Schriesheim im Bild 2023

17.10.2005

Die Premiere der Podiumsgespräche

Jugendgemeinderat lud Bürgermeisterkandidaten zur Fragestunde ein

Gute Resonanz: Kein Platz war mehr frei im Musiksaal des Bildungszentrums, als Alice Rensland, Esther Volz und Jacob Hörisch (von rechts) die Fragen der Jugendlichen an Volker Arras, Hansjörg Höfer, Erwin Leuthe, Peter Rosenberger und Karlheinz Würz (von links) richteten. Foto: Dorn
Von Carsten Blaue

Schriesheim. Die Jugend hat im Bürgermeisterwahlkampf ein Zeichen gesetzt. Erstmals überhaupt traten am Samstag Volker Arras, Erwin Leuthe, Peter Rosenberger, Hansjörg Höfer und Karlheinz Würz gemeinsam auf einem Podium auf. Der Jugendgemeinderat (JGR) hatte die Bürgermeisterkandidaten zur Fragestunde gebeten. Und der bestens gefüllte Musiksaal im Bildungszentrum bewies: Auch die Jugend interessiert sich dafür, wer nach Peter Riehl kommt.

Die Veranstaltung sollte eigentlich 90 Minuten dauern. Aber da die Gesprächsführung durch die Jugendgemeinderäte Esther Volz, Alice Rensland und Jacob Hörisch außer dem Frage- und Antwortspiel mit den Kandidaten rund um Schriesheims junge Themen keine Diskussion zwischen den Bewerbern vorsah, war die Sache schon nach einer Stunde beendet. Inhaltlich zeigten sich die Kandidaten gut vorbereitet – zum Beispiel bei den Themen Jugendsozialarbeiter, Jugendfreizeitzentrum, Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister und Jugendgemeinderat oder Zukunft des JuTS.

Jugendfreizeitzentrum...
Die Debatte um das Jugendfreizeitzentrum auf dem Push-Gelände erinnere ihn negativ an die damaligen Diskussionen um das Waldschwimmbad, so Höfer: „Auch damals hieß es: ‘Wir haben kein Geld‘“. Das Ergebnis der IEWS spreche heute für sich. Daher müsse die Jugend auf dem Push-Gelände anpacken, „nach Kassenlage“ finanziell unterstützt durch die Stadt, sprach sich Höfer für den Ausbau der „Baracke“ aus. Die Jugendlichen müssten als Partner verstanden werden, so der Kandidat, der darauf verwies, in jungen Jahren Mitbegründer des ersten Schriesheimer Jugendzentrums gewesen zu sein. Auch Leuthe zeigte sich „begeistert“ vom Engagement der Jugendlichen auf dem Push-Gelände. In Wiesloch – hier ist er Baubürgermeister – habe man günstige Schwedenhäuser als Jugendzentren gebaut. Das sei auch in Schriesheim möglich, wo man durch ehrenamtliches Engagement sicher nochmal ein Drittel der Baukosten sparen könne.

Man dürfe nicht vergessen, den JuTS-Verein in die Überlegungen einzubeziehen, wenn man vom Push-Gelände spreche, so Rosenberger. Was ein künftiges Vereinsmodell von JuTS und Push angehe, sei ja auch eine Kooperation im Gespräch. Konkret äußerte sich Rosenberger zum Ausbau eines Jugendhauses nicht, sagte aber, dass das Engagement der Jugendlichen unterstützt werden müsse. Würz sprach sich dafür aus, den JuTS-Verein „auf dem Push-Gelände zu integrieren“. Ansonsten sein Slogan diesbezüglich: „Jugend weg von der Gass‘“. Arras meinte, es sei gar keine Frage, dass die Jugendlichen bezüglich ihres Jugendzentrums „finanziell und organisatorisch unterstützt“ werden müssten. Arras regte die Möglichkeit an, auf dem Push-Gelände zudem auch Räume für die Tätigkeiten eines Jugendsozialarbeiters zu schaffen. Später sollte sich Rosenberger gegen diese Idee aussprechen. Er sah deren Funktionalität nicht. Schließlich dürfe der Jugendsozialarbeiter weder „Wachhund“ für die Jugendlichen noch „Hausmeister-Ersatz“ für das Push-Gelände sein.

In der Notwendigkeit dieser Stelle waren sich die Kandidaten allerdings einig. Es gebe keinen Zweifel, dass dieser nötig sei, so Arras. Auch um in übergreifender Jugendsozialarbeit die Träger der Jugendarbeit in Schriesheim zusammenzuführen und Angebote an solche Jugendliche zu machen, die nicht in Vereinen engagiert sind. Die Stelle sollte man haben, bestätigte Rosenberger. Allerdings müsse dessen Tätigkeit klar definiert werden – etwa als Bindeglied zum Beispiel zwischen Schulen, Vereinen und Polizei: „Wir brauchen ihn aber nicht für Veranstaltungen“. Würz sprach sich für eine Vollzeitstelle aus und hatte eine „Vision für die Finanzierung“: Die Jugendlichen sollten bezahlte soziale Dienste leisten. So könnte ein Fonds zur Finanzierung der Jugendsozialarbeiter-Stelle entstehen – das Ganze würde dann finanziell zum „Selbstläufer“.

Ein Jugendsozialarbeiter sei in Schriesheim längst fällig, so Höfer. Die Stadt brauche Kontinuität in der Jugendsozialarbeit. Da sei Schriesheim im Vergleich mit der Nachbarschaft „Schlusslicht“. Leuthe meinte, die Stelle sei „unbedingt nötig“ – und könne übrigens auch durch eine Frau besetzt werden. Zu den Aufgabengebieten müsse auch die Qualifizierung von Jugendlichen gehören, damit diese selbst Gruppen in der Jugendarbeit übernehmen können. So schaffe man Kontinuität in der Jugendsozialarbeit, die Altenbach nicht außen vor lassen dürfe. Im Ortsteil gebe es für Jugendliche zwischen 13 und 18 gar keine offenen Angebote.

Alle Kandidaten versicherten auf die eine oder andere Weise, dass der Jugendgemeinderat bei ihnen einen hohen Stellenwert genießt. Er wolle in den JGR-Sitzungen dabei sein, meinte Leuthe. Die Arbeit des jungen Gremiums sei wichtig. Rosenberger regte an, dass der Jugendgemeinderat auch ein erweitertes Spektrum jugendpolitischer Themen behandeln sollte und formulierte die Idee, dem Gremium „eventuell einen eigenen Etat“ zu geben.

...Zukunft des JuTS...
Würz sah Mitglieder des Jugendgemeinderates künftig auch in den Ausschüssen des Gemeinderates. Die Kooperation müsse vertieft werden. Arras nannte den JGR ein „wichtiges Stück Jugendarbeit“, dem alle Gemeinderatsvorlagen zur Kenntnis gegeben werden sollten, „um Euch an die Themen des Gemeinderates heranzuführen“. Die Jugend müsse hier auch gehört werden. Höfer sah Informationen für den Jugendgemeinderat als „Bringschuld“ an. Die Jugendlichen müssten mitreden können. Die Grundlagen seien diesbezüglich gut: „Darauf muss man aufbauen“.

Nächstes Thema: Was wird aus dem JuTS? Man sollte die Räume der Strahlenberger Grundschule geben, meinte Arras. Das JuTS erhalte den räumlichen Ausgleich ja auf dem Push-Gelände. Auch Leuthe sah „das erste Anrecht auf die Räume“ bei der Grundschule – wenn nicht andere Vereine Bedarf anmeldeten. Das JuTS sei für die bisherigen Zwecke nicht geeignet, so Höfer. Gut seien die Räume aber für konkrete Projekte der Jugendarbeit. Vielleicht könnte der Jugendsozialarbeiter in die Räume, schlug Rosenberger vor. Würz wollte sich nicht eindeutig äußern und verwies auf nötige „Abwägungen“.

Die Jugendlichen hatten auch unkonventionelle Fragen. Etwa nach der „größten Straftat“ der Bewerber. Alle außer Höfer gaben zu schnelles Fahren auf der Autobahn an, Höfer selbst die Teilnahme an einer nicht genehmigten Demo (was auch Leuthe für sich einräumte). Rosenberger und Würz erinnerten sich an nächtliche Schwimmbad-Besuche. Zum Schluss gab es noch Einzelfragen aus dem Publikum an die Kandidaten.

Würz, Arras und Höfer wurden gefragt, wie sie die IEWS bei der Unterhaltung des Waldschwimmbades unterstützen möchten. Würz meinte, das Schwimmbad stehe in seiner Prioritätenliste „weit oben“. Arras unterstrich, dass Finanzierungshilfen der Stadt für weitere Sanierungen auch in Zukunft unumgänglich seien. Das Bad könne nur im Rahmen einer „Bürgerbewegung“ gehalten werden. Dabei komme es auch darauf an, dass die Jugend ihre Energie hineinsteckt – „damit es weitergehen kann“.

...und Aussehen des Schulzentrums
Rosenberger wurde noch gefragt, wie er das Aussehen des Schulzentrums zu verbessern gedenke. Hier müssten die Schüler ein Mitspracherecht haben, meinte er. Man könne „auch hier eine ordentliche Lernatmosphäre schaffen“, wenn alle mit anpackten.

An Leuthe richtete sich die Frage, wie man in der Schule Energie sparen könne. Indem man nicht mit Strom heizt, meinte dieser. Alternative Energien müssten auf ihre Einsetzbarkeit geprüft werden. Es gebe preiswertere und umweltfreundliche Alternativen, nannte Leuthe die Nahwärmeversorgung als Ansatz.

Die Moderatoren bedankten sich abschließend bei den Kandidaten. Und wenn man sich nach der Veranstaltung etwas umhörte, entstand schnell der Eindruck, dass auch die Jugendlichen sehr gespannt sind, wer das Rennen um die Nachfolge Peter Riehls machen wird.

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Die Premiere der Podiumsgespräche-2

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung