Schriesheim im Bild 2023

25.10.2005

Gedenken ist nicht namenlos

Eine Tafel benennt die neun nach Gurs deportierten Schriesheimer Juden

Von Maren Schultz

Schriesheim. Bereits im Februar 2004 wurde auf dem jüdischen Friedhof ein Denkmal errichtet, das an die Schriesheimer Juden, die während des Zweiten Weltkrieges deportiert wurden, erinnern soll. Gestern wurde nun die dazu gehörige Namenstafel vorgestellt.

Das Denkmal-Projekt Gurs entstand in Zusammenarbeit des Stadtarchivs Schriesheim mit dem Kurpfalz-Gymnasium. Schüler der dreizehnten Klasse hatten das Denkmal im Kunstunterricht erstellt. Es zeigt eine trauernde Figur sowie drei Davidsterne und steht stellvertretend für neun jüdische Schriesheimer, die während des Zweiten Weltkrieges in das Lager Gurs in Südfrankreich deportiert wurden. Zur Vorstellung der Namenstafel am Denkmal waren die Schüler des Neigungskurses 13 sowie die Klasse 9a des Kurpfalz-Gymnasiums anwesend, die die Vorstellung musikalisch begleiteten.

Hildegard Maier-Ehrke, Lehrerin am Kurpfalz-Gymnasium, begrüßte alle Anwesenden, darunter Vize-Bürgermeister Siegfried Schlüter und Matthias Nortmeyer, den Schulleiter des Kurpfalz-Gymnasiums, und erklärte die Entstehung des Mahnmals.

Die Errichtung solcher Denkmäler sei ein großes „ökumenisches Projekt“, an dem seit 2004 auch Jugendliche in Baden arbeiteten, so Maier-Ehrke. Die Schüler der Klasse 9a lasen ihre Gedanken und Erklärungen zu dem Mahnmal vor und Dr. Joachim Maier erläuterte kurz das jeweilige Schicksal der neun jüdischen Schriesheimer. Von den insgesamt neun Deportierten hätten nur drei die Deportation überlebt, so Maier. Dies seien das Ehepaar Julius und Mina Fuld, die mit Hilfe ihrer Tochter aus dem Lager fliehen, und in die USA ausreisen konnten, sowie Max Weinberger, der bis Kriegsende im Lager überlebte und 1945 nach England ausreiste. Daniel Marx, der zusammen mit seiner Frau Betty nach Gurs deportiert wurde, starb dort bereits nach drei Monaten, seine Frau wurde von Gurs ins Lager Rabes verlegt, wo sie 1943 starb.

Das Ehepaar David und Klara Oppenheimer, geborene Marx, wurden zusammen nach Gurs deportiert, er wurde jedoch ins Lager Nexon bei Limoges verlegt und sie nach Auschwitz. Beide starben 1942.

Ludwig Oppenheimer, der aufgrund einer Behinderung 1938 nicht mit den anderen Mitgliedern seiner Familie in die USA ausreisen konnte, verbrachte einige Zeit in einem israelitischen Altenheim am Bodensee, von wo aus er schließlich nach Gurs deportiert wurde. Er starb dort bereits vier Monate nach seiner Ankunft. Mathilde Strauss, geborene Oppenheimer, starb 1942 in Auschwitz.

„Mit der heutigen Übergabe der Namenstafel erhalten die Deportierten ihre Namen und einen Teil ihrer Würde zurück“, so Maier. Er betonte, dass die Deportierten und ihr Schicksal nie vergessen werden dürften. Man gedachte der Schriesheimer Juden abschließend mit einer Schweigeminute.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung