Schriesheim im Bild 2023

09.03.2006

„Wer später kommt, will länger bleiben“

Gastronomen Karl Forschner und Gerd Bartsch fordern längere Öffnungszeiten für das BdS-Zelt

Schriesheim. (sk) Das Leistungsschau-Zelt auf dem Schriesheimer Mathaisemarkt funktioniert, rein räumlich gesehen, ähnlich wie „Ikea“: Wie beim schwedischen Möbelriesen muss man auch in Schriesheim erst den Rundgang durch die Ausstellung machen, um zu den „Köttbullar“, respektive Forschner-Würstchen, zu gelangen. Im Zelt verrät schon am späten Nachmittag der große Andrang der Besucher die richtige Richtung.

„Ab 18 Uhr gucken die Aussteller schon auf die Uhr, da tut sich bei denen weniger“, sagt Emil Kling vom Förderkreis Schriesemer Keschde. Anders die Gastronomiebetriebe: An den Ständen des Weinguts Bartsch und der Welde-Brauerei werden zu dieser Zeit die besten Umsätze gemacht, sie sind abends traditionell gut besucht, um nicht zu sagen: überlaufen. Das gleiche gilt für den Metzgerei-Stand. Die Besucher stehen dicht gedrängt um die Bistro-Tische, essen und trinken, Zigarettenqualm wabert, und man versucht, sich im Gespräch gegen das Wummern der Musik vom Welde-Stand durchzusetzen. Der ganze Trubel dauert noch etwa zwei Stunden, dann wird das Gewerbezelt geschlossen. „Früher konnten sich die Leute für den Mathaisemarkt Urlaub nehmen. Da sind sie schon vormittags gekommen und haben sich am Stand getroffen“, erinnert sich Metzger Karl Forscher. Heute sei das anders, die Besucher kämen von der Arbeit hierher. Auf diese veränderten Ausgehgewohnheiten müsse die Gastronomie reagieren, erklärt der Betreiber des Partyservice: „Man trifft sich hier auf einen Wein und zieht dann weiter in die Straußwirtschaften“.

Das ist auch Gerd Bartschs Erfahrung: „Die Gäste beschweren sich bei mir, dass schon abends um acht Schluss ist und sie das Zelt verlassen müssen. Ich bin für längere Öffnungszeiten, wenigstens bis 21 Uhr, alles andere ist unvernünftig“, fordert der Gastronom. Darin unterstützt ihn Horst Kolb vom BdS; er setzt sich für eine Verlängerung der Öffnungszeit bis 21 Uhr ein. Bürgermeister Hansjörg Höfer ist dafür, den gegenwärtigen Zustand vorerst beizubehalten. Um 20 Uhr wird zwar der Eingang geschlossen, neue Besucher dürfen nicht mehr hinein. Aber die letzten Gäste verlassen das Zelt oft erst eine dreiviertel Stunde später.

„Wir machen um acht das Licht an und spielen das Lied ,Sierra Madre‘ von den Schürzenjägern. Wenn dann die Glocke geläutet wird, ist sozusagen die letzte Runde eingeläutet“, erklärt Thomas Sauer vom Welde-Stand. Bei dem Thema Öffnungszeiten ist er flexibel: „Ich bin in Schriesheim Gast und schließe mich der Mehrheitsentscheidung an“, sagt Sauer, der seit fünf Jahren den Stand betreut. „Wenn die Gäste erst später kommen können, dann wollen sie auch länger bleiben. Mein Stand ist ein Treffpunkt für die Leute, und ich bin für eine Verlängerung der Öffnungszeiten“, erklärt Forschner.

Anfang der Neunziger sei das BdS-Zelt bis 22 oder 23 Uhr offen gewesen, „da ging es liberaler zu“, erinnert sich Bartsch. Eine Konzession bis Mitternacht wolle niemand, nur eben eine Liberalisierung, erklärt der Gastronom.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung