Schriesheim im Bild 2023

31.01.2006

Peter Riehls Abschied: Ein großer Lotse geht von Bord

Ein Abend der Emotionen, der Tränen und der Freude in der Mehrzweckhalle – Oettinger übergibt Stauffer-Medaille des Landes, Schütz die Goldene Ehrenmedaille des Kreises

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Im Vorfeld hatte Peter Riehl diesen Abend in der Mehrzweckhalle stets als den großen Schlusspunkt seiner Ära betrachtet, den er mit seinen Bürgern feiern möchte. Als Stelldichein der Ehrengäste, als das Finale der Tränen und Emotionen. Schriesheims Ehrenbürger und scheidender Bürgermeister, der heute den letzten Tag seiner 32-jährigen Amtszeit erlebt, hatte sich nicht getäuscht. Die Halle war nicht nur bis zum letzten Platz gefüllt: Viele Bürger verfolgten den Abend stehend.

Die Gästeliste war ein „Who is who“ der Schriesheimer Lokalprominenz sowie aus Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Institutionen in der Region – und darüber hinaus. Dazu Abordnungen aus der Partnerstadt Uzès und von der Partner-Feuerwehr aus St. Margarethen. Ein besonderer Gruß des Bürgermeisterstellvertreters Siegfried Schlüter, der durch den Abend führte, galt natürlich Landesvater Günther Oettinger, neben dem Landrat Dr. Jürgen Schütz Platz genommen hatte. Riehl begrüßte seine Kollegin, Heidelbergs OB Beate Weber, selbstverständlich mit Küsschen. Für die Kollegen der Nachbarschaft sprach später jedoch Gerhard Widder, Mannheims Oberbürgermeister.
„...bei Weck, Worscht und Woi“

Schlüter sagte, Riehl feiere den Abschied mit vielen Bürgern, wie es zu seiner Art passe – bei „Weck, Worscht und Woi, und das alles fer umme“. Die Gärtnerei Kimmel verwandelte die Mehrzweckhalle in einen festlichen Saal, VHS-Leiter Frank Röger sorgte im Foyer für eine Pressefoto-Ausstellung mit Schnappschüssen Riehls. Die Strada Montana Big Band der Musikschule spielte, der Fanfarenzug des KSV schmetterte zum Intro des Abends. Die Bergwerker überbrachten in Uniform ein Geleucht, begleitet von einem Gedicht der kleinen Franziska Machatschek, die Weinhoheiten sprachen ein letztes Mal „zu ihrem Bürgermeister“. Auch die Jagdhornbläser grüßten, und natürlich die Chöre: Alles war so, wie es sich für Riehl gehört.

Dann sprach der Ministerpräsident. Ein großer Lotse gehe von Bord, äußerte Oettinger großen Respekt vor Riehls Lebensleistung. Die Stadt trage die Handschrift des scheidenden Bürgermeisters. Riehl sei ein Original mit Herz und Verstand. Oettinger ließ in einer Anekdote später fast ganz nebenbei auch fallen, dass „die Ortsumgehung kommen muss“, der Branichtunnel also. Dafür gab es Applaus. Er sprach auch Riehls Nachfolger Hansjörg Höfer an und bot ihm an, die guten Kontakte zwischen dem Land und der Stadt Schriesheim fortzusetzen.

Oettinger verriet auch mit einem Augenzwinkern aus einem Gespräch mit Riehls Ehefrau Evelyn, dass Peter Riehl gedenke, als Pensionär daheim den Haushalt komplett umzustellen. Evelyn Riehl und ihre Mutter hätten für diesen Fall schon mal vorsorglich den Auszug angedroht. Ja, es durfte auch gelacht werden an diesem Abend. Der Ministerpräsident übergab Peter Riehl in Anerkennung seiner Verdienste die Stauffer-Medaille des Landes Baden-Württemberg.

Riehl habe Schriesheim in der Region bekannt und beliebt gemacht, so Landrat Dr. Jürgen Schütz, der für alle Behördenvertreter sprach. Riehl sei einer der sowohl menschlich als auch gesellschaftlich und politisch wirkungsstärksten Bürgermeister im Rhein-Neckar-Kreis geworden. Die Kraft dafür habe er im Kreise seiner Familie getankt, so der Landrat. Er zeichnete Riehl, der übrigens nie Kreisrat war, im Namen des Kreistages mit der Goldenen Ehrenmedaille des Kreises aus.

Schütz beglückwünschte in seiner Rede auch Riehls Nachfolger Hansjörg Höfer. Und gab ihm ein Wort des japanischen Dichters Basho mit auf den Weg: „Folgt nicht unbedingt den Fußspuren der Meister. Sucht aber, was sie gesucht haben“. Und das sei im Falle Schriesheim „der Stadt Bestes“ gewesen, so Schütz. Er sagte zu Höfer: „Der Rhein-Neckar-Kreis wird Sie dort, wo es nötig ist, unterstützen.“

Mannheims OB Gerhard Widder dankte für viele gute Jahre der Zusammenarbeit: „Es war uns eine große Freude, lieber Peter“. Die Verabschiedung sei mit Trennungsschmerz auf beiden Seiten verbunden. Riehl habe das Amt mit Haut und Haaren gelebt, und das jeden Tag. Widder sprach über den Menschen Peter Riehl, seine Stärken, seine Klarheit in der Aussage, seine Geradlinigkeit. Er habe andere so gelenkt, dass sie denken, alles aus eigener Überzeugung getan zu haben. Riehl habe die Chance des Systems der kommunalen Selbstverwaltung über 32 Jahre genutzt. Widder sagte nicht Ade, wie Schütz, sondern „auf Wiedersehen“. Und eines, so Widder, sollte Riehl klar sein: „Daheim ist die leitende Position bereits besetzt“. Widder hieß Höfer im Kreise der Bürgermeister willkommen: „Unsere guten Wünsche begleiten Sie, Herr Kollege Höfer“. Widder übergab als Geschenk die Kurpfalz-Vase und einen Blumenstrauß an Evelyn Riehl: „Sonst nutzt er die Vase als Aschenbecher, und das wäre gefährlich“.

Der Ehrenpräsident des Landes-BdS, Rolf Kurz, würdigte die Bedeutung Riehls für die Mittelstandskundgebung des BdS.

Die Vereine übergaben Riehl eine Sammlung von Glückwünschen. Die Musik- und Gesangvereine waren nicht dabei, da zwölf Vereine zu Ehren Riehls an dessen Geburtstag, dem 20. Mai, in der Mehrzweckhalle eine Gala veranstalten. Der Erlös des „ansprechenden, abendfüllenden Programms“ (Liederkranz-Vorsitzender Jürgen Betzin) soll dem Push-Verein zur Verfügung gestellt werden..

Die Mehrzweckhalle war proppevoll gestern bei der offiziellen Verabschiedung von Bürgermeister Peter Riehl, der heute seinen letzten Arbeitstag hat. Der Mann, der die Geschicke der Weinstadt 32 Jahre lang gelenkt hat, erlebte einen großen Abend. Auch seiner Ehefrau galt ein Dankeschön von vielen Seiten. Fotos: Peter Dorn

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung