Schriesheim im Bild 2023

27.01.2006

„Ihr seid eine ganz tolle Mannschaft“

Gestern war es das Verwaltungspersonal, das sich von Bürgermeister Peter Riehl verabschiedete – Sein Wunsch: „Wachst etwas enger zusammen“

Das Abschiedsgeschenk der Rathaus-Mannschaft war eine Stele aus Sandstein, aus deren Spitze Steinbildhauer Herbert Wink die Strahlenburg herausgearbeitet hat. In Schattenschrift steht im Stein: „Freund ich bin vun Schriese“. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter applaudierten Riehl stehend – und eine Massage von Siegfried Bauer gab es auch noch für den „Chef“.

Schriesheim. (cab) Gestern verabschiedeten sich die Rathaus-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter von ihrem „Chef“ Peter Riehl. Der scheidende Bürgermeister gab zu, dass seine „Abschiedstour“ auch Kraft koste. Aber diese Stunde mit seinem Verwaltungsteam sei ihm wichtig: „Es ist ein schöner Moment im Rahmen meiner Verabschiedung, der ans Herz geht. Ihr seid eine ganz tolle Mannschaft.“ Riehl appellierte an alle im Rathaus: „Wachst etwas enger zusammen.“

Für die Kindergärten sprach Luzianne Barth, die Leiterin des Kindergartens „Kinderschachtel“. Für Riehl seien die Kinder ein „Steckenpferd“ gewesen. Diesem Umstand verdanke Schriesheim, das Prädikat „Kinderfreundliche Stadt“ zu tragen. Nicht nur neue Kindergartenplätze seien unter Riehls Regie geschaffen worden. Auch sei man bezüglich der Öffnungszeiten auf die Bedürfnisse der Eltern eingegangen. Riehl habe viel für junge Familien getan und so „eine Menge Arbeitsplätze für sozialpädagogisches Personal geschaffen“. Der Bürgermeister habe oft spontan und unbürokratisch gehandelt. Er sei ein „unvergesslicher Bürgermeister“ geworden: „Nun ist es aber doch soweit, dass wir uns an einen neuen Chef gewöhnen müssen“, sagte Barth.

Anschließend trat Klaus Landwehr ans Mikrofon. Der Fuhrparkchef des Bauhofs sagte zu Riehl: „Es war immer eine Freude, mit Ihnen arbeiten zu dürfen.“ Riehl wird im Bauhof auch künftig eine Schultermassage von Siegfried Bauer bekommen, wenn er will. Außerdem werde für den Bürgermeister immer eine Kaffeetasse und ein Frühstücksbrett bereitgehalten, so Landwehr.

Für die Stadtbibliothek, die VHS und das Stadtarchiv sprach Archivarin Ursula Abele. Jede der drei Institutionen habe in Riehls Amtszeit ihre eigene Geschichte und Entwicklung genommen. Das Stadtarchiv sei entstanden, die VHS habe ihre endgültige Organisationsform erhalten, und die Stadtbibliothek habe sich von der „Buchausleihstelle“ zum Kultur- und Kommunikationszentrum entwickelt. Die drei Einrichtungen seien bestens aufgestellt, auch im kommunalen oder landesweiten Vergleich. Abele hob Riehls Hingabe an die Stadt hervor und rechnete ihm mit einem Augenzwinkern „als persönliche Hochleistung“ an, dass er ihr – einer Schwäbin in der Kurpfalz – die Stadtgeschichte Schriesheims anvertraut habe.

Riehls Erster Stellvertreter Siegfried Schlüter hob in seinem Grußwort die vertrauensvolle Atmosphäre hervor, die im Rathaus geherrscht habe. Er selbst habe sie in den Zeiten gespürt, in denen er anstelle Riehls, so wörtlich, „den Boss spielen durfte.“ Riehl sei eigentlich nie der „Chef“ gewesen, sondern „Respektsperson und Kollege“ im besten Sinne, so Schlüter.

Die Personalratsvorsitzende Margit Höhr sagte zu Riehl: „Mit Wehmut haben wir den Tag Ihres Abschieds unaufhaltsam auf uns zukommen sehen. Sie werden uns allen sehr fehlen.“ Riehl habe sich zum Kreis des Rathauspersonals zugehörig gefühlt, und Höhr bestätigte: „Herr Riehl, Sie sind einer von uns.“ Er habe daher „die Pflicht“, auch in Zukunft Freundschaften und Kontakte zu den Rathaus-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern zu pflegen. Höhr fragte sich, wie die Lücke, die Riehl hinterlasse, geschlossen werde. Der scheidende Bürgermeister zeigte sich rückblickend dankbar dafür, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein Angebot zur Zusammenarbeit angenommen haben: „Das kann man nicht befehlen“. Bürgermeister zu sein, so Riehl, sei einer der schönsten Berufe und einer der schwersten. Hierfür brauche man nicht nur starke Mitarbeiter. Auch schwächere würden zählen. Hier erinnerte Riehl unter Tränen an den frühen Verlust der jungen Rathaus-Mitarbeiter Thomas Wagner und Michaela Schlechter. Er sei stolz, Schriesheim gemeinsam mit der ganzen Verwaltung geformt, gestaltet und groß gemacht zu haben.

Doch nun sei zunächst niemand mehr da, der bei Problemen eine Einheit im Rathaus schafft, so Riehl. Er akzeptiere die Wahl Hansjörg Höfers voll und ganz. Aber dieser müsse sich erst „selbst im Amt finden“. Daher müssten alle im Rathaus enger zusammenrücken, sagte Riehl, der mit den Worten schloss: „Wir haben die zweitbeste Stadt und die zweitbeste Verwaltung der Welt. Und die beste müssen wir noch suchen.“

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung