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08.05.2003

Altenbacher Bürgerversammlung gestern Abend verlief aggressiv

Turbulent ging es gestern auf der Bürgerversammlung zur Straßensperrung in Altenbach zu, Bürgermeister Riehl stand dabei oft mit dem Rücken zur Wand.

Schriesheim-Altenbach. (ron) Viel Streit um keine Besserung, das ist das Fazit der Altenbacher Bürgerversammlung gestern Abend. Bei den Kanalarbeiten sind zwischen der Schriesheimer Bauverwaltung, dem Ortschaft und weiten Teilen der Bevölkerung weiterhin alle Gräben offen.

Die meisten Kritikpunkte, die vor allem auf Bürgermeister Peter Riehl niederprasselten waren nicht neu, aber derart massiv und aggressiv waren sie noch nie vorgetragen worden. Von "Schildbürgerstreich" war die Rede wie von "dilettantischer Arbeit", von "Ausflüchten" und davon, dass die Bürgerversammlung nur den einen Zweck habe: "uns Bürger kleinzuhalten". Nicht selten befand sich die Situation kurz vor der Eskalation und Ortsvorsteher Alfred Burkhardt musste Riehl überreden, nicht unter Protest die Versammlung zu verlassen. Der Rathauschef wählte selbst eine Tonart, die zeitweise als unangemessen angesehen wurde. Die Kritiker mahnten wie schon öfter eine Beschleunigung der Bauarbeiten durch längere Arbeitszeiten und mehr Personal an. Das sei nicht möglich, hielt neben Riehl auch Gerhard Dürrwang, der Chef der Baufirma Bessler, entgegen. Aus technischen Gründen sei eine Personalaufstockung nicht möglich. Eine Ausdehnung der Arbeitszeit schon deshalb nicht, weil man den Anwohnern der Baustelle keine weitere Belastung zumuten könne.

Ein verpflichtender Bauzeitenplan, verbunden mit Schadensersatzzahlungen bei Versäumnissen, wie oft gefordert, sei wegen der Schwierigkeit der Tiefbaumaßnahme nicht möglich, "weil es sowieso zu viele Absicherungen für die Firma gäbe", wie Riehl erläuterte. Zwei Aspekte der turbulenten Versammlung waren allerdings neu. Zum einen, wie von Ex-Ortschaftsrat Heinz Flohr bestätigt, dass es durchaus schon alte Kanalpläne gegeben habe. Das bestätigten die Ingenieure; allerdings seien diese, stammend aus den 60er Jahren, nicht mehr brauchbar, weil sie nicht mehr mit der Realität übereinstimmen. Zum zweiten legte Claudia Mönnikes-Kuntz, die Sprecherin der Bürgerinitiative eine Stellungnahme der Verkehrsbehörde vor, nach der die Stadt und die Baufirma eine Vollsperrung der Straße beantragt haben - und nicht die Behörde, wie stets behauptet wird. Riehl kündigte an, nachzuweisen, dass dieses Schreiben fehlerhaft ist.

Einen peinlichen Fehler musste der Bürgermeister freilich selbst eingestehen: als er im letzten Oktober vom Juni 2003 als Ende der Bauzeit geredet hat, habe er nur den Zwischenabschnitt Ortsmitte gemeint. "Und fünf Ingenieure waren daneben gesessen und haben Sie nicht korrigiert", wunderte sich ein Bürger. Riehl beharrte jedoch auf dem Zeitplan, der eine Einfahrt in die Rathausstraße und die Kippstraße erst "Ende Juli" vorsieht, zwischendurch sprach er allerdings von "Ende Juni", was für Verwirrung sorgte. "Wir haben jedenfalls keine Chance, gravierend etwas zu ändern", winkte er ab und zog damit weiter den Unmut der Versammlung auf sich. Riehl nach zweieinhalb Stunden schwerem Stand in Altenbach: "Irgendeiner muss Ihnen ja mal die Wahrheit sagen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung