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28.03.2007

KID nimmt sich Zeit für Patienten

(kaz) Der informierte Krebspatient hat bessere Überlebenschancen. So lautete eine der Botschaften, die Prof. Dr. Hans-Joachim Gebest in seinem Vortrag auf Einladung des FDP-Ortsvereins vermittelte. Thema war die Arbeit des Krebsinformationsdienstes (KID) mit Sitz in Heidelberg, den Gebest leitet.

Die Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), die es seit über 20 Jahren gibt und die durch das Bundesgesundheitsministerium sowie das Sozialministerium Baden-Württemberg finanziell gefördert wird, hat rund 40 Beschäftigte. Den Telefondienst übernehmen vor allem Ärztinnen.

Sie arbeiten im Schichtdienst. "Mehr als vier Stunden konzentriert telefonieren geht nicht", sagte Gebest über die verantwortungsvolle, aber zumeist freiberufliche Tätigkeit. Ein paar Zahlen vorab: Demnach rufen beim KID jeweils über 40 Prozent der Patienten und Angehörigen an, davon sind über die Hälfte Frauen.

Die meisten Anfragen (über 43 Prozent) beziehen sich auf die Behandlung, über 16 Prozent verlangen nach einem "Wegweiser" bezüglich Klinik-Adressen und dergleichen, bei fast zehn Prozent geht es um psychologische Probleme und bei acht Prozent um den Umgang mit der Krankheit. Laut Statistik beantwortete der KID im Jahr 2006 an die 25000 telefonische Anfragen und rund 6000 E-Mails. Das zeige, wie wichtig persönliche Zuwendung sei, für die sich Klinik- und Hausärzte offenbar zu wenig Zeit nehmen würden. Wissenschaftlich fundiert, aber verständlich antworten, auch wenn der Anrufer lieber anonym bleiben will: Das ist für den Krebsinformationsdienst so etwas wie das oberste Gebot. Bei den Telefonaten können die Mitarbeiterinnen auf eine Datenbank und auf eine Rubrik unter dem Titel "häufig gestellte Fragen" zurückgreifen. Doch eine "Zeit-Diagnose" stellen sie nicht. Wer es doch genauer wissen will, wird an das ebenfalls in Heidelberg angesiedelte Zentrum für Tumorerkrankungen verwiesen.

Zum Auftakt seines Vortrages berichtete Gebest von weltweit sieben Millionen Krebstoten im Jahr und einer statistischen Erhebung, nach der rund siebzig Prozent der Menschen Angst vor der Erkrankung haben. Dabei sterben jährlich fünfzehn Millionen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Jedoch hat der Herzinfarkt laut seiner Schilderung "ein besseres Image". Schließlich gelte Überarbeitung und Stress als Ursache. Bei Krebserkrankungen gilt in der Schulmedizin allerdings nach wie vor: Sie sind nicht seelisch bedingt. Eher werden die Kranken als "Opfer" guter Ratschläge beziehungsweise alternativer Heilmethoden gesehen. Das mittlere Erkrankungsalter wird bei Männern mit 68, bei Frauen mit 69 Jahren angegeben.

Die Zahl der Neuerkrankungen pro Jahr allein in Deutschland wird auf rund 425000 pro Jahr geschätzt. "Wer die Diagnose Krebs erhält, ist erst mal geschockt", so der Referent. Meistens dauere es Wochen oder Monate, bis die Betroffenen alles realisierten. Das Krankheitsbild sei individuell. Gebest machte Mut, als er von der sequenziellen Behandlung sprach. Demnach macht die Forschung enorme Fortschritte. Oft sind binnen ein, zwei Jahren neue Therapien möglich.

Das KID reagiert übrigens auch auf die Berichterstattung in den Medien. Was Schlagzeilen macht, kommt demnach oft bei Telefonaten zur Sprache. Warum bekommen manche Menschen Krebs und andere nicht? Auch dazu gibt es Studien, auf die der Referent aus Zeitgründen nicht näher eingehen konnte. Bei der Veranstaltung im "Adler" ging es auch um das Rauchverbot und den kettenrauchenden Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der bis heute bei Fernsehsendungen mächtig Dampf ablässt. Dabei sei Rauchen in Gegenwart anderer "Körperverletzung", wie ein Gast meinte.

Info: Der KID erteilt unter der Telefonnummer 0800/4203040 täglich von 8 bis 20 Uhr kostenlos Auskünfte. Infos im Internet unter www.krebsinformationsdienst.de.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung