeiter. Und was Pflege und Versorgung angeht: "Wir tun unsere Arbeit von Herzen, weil es ein Dienst am Menschen ist und mit persönlichem Vertrauen zu tun hat". Die Mitarbeiter sehen sich als ein Team und bringen sich in das Ganze ein, das Edelstein heißt. "Dazu gehört vom Selbstverständnis des Hauses her auch das Evangelium: Gottes Liebe und Zuwendung für diese Welt kommt in Jesus Christus zum Ausdruck". Diese Werte sind die "Mitte des Hauses und des Diensts am Menschen. Der Maßstab ist die Menschenwürde, "die aus dieser Liebe Gottes für uns kommt".

Bis vor 15 Jahren war die AB-Gemeinschaft (Evangelischer Verein für innere Mission Augsburgischen Bekenntnisses) Träger des Haus Edelstein. Die Verbindung besteht noch heute, erzählt Heimleiter Klaus Kudella, der vor zweieinhalb Jahren die Nachfolge von Dieter Ehrismann antrat. Der gebürtige Karlsruher hat derzeit 40 Vollzeitkräfte im Einsatz, 60 bis 70 Personen arbeiten insgesamt im Haus Edelstein. Viele Leute von früher leben noch heute hier, auch der ehemalige Heimleiter Karl Schöffer, damals noch Hausvater genannt oder die frühere Diakonisse und spätere Pflegedienstleiterin Schwester Myrta, die vor kurzem in den Ruhestand getreten ist. Man spricht sich auch mit Bruder und Schwester an. Das unterstreicht den Gemeinschaftsgedanken der früheren AB-Gemeinschaft. Das Haus Edelstein wird bis heute von dem Gedanken der missionarischen Diakonie in ganz Baden getragen.

Es ging aus einem Heim für Jugendfreizeiten hervor. 1925 stellten die Brüder des AB-Verwaltungsrats die Notwendigkeit eines Heims für Jugendfreizeiten fest. Das Kurhotel Edelstein, wurde gekauft. Das Heim wurde am 23. August 1925 eingeweiht. Ein Jahr später übernahm Georg Sauter die Leitung. Auf Dauer konnte die Jugend alleine das Haus aber nicht finanzieren. "Da bahnte Gott einen neuen Weg", schreibt Pfarrer Werner Hauser in seiner Chronik: 1934 kamen die ersten Dauergäste. Während des Zweiten Weltkriegs fanden viele Ausgebombte hier eine Unterkunft und blieben bis ins Alter. So wurde das Jugendheim "unter Gottes Führung zu einem Altenheim". Bruder Georg Sauter baute das Heim aus. 1963 kam Bruder Paul Schöffer als Mitarbeiter und späterer Nachfolger ins Haus, 1967 entstand der große Anbau mit neuer Küche, Aufzug und Pflegeabteilung: Das Haus Edelstein entwickelte sich zu einem Alten- und Pflegeheim. 1970 wurde Paul Schöffer Hausvater.

1975 feierte das Haus Edelstein 50-jähriges Jubiläum, 30 Brüder und Schwestern nahmen daran teil, die auch schon bei der Einweihung dabei waren. 1984 übernahm Hausvater Dieter Ehrismann die Heimleitung. Alle, die der Gemeinschaft angehörten, konnten ihren Lebensabend im Edelstein verbringen, mit dem Pflegepersonal, mit Azubis und Zivis.

Heimleiter Kudella erläutert das Haus der Gemeinschaft aus heutiger Sicht. "Wir gehören zur Evangelischen Landeskirche, fühlen uns aber als ziemlich eigenständige Gemeinschaft". Dieser Hintergrund bedeutet nicht, dass nur Christen aufgenommen werden. Edelsteins Türen stehen allen offen. Wer vor etwa 50 Jahren ins Haus Edelstein kam, wohnte dort, arbeitete dort und blieb bis ins Alter. Die Pflegeabteilung machte bis vor zehn Jahren nur einen kleinen Teil aus, sie ist in den letzten Jahren aber größer geworden. Im Nebengebäude, dem "Haus Friede", befinden sich heute Seniorenwohnungen. Das Hauptgebäude - das ehemalige Kurhotel, das auch "Mühlenhaus"genannt wird - hat mehrere Um- und Anbauten hinter sich. Im Haus Edelstein werden stationäre Pflege, Kurzzeitpflege, Tages- und Nachtpflege sowie betreutes Wohnen angeboten.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung