Schriesheim im Bild 2023

10.09.2005

„Ich habe den Eindruck gewonnen, dass an der Schule ein sehr gutes Arbeitsklima herrscht“

„Ich habe den Eindruck gewonnen, dass an der Schule ein sehr gutes Arbeitsklima herrscht“
Der neue Direktor des Kurpfalz-Gymnasiums, Matthias Nortmeyer, spricht im RNZ-Interview auch über seinen Start in den Alltag am KGS

„Ich habe ein wohl bestelltes Haus vorgefunden. Der Prozess der Amtsübergabe ist Schritt für Schritt geführt und gestaltet worden“ , sagt Matthias Nortmeyer. Foto: Peter Dorn
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Noch sind die äußeren Veränderungen im Dienstzimmer des Direktors am Kurpfalz-Gymnasium nicht besonders offensichtlich. Er sehe auch gar keine Veranlassung dazu, jetzt gleich alles anders zu gestalten, meint der neue Schulleiter Matthias Nortmeyer. Also hängen noch die großen Schwarzweiß-Fotografien von den Weinbergen, der Altstadt und der Strahlenburg an der Wand. Motive, die ihm durchaus gefallen. Nortmeyer hat die meiste Zeit der Ferien in der Schule verbracht, um sich auf das neue Schuljahr vorzubereiten – sein erstes in Schriesheim. Die RNZ sprach mit dem neuen Direktor vor seinem „ersten Schultag“ am KGS.

Herr Nortmeyer, sind Sie schon richtig in Schriesheim angekommen?
Ich wurde freundlich durch die Stadt, den Gemeinderat aber auch durch andere Persönlichkeiten aufgenommen. In diesem Sinne bin ich angekommen. Ich habe ja auch längere Zeit in der Vogelstang gewohnt. Von dort konnte man Schriesheim und die Strahlenburg leuchten sehen. Es gibt also Beziehungen zu Schriesheim. Richtig ankommen werde ich aber erst, wenn am Montag der Schulalltag losgeht.

Die ersten Tage an der Schule müssen doch aufregend gewesen sein für Sie.
Ich habe ein wohl bestelltes Haus vorgefunden. Der Prozess der Amtsübergabe ist Schritt für Schritt geführt und gestaltet worden. Der stellvertretende Schulleiter, Ludwig Schwöbel, hilft mir mit Rat und Tat. Mit Kolleginnen und Kollegen, die in den Ferien anwesend waren, konnten die Weichen für das kommende Schuljahr gestellt werden. Viel Unterstützung erfahre ich auch durch meine Sekretärin Susanne Klüber und durch Dieter Reinle.

Haben Sie sich schon richtig mit der Schule vertraut gemacht?
Dieses Kennenlernen bedeutet ja zweierlei: Erstens macht man sich mit dem Gebäude vertraut. Und ich muss einräumen, dass ich noch nicht alle Ecken kenne. Zweitens muss man sich in die Amtsführung einarbeiten. Dazu gehört Aktenstudium und auch, viele ergiebige Gespräche zu führen.

Sie haben also die Ferien im Kurpfalz-Gymnasium verbracht?
Den überwiegenden Teil, ja. Aber ich gehe davon aus, dass man zu Beginn des Schuljahres einen ausgeruhten Schulleiter erwartet. Also habe ich mir auch einen Urlaub in Skandinavien gegönnt.

Wie würden Sie den Charakter der Schule beschreiben?
Das Schulzentrum spiegelt baulich den Zeitgeist wider. Die Anlage und Einrichtung weist in die 70er Jahre. Es ist klar, dass im Laufe der Zeit das Eine oder Andere nicht mehr so aussieht wie am Anfang. Daher danke ich dem Gemeinderat und dem Bürgermeister, dass die Generalsanierung des Gymnasiums auf der Prioritätenliste ganz oben steht. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass an der Schule ein sehr gutes Arbeitsklima herrscht. Mir wird es sicher Freude bereiten, an der weiteren Entwicklung mitzuarbeiten. Es ist positiv, wie sich die Schule auch nach außen öffnet. Stichworte sind hier „Business at School“, „Jugend denkt Zukunft“ oder das junge Unternehmen PIA. Die Schnittstelle Grundschule/Gymnasium ist mir wichtig. Hier wurde schon viel gemacht. Ich möchte zudem die andere Schnittstelle zu Wirtschaft und Wissenschaft vertiefen, und zwar in der Orientierung der Schüler für die Zeit nach der Schule.

Werden Sie das Unterrichten vermissen?
Ich unterrichte gern und der Umgang mit jungen Menschen ist eine wirkliche Bereicherung. Andererseits machen mir aber auch die Aufgaben Freude, die die Position des Schulleiters darüber hinaus mit sich bringt.

Gehören Sie zur Gruppe der G-8-Befürworter oder gehören Sie zu den -Gegnern?
Ich oute mich als Befürworter von G 8. Wir müssen es schaffen, die Schulausbildung so zu optimieren, dass junge Leute in Deutschland in konkurrenzfähigem Alter zu ihren europäischen Mitbewerbern in die Berufs- und Studienphase eintreten.

Aber G 8 kostet Geld. Etwa bei der Einrichtung von Ganztagesschulen.
Ja sicher, aber es sind Investitionen in die Zukunft. Zum Ganztagesbetrieb: Das Kollegium hat sich mit den anderen Schulen im Bildungszentrum darauf geeinigt, den Nachmittagsunterricht nach Möglichkeit zu vermeiden. Wir beginnen morgens bereits um 7.40 Uhr, und es sind in der Regel sieben Schulstunden bei zwei großen Pausen vorgesehen. Im Laufe dieses Schuljahres werden wir uns gemeinsam Gedanken machen, ob diese Planung schülergerecht ist. Es ist ein wesentlicher Punkt der 2004 eingeleiteten Bildungsreform, dass Neues ausprobiert und anschließend sorgfältig über die eingeführten Neuerungen nachgedacht wird. Im Verlauf des letzten Schuljahres fiel der Grundsatzbeschluss für eine Cafeteria. Ich habe das Ziel, die räumliche Gestaltung mit pädagogischen Vorstellungen zu vernetzen.

Die Bildungspläne haben die Lehrpläne abgelöst. Ab jetzt wird vermittelt, was Schüler können sollen und nicht mehr, was Lehrer lehren sollen. Sehen Sie darin eine Chance, oder ist es nur eine zusätzliche Belastung für Lehrer?
Mit der Bildungsplanreform, der Einrichtung von Standards, verlagert sich der Akzent in der Tat von der Inhaltsvermittlung durch den Lehrer auf fachliche, methodische, personale und soziale Kompetenzen im Lernprozess des Schülers. Es kommt entscheidend darauf an, dass wir und wie wir neue Möglichkeiten – Schulcurriculum, Präsentationen, Seminarkurse und so weiter – für die innere Schulentwicklung nutzen. Eine ganz klare Antwort: Hierin liegt eine große Chance.

Warum sind Sie Lehrer geworden?
Da ist einmal die Familientradition. Zum anderen bin ich davon überzeugt, dass Bildung eine außerordentlich wichtige Sache ist. Ich gehe davon aus, dass wir uns weiter um das Ziel des mündigen Staatsbürgers bemühen sollten. Außerdem freut mich der Umgang mit jungen Menschen, ich bin immer gespannt auf die Auseinandersetzung mit ihrer Gedankenwelt. Daher war die Aufsatzkorrektur auch noch nie eine lästige Pflichtaufgabe. Man erlebt ihren Reifungsprozess mit. Der Lehrerberuf bedeutet daher immer interessante Begegnungen.

Welche Hoffnungen und Wünsche haben Sie für Ihr erstes Schuljahr in Schriesheim?
Ich werde sicherlich viele Informationen aufnehmen müssen. Es muss gelingen, im Prozess der Schulentwicklung voranzugehen. Ich freue mich auf die Kontakte zu allen, die am Schulleben beteiligt sind.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung