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23.11.2006

Senioren können Firmen helfen

Schriesheim. Erfahrung nutzen: Armin Keller stellte bei "SPD im Gespräch" den "Senior Experten Service" (SES) vor
(kaz) "Meistens melden sich die Unternehmen erst, wenn sie fast pleite sind", sagt Armin Keller. Der 67-jährige ehemalige Bankfachmann, ist Regionalbeauftragter des "Senior Experten Service" (SES) und hat im Ruhestand schon manche Firma vor dem Ruin gerettet. Nicht allein, sondern vor allem durch Vermittlung von ehemaligen Führungskräften, die ihr Fachwissen ehrenamtlich weitergeben. Dies in Entwicklungs- und Schwellenländern und neuerdings auch im Krisengebiet "Deutscher Mittelstand". Auf Einladung der SPD stellte Armin Keller die Organisation vor, die neue Mitarbeiter wie neue Kunden sucht.

Der SES, eine Stiftung der deutschen Wirtschaft mit Zentrale in Bonn und landesweit dreizehn Büros, wird vom Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit unterstützt. Arbeitgeberverband, der Verband der Deutschen Industrie, der Industrie- und Handelskammertag und der Zentralverband Deutsches Handwerk haben ein Ziel: Das Expertenwissen von Senioren sinnvoll nutzen. Den SES gibt es schon seit 1983. Seither ist die Zahl der Experten aus den Bereichen Industrie, Handel, Handwerk, Dienstleistung, Bildungswesen, Öffentlicher Dienst und Agrarwirtschaft kontinuierlich auf rund 7000 angestiegen. Die Zahl der Einsätze lag im Jahr 2005 bei 1477. Davon die meisten in Asien sowie im Osten Europas. In einer SES-Broschüre sind einige Beispiele für solche Einsätze aufgelistet, die zwischen wenigen Tagen und mehreren Monaten dauern können. In Rumänien die Arbeitsbedingungen für Näherinnen in einer Textilfabrik verbessern, in Litauen die Auslastung eines neuen Hotels erhöhen: Diese Aufgaben übernahmen zwei "Senior-Expertinnen". Ansonsten sind Frauen in der Organisation noch in der Minderheit, aber höchst willkommen. Bei gleicher Qualifikation werden sie bevorzugt zum Einsatz geschickt.

Kann man chinesische Firmen davon überzeugen, ihre Umwelttechnik zu verbessern? Ein "Senior-Experte", der von einem Ingenieurbüro in der Provinz Jiangsu angefordert wurde, hat es zumindest versucht. Noch zwei Beispiele aus dem Handwerk: Da reiste ein Fachmann nach Russland, um in einem Betrieb die Produktion von Wurstwaren nach EU-Standard einzuführen. Ein anderer brachte den Beschäftigten in einem Betrieb auf den Malediven bei, wie man Backwaren herstellt. Oder hören wir doch einfach mal, was Christoph Naumann zu berichten hat: Der Schriesheimer war als klinischer Chemiker bis vor drei Jahren bei Roche in Mannheim tätig, allerdings auch mehrere Jahre im Auslandseinsatz in Lateinamerika. Schon vor seiner Pensionierung meldete er sich als "Senior Experte." So kam es, dass er kaum vier Wochen im Ruhestand war, bis er für zehn Tage einer Firma in China mit Rat und Tat zur Seite stand. Später folgte ein vierwöchiger Aufenthalt in Bolivien, wo er unter anderem eine MTA-Fachschule mit aufbaute. Er empfiehlt, Expertenwissen im Ruhestand nicht einschlafen zu lassen. Gerne würde er selbst wieder mal im Ausland helfen. Nur gibt es für sein Spezialgebiet bisher zu wenig Einsatzmöglichkeiten. Wer ehrenamtlich bei SES arbeiten will, hat die Chance, in die entlegensten Winkel der Welt entsandt zu werden. Fremdsprachenkenntnisse und Auslandserfahrung sind von Vorteil.

Gesucht werden vor allem ehemalige Führungskräfte. Für ihren Einsatz erhalten sie lediglich ein "Taschengeld". An- und Abreise sowie Unterkunft am Einsatzort sind frei. Teils kommt der SES dafür auf, teils der Auftraggeber. Auch deutsche Unternehmen sollten sich nicht scheuen, die "Alten" um Hilfe zu bitten. Im Internet präsentiert sich der "Senior Experten Service" unter www.ses-buero-stuttgart.de. Anfragen bei Armin Keller unter 07251/82421. ...mehr im RNZ E-Paper

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung