Schriesheim im Bild 2023

08.05.2006

Mit Herbertine I. zur Aufstiegskerwe getanzt

Schriesheim-Altenbach - Die Schlumpl wurde schwungvoll zum Kerweplatz begleitet – Dort nahm Kerwepfarrer Hans Schäfer das Ortsgeschehen aufs Korn

Die Kerweschlumpl wurde am Samstag beim Buswendeplatz abgeholt und tanzte sich mit diversen Partnern ihren Weg zum Kerweplatz. Damit der nicht zu weit wurde, zogen die Kerweborscht Herbertine die Erste zeitweilig im Leiterwagen. Die Altenbacher Vereine begleiteten sie in einem bunten Festzug. Fotos: Peter Dorn
(skb) Herbertine die Erste war am Samstag heiß begehrte Tänzerin, ordnete sie sich doch stets widerspruchslos dem Willen ihres jeweiligen Partner unter und trat keinem auf die Füße. Die beste Figur machte die frisch herausgeputzte Kerweschlumpl, während Peter Pfeifer und Walter Streng auf dem Schifferklavier zum Walzer aufspielten, aber noch in den Armen von Kerwepfarrer Hans Schäfer.

Die drei Kerweborscht Benjamin, Timon und Florian schienen noch nicht ganz in ihrem tänzerischen Element, und dem stellvertretenden Ortsvorsteher Christian Wolf wurde gar ein Tanzkurs ans Herz gelegt. "Das ist der Hannoveraner", spottete Schäfer angesichts dessen etwas ungelenk wirkender Hüpfer.

Beste Stimmung herrschte in Altenbach, als sich auf dem Buswendeplatz der Zug zum Festplatz formierte, lautstark angeführt vom Fanfarenzug Schriesheim. Pünktlich um 14.30 Uhr donnerten aus dem Odenwald die Böllerschüsse der Schützen – "Kommando Abmarsch" ordnete Kerwepfarrer Schäfer an, nachdem er mit Christian Wolf die zahlreichen Anwesenden begrüßt hatte. "So lasst uns jetzt trinke allesamt, auf die schönschde Kerwe im Land", lautete die Aufforderung des schwarz gekleideten Oberhauptes. Und so stand es auch deutlich auf dem Wagen der Kerweschlumpl: Der Parre hot Dorscht.

Ihm folgten die Wimpel schwingenden Mitglieder des Kinderchors des Liederkranz, "Friends of Music", und der Sportvereine MSC, TSG und TV. Klaus Groher hatte gemeinsam mit dem evangelischen Kirchenchor sein Traktorgespann herausgeputzt und in diesem Jahr unliebsame Hinterlassenschaften der geliebten Vierbeiner ins Visier genommen. "Schönes Altenbach", stand ironisch auf einem großen Plakat zu lesen, denn: "Die Hall marod, die Stroße verschlisse – sogar die Gehweg sin verschisse." Dazu wurden Plastikbeutelchen zur Entsorgung der Ärgernisse verteilt, aber auch ganz frische Hundeknoddel. Doch keine Angst: Es handelte sich um leckeres Hefegebäck in entsprechender Ausformung. Am Festplatz angekommen, nahm der Kerwepfarrer denn auch kein Blatt vor den Mund. Während sich viele Besucher schon auf ihrer kleinen, aber feinen Festmeile vergnügten, hielt Schäfer seine Kerwepredigt, eine Ehre, die ihm bereits wiederholt zuteil wurde: "Weil des koner gerne macht, muss ich jetzt do howwe steh – was ich selwer net versteh."

Die Bürgermeisterwahl mit ihren zwei Wahlgängen und somit dem "rischtische Pausenfüller" vor Weihnachten ließ er Revue passieren. "Naturpolitikpolemiker" Dr. Kraus bekam dabei ebenso sein Fett ab wie die TSG, mit dem guten Rat, einseitige Politik aus dem Vereinshaus heraus zu lassen. Sportlich dagegen der Aufstieg in die A-Klasse: Als "Uffstiegskerwe" stehen die Festlichkeiten dem in nichts nach. Kritische Töne wiederum zur "doppelten Moralkandidatur" der letzten Ortschaftsratswahl, zum recht chaotisch verlaufenen Winterdienst mit verlorenem Schneeschieber, niedergemähten Zäunen und gerammten Autos ("Man kennt grad mone, des wärn lauder Penner") sowie dem "verwöhnten" Turnverein, dessen Aufbegehren nach noch mehr Raum kaum zu verstehen sei.

Noch dazu liege der TV ja schwer im Clinch mit Hausmeister Herbert, der die Sportler angeblich sogar eingeschlossen habe, bis die Rettung in Gestalt des Ortsvorstehers nahte: Dafür gab‘s am Ende die Tapferkeitsmedaille.

Damit war die Predigt am Ende, ebenso wie die Bierhumpen von Pfarrer und Kerweborscht, und das fröhliche Kerwetreiben offiziell eröffnet.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung