Schriesheim im Bild 2023

26.05.2003

Die Jugend zieht sich zurück

Geringe Wahlbeteiligung bei Jugendgemeinderatswahl - Jakob Hörisch bekommt die meisten Stimmen

Schriesheim. Ein bisschen wehmütig sitzen Johannes Scharr und Christian Vetter auf einer Bank im oberen Schulhof, vor dem Jugendtreff (Juts). Die beiden ehemaligen Jugendgemeinderäte warten gespannt auf das Wahlergebnis ihrer Nachfolger. "Irgendwie ist das schon seltsam, wenn man bei etwas nicht mehr mitmachen darf, das man selbst mit aufgebaut hat", beschreibt Scharr die Situation.

Solange sich Vetter und Scharr über die Zukunft des noch jungen Gremiums Gedanken machen, leisten im Wahllokal, direkt über dem Juts, die Gemeinderäte Karlheinz Schulz und Siegfried Schlüter zusammen mit Isabelle Zobeley von der Stadtverwaltung ihren Dienst als Wahlhelfer ab. Viel zu tun haben sie leider nicht. Deutlich weniger Jugendliche als vor zwei Jahren sind bis zu diesem Zeitpunkt wählen gegangen. Doch Zobeley gibt sich optimistisch: "Wir haben ja noch zwei Stunden geöffnet, da kommen bestimmt noch einige."

Woran es liegt, dass die Resonanz der Jugend deutlich schlechter ist als beim letzten Mal, weiß keiner so genau. Eigentlich müsste sie besser sein, denn im Vergleich zu damals ist das Gremium heute in Schriesheim etabliert und wird von der Bevölkerung und der Stadtverwaltung ernst genommen. Bürgermeister Peter Riehl, der den Wahlhelfern einen Besuch abstattet, zeigt sich bezüglich der Wahlbeteiligung enttäuscht: "Ich finde es sehr schade, dass sich nur so wenige Jugendliche beteiligen. Am alten Jugendgemeinderat kann es nicht liegen, die haben in den letzten zwei Jahren gute Arbeit geleistet."

Je näher die Schließung des Wahllokals rückt, umso nervöser werden die Kandidaten. Einige von ihnen warten im Juts gespannt auf das Ergebnis. So auch Jakob Hörisch. Der sechzehnjährige Schüler aus Altenbach hat sich für den Fall, dass er gewählt wird, viel vorgenommen. Ihm schwebt die Gründung eines Fördervereins für das Jugendhaus vor. Außerdem will er mehr jugendgerechte Sportstätten schaffen. "Es kann doch nicht sein, dass es in Dossenheim drei Skaterparks gibt und in Schriesheim keinen einzigen", so Hörisch.

Gegen 21 Uhr ist es dann so weit. Alle Stimmzettel sind ausgewertet und das vorläufige Endergebnis wird bekannt gegeben. Die Befürchtungen des Nachmittags haben sich bestätigt. Die Wahlbeteiligung liegt mit 19 Prozent weit unter den 33 Prozent der letzten Wahl, wobei man hinzufügen muss, dass das Ergebnis vor zwei Jahren eines der besten in ganz Deutschland war und somit die Messlatte sehr hoch hing. Doch die Enttäuschung ist natürlich groß.

Jakob Hörisch kann sich trotzdem freuen, denn er bekam die meisten Stimmen und wird nun den Vorsitz im neuen Jugendgemeinderat übernehmen. Richtig knapp wurde es bei der Vergabe des zwölften und letzten Sitzes. Da zwei Kandidaten gleich viele Stimmen hatten, musste das Los entscheiden. Hier hatte Christopher Zeh das größere Glück. Er darf nun auch an der ersten Sitzung in zwei Wochen teilnehmen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung