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16.05.2007

Da waren die Stadträte gar nicht glücklich

(cab) Für Bürgermeister Hansjörg Höfer war es "eine sehr harte Entscheidung". Paul Stang (CDU) tat sie sogar richtig weh. Christian Wolf (GL) war nicht glücklich, und Heinz Kimmel (FW) sah keine andere Möglichkeit als sich zu beugen. Rainer Dellbrügge (SPD) gab schließlich zu bedenken, was schon die alten Römer wussten: "Wo kein Kläger, da kein Richter". Den Kläger gab es aber in diesem Fall: "Es gab eine private Anzeige, der wir nachgehen müssen", so Höfer. Also wurden die Größen einer Gartenhütte, eines Holzschuppens und einer geplanten Gerätehütte im Gewann "Ladenburger Fußweg" für die Verwaltung und den Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) zum unangenehmen Thema.

Die Baulichkeiten stehen auf zwei Grundstücken, die "hervorragend gepflegt" seien, sagte der Bürgermeister. Die eine Hütte hat 32 Quadratmeter Grundfläche und etwa 80 Kubikmeter umbauten Raum. Der Holzschuppen auf dem anderen Grundstück steht auf rund 42 Quadratmetern Grund und Boden, was 105 umbauten Kubikmetern entspricht. Ein Bauwagen – ebenfalls auf diesem Gelände – soll weichen. Dafür soll eine Gerätehütte entstehen, auf neun Quadratmetern mit knapp 23 Kubikmetern umbautem Raum. Das Problem: Beide Grundstücke liegen im "Außenbereich", und hier gilt: Gerätehütten dürfen nur 20 umbaute Kubikmeter aufweisen. Davon ausgenommen sind nur landwirtschaftliche Betriebe. Also konnte der ATU den Bau der bestehenden Hütten auch nachträglich nicht genehmigen.

"Ich kann nicht verstehen, dass wir sowas ablehnen müssen", meinte Wolf. Einen Präzedenzfall wollte aber auch er nicht schaffen. Zuvor fragte auch Stang, ob es keine Möglichkeit gebe, die Hütten genehmigungsfähig zu machen. "Wir können nicht zustimmen", sagte Höfer und skizzierte das weitere Prozedere: "Das Landratsamt macht eine Begehung. Der Abbruch kann danach eine Auflage sein." Die Hütten müssten also weichen.

"Kein Problem" hatte Stang mit dem Neubau eines Doppelhauses in der Schönauer Straße 1 und 1a. Gisela Reinhard (GL) sprach von einer guten Lösung, und Alfred Burkhardt (FW) fand, das Gebäude werde sich in die Umgebung einpassen. Auch Dellbrügge stand der Einstimmigkeit nicht im Wege. In der Heidelberger Straße 32 c dürfen ein Holzbalkon und eine Gaube angebaut werden, allerdings unter Beachtung der Vorgaben aus der Altstadtsatzung. Ferner beschloss der ATU, dass gegen eine Holzsichtschutzwand im Leimengrubweg 17 nichts einzuwenden ist.

Dann widmete sich der Ausschuss drei Anträgen aus Altenbach und genehmigte den Anbau eines Balkons an ein Haus auf dem Kohlhof. In der Neuen Anlage 1 darf zudem ein Haus umgebaut und erweitert werden. Das geplante Walmdach sei als Ausnahme kein Problem, fand das Gremium. Diskussionen gab es über den Bau einer Mauer im Bärsbacher Weg 2. Im März hatte sich der Bauausschuss schon mal mit der Mauer befasst. Damals sollte sie mit Brüstung 3,90 Meter hoch werden. Das wurde abgelehnt. Nun lag ein neuer Antrag vor, Gesamthöhe: 2,90 Meter. Für Stang war das immer noch zu hoch. Wolf meinte, man könne der Vewaltung folgen. Kimmel sprach von einem massiven Einschnitt in die Landschaft, und Dellbrügge sagte, man solle an dieser Stelle doch den Bebauungsplan einhalten, also 1,20 Meter Mauerhöhe plus einen Meter Brüstung. Bei Enthaltung von Burkhardt und Zustimmung durch Höfer, Wolf und Reinhard wurde der Antrag erneut abgelehnt.

Nein sagte der ATU auch zum Umbau des Restaurants in der Porphyrstraße 21 in eine Wohnung. Der Bebauungsplan "Gewerbegebiet östlich der B3" lasse keine weitere Wohnung an dieser Stelle zu, so Höfer. Eine gibt es nämlich schon auf dem Grundstück. Und je mehr Wohnraum geschaffen werde im Gewerbegebiet, desto teuerer werde der Quadratmeter Grund und Boden. Die Preise seien sowieso schon hoch genug, gab der Bürgermeister zu bedenken.

Das sahen die Ausschussmitglieder genauso. Bis auf Gisela Reinhard, die offenbar Näheres über die Antragsteller wusste. Sie fragte, ob man den Bebauungsplan so rigoros einhalten müsse: "Man kann Regeln durchbrechen." Der Ausschuss habe Ähnliches schon ein paar Mal abgelehnt, meinte Burkhardt, und Stang vermisste gar die "klare Linie der Grünen Liste". Da stellte sich Wolf vor seine Fraktionskollegin: "Es ist sehr sympathisch, wenn man den persönlichen Hintergrund kennt und daher auch mal Zweifel äußert."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung