Schriesheim im Bild 2023

23.05.2003

Für die "Strahlenberger" fährt ein Zug ab

Altstadt-Grundschule soll offenbar Schüler ans Schulzentrum abgeben - Schriesheim "Süd" muss dann über die B 3
Schriesheim. Die Schriesheimer Stadtverwaltung will ihr Kurpfalz-Schulzentrum stärken, indem sie einen Grundschulzug von der Strahlenberger in die Kurpfalz-Grundschule verlegt. Das würde auch eine Neuordnung der Schulbezirke mit sich bringen.

Schriesheims Bürgermeister Peter Riehl bestätigte auf Anfrage der RNZ nur, dass sich der Gemeinderat am Mittwochabend nicht öffentlich mit "Schulfragen" beschäftigt hat. Über Details wollte der Rathaus-chef keine Angaben machen und verwies auf die öffentliche Beratung des Themas in der Sitzung Ende Juni.

Nach RNZ-Informationen gibt es im Rathaus aber Pläne, die altehrwürdige Strahlenberger Grundschule zumindest schon bald von jetzt drei auf zwei Züge (also zwei Klassen pro Klassenstufe) abzuspecken. Auch das wollte Riehl weder bestätigen noch dementieren.

Aber es scheinen vor allem finanzielle Überlegungen zu sein, die auf eine Sammlung der Schüler im Schulzentrum abzielen. Hintergrund: während im ganzen Schulzentrum Fachräume fehlen und ein Investitionsbedarf für Neu- und Ausbauten in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro errechnet worden ist, müsste parallel in der Strahlenberger Grundschule der Pavillon von Grund auf saniert werden. Wenn die Schülerzahl dort aber sinkt, kann auf den maroden und ohnehin hässlichen Pavillon ganz verzichtet werden. Die 900 000 Euro, die für die Sanierung veranschlagt waren, könnten also im Schulzentrum schon mal investiert werden. Bei einer Zweizügigkeit der Strahlenberger Grundschule würde der Zweckbau nur abgerissen - an seiner Stelle würde der Schulhof vergrößert. Nebenbei: Das hätte auch einen städtebaulichen Vorteil, weil der Pavillon inmitten der historischen Altstadt schon eine Weile als Schandfleck betrachtet wird. Im Grunde gehörte er dort auch nie hin.

Nach RNZ-Informationen hat der Gemeinderat das Thema am Mittwoch in Anwesenheit der Schulleiter besprochen. Offenbar und erwartungsgemäß hat Schulleiterin Helga Reh gegen die Reduzierung der Schülerzahlen heftig protestiert.

Im Gemeinderat selbst liegt die große Mehrheit auf der Linie der Stadtverwaltung. Es mache durchaus Sinn, so die übereinstimmende Meinung, dass der Standort des Schulzentrums gerade angesichts der großen Investitionen der letzten Jahre gestärkt werde. Neue Fachräume am Schulzentrum sind sowieso nötig, deshalb sei es nur praktisch, wenn am Altstadt-Schulbau gespart werden könne. Zumal offenbar auch das Oberschulamt hinter diesem Konzept steht. Wie gestern durchsickerte, wäre die staatliche Bezuschussung im Schulzentrum das geringere Problem als in der Strahlenberger Grundschule. Die Gegner der Änderung führen die Neueinteilung der Schulbezirke ins Feld. So müssten die Kinder, die südlich der Passein wohnen, künftig den längeren Schulweg mit B3-Überquerung oder -unterführung in Kauf nehmen. Diese Abc-Schützen hatten bislang einen praktischen Schulweg.

Ein anderes Argument dürfte in den nächsten Wochen immer wieder zu hören sein: Eine möglichst gut frequentierte Schule gehöre aus Gründen der Innenstadtentwicklung in den Ortskern, wo auch die Läden und Geschäfte untergebracht sind. "Wer sein Kind morgens in die Schule bringt", gab ein Stadtrat gestern auf Anfrage der RNZ zu bedenken, "der geht meistens hinterher noch einkaufen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung