Schriesheim im Bild 2023

13.04.2007

WASG will ans „brachliegende Kapital"

WASG will ans „brachliegende Kapital"

Von Karin Katzenberger-Ruf

Mitte Juni soll Deutschland eine neue starke "Linke" bekommen. Bei den Parteitagen feierten die Linkspartei und die Wahlalternative WASG unlängst schon mal Verlobung. Inzwischen gibt es auch in Schriesheim eine WASG-Ortsgruppe mit elf Mitgliedern. Die Gründungsversammlung war im Gasthaus "Goldene Rose".

Bis auf ein Mitglied waren alle schon zwei Wochen vorher in die Partei eingetreten, die im Rhein-Neckar-Kreis derzeit 108 Personen stark ist. Diese verteilen sich auf nunmehr sieben Ortsgruppen, die außer in Schriesheim in Heidelberg, Leimen/Wiesloch, Schwetzingen, Weinheim, Sinsheim und Eberbach agieren. Mit Britta Maier, Peter Weinkötz, Sören Cors und Bernd Klöppinger hat die Ortsgruppe Schriesheim einen vierköpfigen "Sprecherrat".

Der ersetzt in der WASG die sonst in Parteien üblichen Vorstandschaften. "Wir sind ein Konglomerat von Leuten, die mit der gegenwärtigen Art des Kapitalismus unzufrieden sind", so Christof Bunse aus dem Sprecherrat der Ortsgruppe Heidelberg, die 40 Mitglieder hat. Er schilderte seine Eindrücke vom Parteitag und nannte einige Hauptanliegen der WASG. Etwa die Wiedereinführung der Vermögenssteuer, die seiner Schilderung nach Millionen, ja vielleicht sogar Milliarden an Steuergeldern einspielen könnte. Dann hätte das "Rumrechnen" bezüglich der Sozialausgaben vermutlich ein Ende.

"Wir machen unsere Rechnung nicht auf dem Bierdeckel", versicherte Heinrich Müller, ebenfalls Sprecher des Kreisverbandes Heidelberg. Eine Senkung der Lohnnebenkosten kommt für ihn nicht in Frage. Vielmehr ist er der Meinung, dass die Kapitalisten ruhig ihren Beitrag zur paritätischen Versorgung leisten sollten. Wer investiert, soll seinen Worten nach allerdings nicht besteuert werden. Demnach geht es der WASG (Stichwort: Vermögenssteuer) eher um "brachliegendes Kapital." Die Rechnung (ohne Bierdeckel): Nur ein Prozent der Vermögenssteuer müsste in der Republik zusätzliche Einnahmen von etwa 25 Milliarden Euro einspielen.

In der Versammlung gab es viele Fragen zur Satzung, die zum Teil vorgegeben ist, den Ortsgruppen aber auch Freiräume lässt. "Wir brauchen Leute, die sich vor Ort auskennen. Ihr könnt weitgehend eure Politik machen", versicherte Müller. Wie er sagte, hat es juristische Gründe, dass nun erstmal eine WASG-Ortsgruppe gegründet wurde, auch wenn bald die neue "Linke" kommt.

Dort waren Ortsgruppen bisher gar nicht vorgesehen. Ob der Sprecherrat der WASG bei der Fusion doch durch eine Vorstandschaft ersetzt wird, ist seinen Wort nach noch Verhandlungssache. Bislang gilt: Der Sprecherrat hat sein Amt für ein Jahr inne.

Wer sind die vier, die künftig in Schriesheim die Stimme erheben? Britta Maier ist angehende Heilerziehungspflegerin, Peter Weinkötz Veranstalter geschichtlicher Führungen. Als Mitglied der WASG sieht er "die historische Chance", die SPD unter Druck zu setzen, und findet, die Grünen seien inzwischen viel zu bürgerlich geworden.

Sören Cors stellte sich als "Gärtner, Gitarrist und Straßenseelsorger" vor und verkündete, dass er als Anhänger des christlichen Glaubens der Überzeugung sei, mit der WASG auf dem richtigen Weg zu sein, nachdem er mit SPD und Grünen keine guten Erfahrungen gemacht habe. Bernd Klöppinger ist gelernter Landschaftsgärtner und inzwischen in der Seniorenbetreuung tätig. Frage von Sören Cors: "Ist es möglich, dass wir bald mal Gregor Gysi zu Gast haben?". Heinrich Müller meinte, das könnte klappen.

Am Donnerstag, 19. April, ist schon mal Christine Buchholz aus dem WASG-Bundesvorstand um 19.30 Uhr in der Stadtbücherei in Heidelberg. Ihr Thema: Das "Nein" zum G8-Gipfel, der im Juni in Heiligendamm stattfindet.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung