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02.05.2006

Lebensart im ganz normalen Alltag

Lebensart im ganz normalen Alltag

Uzès - Neuigkeiten, Projekte und Sorgen der Partnerstadt Uzès – Mit der Altstadt- und Straßensanierung investiert die Stadt in ihre Schönheit

An den Samstagen ist Markt in Uzès, auf kleinen und großen Plätzen, in den Straßen und in den Gassen. Die Einheimischen kaufen dabei sehr früh ein, später kommen dann erst die Nachbarn aus den umliegenden Gemeinden und die Touristen. Foto: Blaue
Von Carsten Blaue

Ende April, Anfang Mai ist es noch recht ruhig in Uzès. "Die Touristen kommen vor allem von Juni bis Ende August", sagt Philippe Jacquemart, einer von sieben so genannten Stellvertretern des Bürgermeisters Jean-Luc Chapon. Vor allem der frühneuzeitliche Stadtkern rund um die herzogliche Burg aus dem Mittelalter zieht die Gäste an. Die Nachfahren der Herzöge von Uzès wohnen übrigens noch immer in der Trutzburg, einem in Stein verewigten Zeugnis Jahrhunderte langer nachbarschaftlicher Spannungen zwischen Adel und Klerus. Uzès war bis zur Revolution auch Sitz eines Bischofs.

Eingefasst wird die Altstadt von einer teilweise baumgesäumten Ringstraße, deren Abschnitte verschiedene Namen tragen. Der Boulevard des Alliés und der Boulevard Gambetta laden gerade auch an den Samstagen zu französischer Lebensart ein. Dann ist in Uzès Markt. Auf den Plätzen, in den Passagen und Gässchen stehen die Verkaufsstände dicht an dicht. Von Fisch, Tuch, Gemüse und Wurst bis hin zu Gewürzen und Wein gibt es eigentlich alles. Auch faustdicke Knoblauch-Knollen. Die Einheimischen kaufen ganz früh ein, etwas später die Gäste und Nachbarn aus der Umgebung.

Nach dem Einkauf sucht man sich zum Beispiel am Boulevard des Alliés ein Café, genießt einen Pastis und lässt sich über die Straße Austern und Crevetten servieren. Als gäbe es keinen Alltag. Den gibt es aber doch. Und mit ihm ein Verkehrsproblem. "Die LKW", verdreht Jacquemart die Augen. Am liebsten würde Uzès gemeinsam mit den Nachbargemeinden eine Umgehungsstraße in Angriff nehmen. Was sich aber schwer gestaltet, denn das Tal, in dem der Alzon plätschert und sich die Quelle des Eure befindet, müsste wohl überwunden werden. Und das Ganze ist ein Naturschutzgebiet. Jacquemart geht davon aus, dass die Gemeinden der Uzège spätestens in zwei Jahren eine Entscheidung in dieser Sache fällen.

Die pittoresken Altstadtgässchen mit ihren Kaufmanns- und Bürgerhäusern sind auffallend gepflegt und sauber. "Dafür haben wir viel getan", sagt Jacquemart. Die Gassen erhielten eine Pflasterung, die zum historischen Erscheinungsbild passt. Viele Häuser sind saniert. Auch Müll ist hier kein Thema mehr. Zu 50 Prozent fördert der Staat die Altstadtsanierungen. Einen Großteil des Rests steuern die Eigentümer der Immobilien bei. Ihre Straßen und Wege wird sich die Stadt auch weiterhin einiges kosten lassen. Zwei Straßen werden noch dieses Jahr saniert, inklusive neuer Kanalisation und unterirdisch verlegter Elektrizität. Das alles koste um die vier Millionen Euro, schätzt Jacquemart, der wie Chapon und seine Kollegen quasi ehrenamtlich arbeitet. Chapon hat eigene Fahrschulen, Jacquemart ist Tierarzt. Für ihre Verwaltungsarbeit bekommen sie Aufwandsentschädigungen. Jeder der Stellvertreter hat einen festen Ressortzuschnitt. Jacquemart ist für die Finanzen der Stadt zuständig.

Also hat auch er Sorgen. Rund 14 Millionen Euro Steuern erhält Uzès. Die Gewerbesteuer beläuft sich auf etwa drei Millionen Euro. Dagegen stehen Investitionen und Ausgaben für die Infrastruktur und kommunale Einrichtungen, die nicht nur von den 8500 Einwohnern der Stadt genutzt werden, sondern auch von den Nachbarn aus der Uzège – allein 3500 Kinder besuchen Schulen in Uzès. Auch bei der Müllentsorgung trägt Schriesheims Partnerstadt die Hauptlast: Zwar ist sie Teil des Verbands der Nachbargemeinden, zahlt aber über 50 Prozent der fälligen Kosten für die Abfallbeseitigung. Ein Ungleichgewicht.

Vor den Toren der Stadt wird zurzeit das Reha-Zentrum erweitert. Der Neubau mit 95 Betten und einem großen therapeutischen Bäderbereich soll im Juni eingeweiht werden. Insgesamt wird das Klinikum für Nachsorge und Geriatrie dann 175 Plätze haben. Die zwölf Millionen Euro Baukosten teilen sich der französische Staat, das Departement Gard, in dem Uzès liegt, und die Träger der Gesundheitsversorgung, die zudem ein Darlehen der Krankenkassen erhalten.

Mit einer Million Euro größter Gewerbesteuerzahler und maßgeblichster Arbeitgeber in Uzès bleibt der Süßwarenhersteller Haribo, der mit seinen Zulieferern und weiterverarbeitenden Betrieben rund 500 Arbeitsplätze zur Verfügung stellt. Eine Haupterwerbsquelle ist zudem die Landwirtschaft. Obst, Spargel, Trüffel und natürlich Wein gehören zu den wesentlichen Produkten. "Die beiden letzten Jahre waren aber eher schwierig in Sachen Trüffel", meint Jacquemart. Uzès möchte auch unbedingt sein bedeutendes nationales Zentrum für Pferdezucht halten. Hier dürften in absehbarer Zeit weitere Investitionen anstehen.

Man merkt: In Uzès pulsiert das ganz normale Leben. Die Bewohner haben darüber hinaus noch das Glück, dass auch die Samstage dazu gehören.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung