Schriesheim im Bild 2023

14.11.2005

Frieden in Freiheit ist ein hohes Gut

Schriesheimer und Altenbacher gedachten am Volkstrauertag ihrer Toten – Opfer des Zweiten Weltkriegs aus Schriesheim recherchiert

In Altenbach und Schriesheim gedachten die Redner Diakon Reinhard Losch (l.) und Karl-Heinz Grüber am Volkstrauertag der Opfer von Krieg und Gewalt: Nicht überflüssig sei der Volkstrauertag sondern nötiger denn je.
Schriesheim. (sk) Der Volkstrauertag ist nicht überflüssig geworden, sondern notwendiger denn je: Das war der Tenor der Reden zum Volkstrauertag in Schriesheim – viele gedachten gestern den Opfern von Krieg und Gewalt. Der Posaunenchor leitete die Feier am Kriegerdenkmal mit dem Stück „Were you there“ ein, dann trug die Realschülerin Eva Dellbrügge ein Gedicht vor.

Der Schriesheimer VdK-Vorstand Karl-Heinz Grüber hielt die einleitende Ansprache. Das Gedenken der Opfer sei wichtiger denn je, damit sie nicht in Vergessenheit gerieten. Grüber gedachte der Opfer von Terror und Krieg in jüngster Zeit, so auch den beiden Bundeswehrsoldaten, die im Frühjahr in Kundus umgekommen sind, und der Opfer in den Krisengebieten des Nahen und Mittleren Ostens. Dennoch gebe es immer wieder hoffnungsvolle Zeichen, zum Beispiel die Hilfsbereitschaft der Menschen nach der Tsunami- Katastrophe. Der Männergesangsverein Eintracht mit seinem Dirigenten Markus Hölzel umrahmte den Vortrag mit dem Lied „Im Dorf, da geht die Glocke schon“.

Der katholische Diakon Alfred Müller sah gegenwärtig Frieden und Wohlstand durch Terror und Fanatismus bedroht. Die Terrorgefahr werde noch immer unterschätzt. „Frieden in Freiheit“, so Müller, „ist eines der höchsten Güter unserer Zeit“. Er schloss mit einem Gebet für die Toten der Weltkriege und die Friedenssicherung. Darauf trug die Eintracht „Abends im Walde“ vor. Bürgermeister Peter Riehl legte einen Kranz am Denkmal nieder, und die Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat gedachten der Toten, indem sie die Namen aller Schriesheimer vortrugen, die im Zweiten Weltkrieg umgekommen waren. Recherchiert haben diese Namen Monika Stärker-Weineck und Professor Joachim Maier in Zusammenarbeit mit Ursula Abele vom Stadtarchiv und dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen, Hansjörg Höfer. Sie werden im Schriesheimer Jahrbuch zu lesen sein, das Anfang Dezember erscheint. 246 Schriesheimer fielen als Soldaten oder wurden vermisst gemeldet und dann für tot erklärt.

Es gab mehrere Euthanasie-Opfer, außerdem waren 19 Schriesheimer jüdischen Glaubens deportiert worden und in Vernichtungslagern umgekommen – nur drei überlebten. Zwei Schriesheimer Widerständler kamen ums Leben: Karl-Heinz Klausmann und Alfred Herbst. Riehl sprach sich für den Volkstrauertag aus: „Wir brauchen diesen Tag, auch wenn er hundert Jahre alt wäre, weil er in die Geschichte unserer Gemeinde gehört“. Der Posaunenchor beendete die Veranstaltung mit dem traditionellen Lied „Ich hatt‘ einen Kameraden“ von Ludwig Uhland.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung