Schriesheim im Bild 2023

19.05.2003

Ein Verein stemmt Geschichte

Der KSV Schriesheim blickt auf eine bewegte Geschichte zurück - Heute beginnt das Festwochenende.
Schriesheim. (ron) Bauer, Schuster, Beyrer, Doll, Schmitt, Grüber. In Schriesheim gibt es "KSV-Namen". Und das seit 100 Jahren. Wer in der Chronik zum 100-jährigen Bestehen des KSV Schriesheim blättert (die erst im Sommer erscheinen wird, aber in einer Rohfassung schon vorliegt), der stößt auf viele "rote Fäden" der Vereinsgeschichte. Auf die Wurzeln, die den Verein bis heute tragen - wo er doch längst ein moderner Großverein geworden ist, der mit Gewichtheben, Pyramidenbau und Tauziehen nicht mehr viel zu tun hat.

Dennoch. Der KSV mit heute 1500 Mitgliedern pflegt seine Geschichte und stemmt - ganz Kraftsportler - seine Traditionen. Die Geschichte des KSV in Schriesheim, die jetzt vom Mannheimer Historiker und Journalist Konstantin Groß sorgfältig und professionell zusammengetragen worden ist, dokumentiert sich schon an den Jubiläen, die zum 25. und zum 50. Geburtstag des Kraftsportvereins gefeiert wurden. Wer die alten Fotos der Chronik sieht (oben eine erste kleine Auswahl), der erkennt, wie wichtig dem KSV seine Feste schon immer waren. Umzüge durch die Stadt gehörten stets dazu. Und die "KSV-Namen" beweisen, dass Söhne und Töchter ihren Vätern in verantwortungsvollen Positionen bis heute nachgefolgt sind. Das ist Vereinstradition in bestem Sinne. "Roter Faden", das ist bildlich im doppelten Sinn zu verstehen: denn der KSV Schriesheim gründete 1903 auf der Arbeitersportbewegung. Und bis in die Nachkriegszeit hinein war in Schriesheim von "den Roten" die Rede, wenn man den KSV meinte.

Seine erste sportliche Blütezeit erlebte der Verein nach dem Ersten Weltkrieg. Die Aktiven sammelten zahlreiche Erfolge bei Landes- und deutschen Meisterschaften. Bei der internationalen Arbeiter-Olympiade im belgischen Lüttich holten die Athleten des KSV Schriesheim die Goldmedaille im Gewichtheben und Bronze im Ringen. Den Nationalsozialisten waren die Arbeiter-Sportler 1933 natürlich unliebsam und so wurde der KSV nach Hitlers Machtergreifung verboten, sein Vereinsgelände beschlagnahmt. Im März 1946 erfolgte im "Hirsch" die Wiedergründung. Das 50. Vereinsjubiläum 1953 wurde entsprechend mit prachtvoller Genugtuung gefeiert. Der KSV war wieder wer! Chronist Groß bezeichnet das Jahr als "Schlusspunkt der Rekonstruktionsphase". In den 60er und 70er Jahren begann die Modernisierung des Vereins, die bis heute anhält. Statt Tauziehen und Pyramidenbau gibt es Boxen und Frauengymnastik. 1979 wurde die eigene Sporthalle gebaut, 1988 das eigene Fitness-Studio mit Sauna.

Die Geschichte des KSV Schriesheim ist natürlich auch eine Geschichte von Siegen und Medaillen. Heinz Beyrer, der Onkel des heutigen Ringertrainers Klaus Beyrer, wurde 1954 deutscher Meister. In den 80er Jahren machte Werner Kranz die Box-Abteilung des KSV in ganz Deutschland bekannt, die Brüder Stefanos brachten Medaillen von deutschen Meisterschaften nach Hause. Und 1996 hatte der KSV mit Zoltan Lunka sogar einen olympischen Medaillengewinner. Die sportliche Bilanz des KSV Schriesheim ist eine Sensation! Heute sind es die Ringer in der Zweiten Bundesliga, die Gebrüder Ferchichi und Boxer Rahimov, die den Namen ihres Klubs weit über die Grenzen Baden-Württembergs hinaus bekannt machen.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung