Schriesheim im Bild 2023

30.12.2005

Jahresrückblick 2005: Die Themen

Jahresrückblick 2005: Die Themen

Jubiläen, Personalien, Überraschungen, Entwicklungen: Das Jahr hatte mehr zu bieten als nur die Bürgermeisterwahl

Bürgermeister Peter Riehl hätte am Wahlabend lieber Peter Rosenberger die Hand gegeben. Sein Nachfolger wird aber Hansjörg Höfer. Foto: Dorn

Eine Auswahl von Carsten Blaue

Die Grünen haben oftmals die Sachpolitik aufgegeben und praktizieren nur noch eine Contra-Haltung“: Das sagte Bürgermeister Peter Riehl im RNZ-Jahresinterview, das am 5. Januar dieses Jahres veröffentlicht wurde. Jetzt, knapp zwölf Monate danach, steht fest, dass ein Fraktionsmitglied der Grünen Liste am 1. Februar 2006 als sein Nachfolger vereidigt wird: Hansjörg Höfer. Riehl gab nach dem entscheidenden Wahlgang am 18. Dezember offen zu, dass ihm Peter Rosenberger, der Kandidat von CDU, Freien Wählern und FDP, lieber gewesen wäre als neuer Mann im Amt. Höfer nahm‘s gelassen. So sei er nun mal, der Bürgermeister: „Aus seinem Herzen hat er noch nie eine Mördergrube gemacht“. Höfer unterstrich, dass sich Riehl während des Wahlkampfs immer fair verhalten habe.

Mit anderen Worten: Der Bürgermeister hat sich herausgehalten, und das war richtig so. Überhaupt war der Wahlkampf unterm Strich bis zum Schluss eine faire Sache. Etwas zu oft bemüht wurde von den Kandidaten allerdings das Wort „unabhängig“. Von den fünf ernsthaften Bewerbern, die sich für den ersten Wahlgang anboten, waren eigentlich nur Volker Arras und Karlheinz Würz wirklich parteipolitisch unabhängig. Arras war es allerdings nicht ganz freiwillig, hatte er doch im Vorfeld der Nominierungen ebenso wie Rosenberger um die Gunst von Freien Wählern, FDP und CDU geworben. Jedoch hatte er am Super-Nominierungsabend aller drei Parteien am 8. April mehr als deutlich das Nachsehen gegenüber Rosenberger.

Man erinnert sich noch gut an die Nominierungsveranstaltung der CDU im „Schwarzen Adler“. Nachdem Rosenbergers Nominierung feststand, beglückwünschte ihn der CDU-Ortsvorsitzende Anselm Löweneck und sagte: „Wir werden die Wahl gewinnen“. Heute weiß Schriesheim: Er hat sich getäuscht damals.

Bis zum Abend des ersten Wahlganges am 27. November sah wirklich alles nach einem Sieg Rosenbergers aus. Er hatte zehn Prozentpunkte Vorsprung vor Höfer, der zwar als unabhängiger Kandidat antrat, jedoch immer wieder mit seiner kommunalpolitischen Herkunft konfrontiert wurde. Es hat ihm nicht geschadet. Über die Gründe, warum Höfer das Ruder doch noch knapp herumreißen konnte, wird seit dem zweiten Wahlabend am 18. Dezember fast angeregter diskutiert als jemals über die Sachthemen während des Wahlkampfs. Doch ist diese Diskussion nicht immer nachzuvollziehen. Etwa, wenn es darum geht, wie stark Höfers demokratische Legitimation für die Amtsausführung ist, weil er gerade mal 1,4 Prozent mehr Stimmen bekam als Rosenberger. Halten wir es mit Siegfried Schlüter: „Wenn ein Kandidat eine Mehrheit hat, dann hat er auch die Legitimation. Egal, ob mit einer Stimme Mehrheit oder mit vielen“. Schriesheim sollte langsam zur Ruhe kommen und den neuen Bürgermeister erstmal anfangen lassen im Februar. Dann wird man sehen, wie es weitergeht.

Kosten, Steuerlöcher und ein fehlendes „V“
Nach der Schließung des Hirschberger Polizeipostens sorgt der Posten in Schriesheim seit Januar auch für die Sicherheit der Bürger in der Nachbargemeinde.

Die Kanal- und Leitungssanierung in der Lutherischen Kirchgasse und in der Bahnhofstraße ist in diesem Jahr das aufwändigste Bauprojekt. Die geschätzten Kosten: etwa 830000 Euro.

Die Kosten für die Rebflurbereinigung werden im Juni neu verteilt. Der Gemeinderat stimmt zu, dass die Grundstücksbesitzer nicht mit den Kosten für den Wegebau belastet werden. Nach dem neuen Kostenvoranschlag betragen die Gesamtkosten rund 1,5 Millionen Euro. Gut eine Million Euro übernehmen Bund und Land in Form von Zuschüssen – vor allem für die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen. Die Stadt trägt nach diesem Modell rund 21 Prozent der Gesamtkosten, also rund 320000 Euro. Frühestens nach der Lese im Herbst 2006 soll es mit der Rebflurbereinigung losgehen.

Ein Gewerbesteuer-Loch bringt im März den Haushalt 2005 ins Trudeln. Ein Drittel der geplanten Einnahmen fällt weg. „Das ist eine Katastrophe“, so Bürgermeister Peter Riehl. Die Haushaltsverabschiedung wird vertagt.

25 junge Musiker und ihre Musiklehrer von der Ecole de Musique d‘Uzès sind im April zu Gast in Schriesheim und geben mit der KGS Big Band und der Schriesheimer Musikschule ein beeindruckendes Partnerschaftskonzert im Schulzentrum.

Der Push-Verein macht dieses Jahr große Fortschritte mit seinem Jugenhaus. In ehrenamtlicher Arbeit und mit Handwerker-Unterstützung kommt das Dach drauf, werden Fenster und Türen eingebaut. Auch im Innenausbau geht es voran. Daneben machen sich Push und JuTS darüber Gedanken, wie eine Kooperation ihrer Vereine in Zukunft aussehen soll. Die Jugendlichen beschäftigen sich auch mit der Frage, welchem Anforderungsprofil ein neuer Jugendsozialarbeiter entsprechen sollte. Zu diesem Thema erarbeitet darüber hinaus ein Arbeitskreis von JuTS, Push, Gemeinderat und Verwaltung ein Konzept, in dem auch das Für und Wider erwogen wird, ob man einen Jugendsozialarbeiter anstellen oder ob man die Jugendsozialarbeit einem Trägerverein überlassen sollte.

Die Erschließung des Baugebiets „Nord“ ist im April fertig. Das Projektvolumen: rund 6,4 Millionen Euro. Die MVV Energie AG übergab 267 Grundstücke an die Eigentümer.

Der Vortrag „Kriegsende und Befreiung“, in dem Fritz Hartmann an die letzten Kriegstage vor 60 Jahren in Schriesheim erinnert, wird viel beachtet. Inzwischen gibt es den Vortrag auf CD.

Die Freie Wählervereinigung (FWV) beschließt in ihrer Jahreshauptversammlung im April, auf das V zu verzichten. So heißen sie jetzt einfach Freie Wähler (FW).

Die Erweiterung des Schulzentrums wird vom Land „eins zu eins“ gefördert. Diese gute Nachricht überbringt im Mai Landtagsabgeordneter Georg Wacker (CDU). Die Stadt bekommt 64 Prozent der zuschussfähigen Kosten, also insgesamt über 610000 Euro, für den Bau von vier neuen Fachräumen und zwei Klassenzimmern im Bereich der Real-, sowie der Grund- und Hauptschule.

Eine Holzhackschnitzelheizanlage wird im Juli im Talhof eingeweiht. Die Soziale Heimstätte heizt nun also mit umweltfreundlicher Biomasse. Im August erhält der Talhof zudem die DIN-Zertifizierung für sein Qualitätsmanagement.

Mit der letzten Haushaltseinbringung seiner Amtszeit reißt Bürgermeister Peter Riehl die Stadträte im Dezember „aus so manchen Träumereien des Wahlkampfs“ heraus und erläutert die „harte Realität in Zahlen und Fakten“. Im Haushalt 2006 schlägt eine Darlehensaufnahme in Höhe von 2,75 Millionen Euro zu Buche. Die Etats haben ein Gesamtvolumen von 25,74 Millionen Euro. Der Haushalt soll am 11. Januar verabschiedet werden – in der letzten Arbeitssitzung, die Riehl leiten wird.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung