Schriesheim im Bild 2023

06.03.2007

Tabakpflanzer kehren Zehntkeller „demonstrativ" den Rücken

(cab) Bei der Frühjahrsversammlung des Badischen Tabakbauverbandes wurden gestern die Sieger der diesjährigen Tabakprämiierung ausgezeichnet (wir haben berichtet). Thematisch ging es in den Vorträgen dieses Vormittags beispielsweise um die Marktsituation für baden-württembergischen Tabak, die Ganzpflanzen-Ernte und Pflanzenschutz beim Burley-Tabak, Maßnahmen zur Verbesserung der Produktionstechnik und die agrarpolitische Entwicklung für den Tabakanbau.

Mit Spannung erwartete man jedoch schon die Begrüßung durch den Vorsitzenden des Landesverbandes der Tabakpflanzer, Alexander Kopf. Schließlich hat der Landesverband dem Zehntkeller den Rücken gekehrt, seit das Rauchverbot in Kraft ist. Hier fand die Frühjahrsversammlung immer statt. Gestern trafen sich die Tabakbauern erstmals im Hotel "Zur Pfalz". Was würde Kopf dazu sagen? "Wir haben die Veranstaltung im Zehntkeller demonstrativ abgesagt. Schriesheim war immer unser Treffpunkt anlässlich des Mathaisemarkts. Die Stadt hat Tabaktradition. Nun darf in öffentlichen Gebäuden nicht mehr geraucht werden. Uns fehlt daher das Verständnis, dass Schriesheim nun eine Vorreiterrolle einnimmt. Wir sind für das Prinzip der Toleranz und Freiwilligkeit und wollen während unserer Versammlung auch weiterhin nicht auf den Rauchgenuss verzichten." Also zogen die Tabakbauern um die "Pfalz".

Die Weinprinzessinnen, Marie Luise und Sandra, sagten in ihrem Grußwort, dass Rauchverbote den Tabakbauern das Leben grundsätzlich schwer machen. Generell hofften sie auf Lösungen, die für den Nichtraucherschutz und den Tabakanbau gleichermaßen verträglich sind.

Trotz allem hat die Stadt die Tabakprämiierung in der Strahlenberger Schulturnhalle im Zuge des Nichtraucherschutzes nicht abgesagt. Da hatte anscheinend Ehrenbürger Peter Hartmann auch ein Wörtchen mitzureden. Bürgermeister Hansjörg Höfer drückte es zumindest so aus: "An Peter Hartmann als Lobbyist kommt keiner vorbei". Es gehe auch darum, sein Lebenswerk für den Tabakanbau anzuerkennen.

Höfer unterstrich vor den etwa 130 Tabakbauern die "Wichtigkeit und Notwendigkeit" ihres Berufszweigs, den es zu schützen gelte. Gleichwohl sei der Nichtraucherschutz überfällig. Er verstehe als ehemaliger Mittelständler die Ängste der Tabakbauern. Für sie sei die Situation "hart und schwierig": "Aber Sie haben schon reagiert", sprach Höfer sie direkt an. "Es gibt schon 25 Prozent weniger Tabakanbau in der Region."

Sicher nicht die Lösung, die die Tabakbauern anstreben. Gleichwohl sagte Höfer, wenn die Landwirte wieder zu ihrem Stellenwert der Fünfzigerjahre zurückkehren wollten, dann müssten sie Energieproduzenten werden. Hier liege die Chance für sie. Andererseits müsse sich aber auch die Tabakindustrie solidarisch zeigen mit ihren Pflanzern. Höfer hoffte, "dass wir hier nächstes Jahr wieder diskutieren können". Kopf sagte zu, dass der badische Tabakbauverband wiederkommen werde im nächsten Jahr – in die "Pfalz", nicht in den Zehntkeller.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung