Schriesheim im Bild 2023

02.02.2006

Schriesheim hat einen neuen Bürgermeister: Hansjörg Höfer sprach gestern den Amtseid

„Ich werde mein Amt nicht als ‘grüner‘ Bürgermeister führen“: Höfer will dafür sorgen, dass sich alle Schriesheimer als Sieger der Bürgermeisterwahl fühlen können

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Gestern Abend wurde Bürgermeister Hansjörg Höfer vereidigt. Viele Bürger verfolgten die Verpflichtung des neuen Stadtoberhaupts in den fast aus den Nähten platzenden Sitzungssälen des Rathauses und in den Fluren, darunter die Ehrenbürger Peter Riehl und Peter Hartmann. Höfer erhielt die Amtskette aus den Händen seines Ersten Stellvertreters Siegfried Schlüter.

Danach war es Schlüter ein Anliegen, Höfer auch im Namen Heinz Kimmels die absolute Loyalität der beiden Bürgermeisterstellvertreter zuzusagen: „Wir werden gerne mit Ihnen zum Wohle der Stadt zusammenarbeiten“. Aber beide seien eben auch Stadträte. Und da sei man auch mal in der Sache anderer Meinung als der Bürgermeister. Dabei gehe es aber allen Seiten stets um Schriesheims Wohlergehen, nicht um Parteipolitik. Schlüter hoffte, dass die offene Informationspolitik der Verwaltung gegenüber dem Gemeinderat beibehalten werde.

In seiner Rede dankte Höfer zunächst seinem Heddesheimer Kollegen, Michael Kessler, der für die Bürgermeister des hiesigen Arbeitskreises der Verwaltungschefs gesprochen hatte: „Sie haben mir den Start in das neue Amt leicht gemacht, ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit Ihnen und den übrigen Bürgermeistern“.

In seinem Dank an Schlüter sagte Höfer: „Sie gehören seit 25 Jahren dem Gemeinderat an und haben uns allen Erfahrungen voraus. Ich habe mich gefreut, dass der Gemeinderat sie gebeten hat, die Vereidigung vorzunehmen. Uns verbindet mehr als 20 Jahre der Zusammenarbeit im Gemeinderat und darüber hinaus haben wir mehrere Jahre bei der Weinlese gemeinsam die Butten getragen“.

Der neue Bürgermeister lobte ausdrücklich Jan Metzger für seine „erstaunliche Rede“ im Namen des Jugendgemeinderates. Er habe darin einen Eindruck davon gewonnen, so Höfer, mit welcher Verantwortung die Jugendlichen mit dem Wohlstand umgehen, mit dem sie aufwachsen.

Höfer sagte über sich, dass ihn die Zeit als Stadtrat der Grünen Liste nicht nur politisch, sondern auch persönlich geprägt habe. Die Erfahrungen im Gremium hätten letztlich auch zu seiner Kandidatur als Bürgermeister geführt. Höfer wünschte sich, in der Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat an „das gute Miteinander“ anknüpfen zu können. Sein Vorgänger Peter Riehl habe 32 Jahre Stadtgeschichte geschrieben: „Wenn wir aber daran denken, was Schriesheim heute auszeichnet, dann müssen wir noch zwei weitere Persönlichkeiten erwähnen“, erinnerte Höfer an die Bürgermeister Georg Rufer und Wilhelm Heeger. Rufer habe die Gemeinde in der Nachkriegszeit unter schwierigen Bedingungen geführt, Heeger die Voraussetzungen des Zusammenlebens geschaffen.

Höfer ging in seiner Rede auch auf die Bürgermeisterwahl ein. Nach der Kommunalverfassung stünden hier stets Personen und keine Parteien zur Wahl. Alle Bürgermeister der Nachkriegszeit hätten ihr Amt unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung als Dienst an allen Bürgern verstanden: „Dieses Amtsverständnis habe ich auch, und ich bitte darum, mich an meinen Taten zu messen und nicht an den üblichen Klischees“, so Höfer. „Ich werde mein Amt nicht als ‘grüner‘ Bürgermeister führen, sondern als Bürgermeister für alle Schriesheimerinnen und Schriesheimer. Ich habe gleich nach der Wahl auf der Treppe des Rathauses gesagt, dass ich dafür sorgen möchte, dass kein Schriesheimer Bürger sich als Verlierer der Bürgermeisterwahl fühlen muss. Dazu stehe ich auch heute. Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, dass alle Schriesheimer sich als Sieger fühlen können“, sagte der Bürgermeister. Auch dem Gemeinderat machte Höfer das Angebot „zur unvoreingenommenen und an der Sache orientierten Zusammenarbeit“. Schriesheim habe eine hohe Wohn- und Lebensqualität. Es müssten Anstrengungen unternommen werden, um das Geschaffene zu erhalten. Aufgaben, die heute noch die Gemeinde erledige, müssten auf mehrere Schultern verteilt werden. Hier sei bürgerschaftliches Engagement gefragt. Schriesheims Bürgerschaft sei überaus engagiert, so Höfer.

Darum sei ihm nicht bange, dass sie auch in Zukunft ihren Beitrag zum öffentlichen Leben leiste und die Stadt entlaste: „Wir müssen das Ehrenamt stärken, und das nicht nur mit Worten. Wir dürfen nicht stehen bleiben, sondern wir müssen uns gemeinsam auch neue Gedanken über Partizipation machen. Dazu suche ich in Zukunft die Debatte mit ihnen und in der Öffentlichkeit.“ Mut mache ihm auch, dass Schriesheim über hervorragend qualifizierte und engagierte Mitarbeiter in der Verwaltung verfüge, so Höfer: „Deshalb freue ich mich darauf, in diesem Rathaus arbeiten zu dürfen.“ Er versprach, sich mit ganzer Kraft für das Wohl seiner Heimatstadt einzusetzen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung