Schriesheim im Bild 2023

25.04.2006

Sie fragten nicht lange, sondern packten an

Zur Nachahmung empfohlen: Vereine haben die Grünflächen in der Schillerstraße von Müll und Wildwuchs befreit – Rollenweise Grünschnitt

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Bürgermeister Hansjörg Höfer wollte nicht länger fragen. Und der BDS, der Verkehrsverein und der Obst-, Wein- und Gartenbauverein wollten nicht länger tatenlos zusehen: Also packten die Vereinsaktiven am Samstag an und machten auf dem verwilderten und als Müllkippe missbrauchten Grünstück in der Schillerstraße, schräg gegenüber der Einmündung der Theodor-Körner-Straße, erstmal tabula rasa.

Verwilderte Sträucher wurden in der rund 15 Jahre alten Anlage zurückgeschnitten oder gerodet, der Wildwuchs beseitigt und gleich rollenweise – also anhängerweise – von Jutta und Peter Becker abtransportiert zum Häckseln auf dem heimischen Hof. Die Beckers stellten übrigens nicht nur die Gerätschaften. Sie sorgten im Gestrüpp auch mit der Motorsäge für Klarheit.

Zuvor hatten sich zwei 17 Jahre alte Schüler aus dem Kurpfalz-Gymnasium noch etwas dazu verdient in den Osterferien. Vom vergangenen Dienstag bis Freitag entmüllten sie den Grünbereich (vor allem Flaschen holten sie raus) und fegten Laub auf – zu acht Euro die Stunde, wie Höfer sagte.

Er beschrieb das Problem, das sich bisher in Sachen Grünpflege in der Nachbarschaft zum OEG-Bahnhof stellte und auch für die Zaunbegrünung längs der Parkplätze in der Schillerstraße galt: „Es war immer die Frage: Wem gehört was? Wer pflegt das Grün am Zaun? Getan hat sich nichts.“ Stimmt. Der Knöterich wuchs und wuchs bis in die Straßenbäume hinein. Der Lichtverlust machte sich im Wuchs der Bäume bemerkbar. Höfer: „Wäre das noch zwei Jahre so weitergegangen, dann wären die Bäume kaputt gewesen.“ Also mussten Taten her: „Ich hab‘ jetzt nicht mehr gefragt, wir haben einfach gemacht.“ Froh war er, in den Vereinen tatkräftige Mitstreiter gefunden zu haben.

Zumal Stadtrat und Verkehrsvereins-Chef Karl-Heinz Schulz auch schon oft auf den Zustand des Grüns angesprochen wurde: „Jahrelang haben die Anwohner der Schillerstraße den Zustand moniert.“ Seine Gremiumskollegin Jutta Becker hoffte nicht nur, dass die Grünpflege-Aktion der drei Vereine Nachahmer findet – gebe es doch noch einige Bereiche, die der Pflege bedürften, etwa an der Passein-Zufahrt von der B3 her oder am Kiosk in der Verlängerung der Bahnhofstraße. Sie setzt auch auf das nachbarschaftliche Engagement: „Nach unserer Grünpflege wäre es für die Anwohner nun möglich, den Bereich selber in diesem Zustand zu bewahren.“ Die müssen nur wollen. Die Grünreiniger von BDS, Verkehrsverein und Obst-, Wein- und Gartenbauverein hofften zudem, dass ihr gutes Werk lange hält „und nicht wieder so viel Müll hier reinfliegt“, so Becker in der Vesperpause, für die ein Anwohner Brötchen, Wurst und Getränke spendiert hatte.

Neben den Beckers packten noch weitere 15 Personen über drei Tage kräftig an, darunter neben Schulz auch die Vereinsvorsitzenden Horst Kolb (BDS) und Werner Merkel (Obst-, Wein- und Gartenbauverein). Auch der Vorsitzende des Automobilclubs, Hans Groß, war mit von der Partie. Sie alle teilten die Einschätzung von Bürgermeister Höfer, der in der Aktion über den optischen Aspekt der Grünpflege hinaus noch einen weiteren wichtigen Effekt sah: „Eine saubere Stadt ist die beste Wirtschaftsförderung.“

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung