Schriesheim im Bild 2023

25.05.2007

„Am Samstag hat es richtig gerußt!"

Von Daniel Holl

Es müssen brutale Szenen gewesen sein, die sich am Samstagabend abspielten. Schon lange ist der Schriesheimer OEG-Bahnhof in den Abendstunden Treffpunkt für Jugendliche. Die Anwohner klagen über Lärm, Glasscherben, Angst beim Warten auf die OEG. Doch am Samstag geschah mehr. "Das hat richtig gerußt", schilderte ein Anwohner.

Augenzeugen beschrieben der RNZ, wie sich gegen 23.30 Uhr mehrere Gruppen Jugendlicher gegenseitig über den Platz gejagt hätten. "Den einen hat es richtig böse erwischt", berichtete einer der Gesprächspartner, dessen Name der RNZ bekannt ist. Jener junge Mann sei von etwa zehn Personen übel zugerichtet worden – selbst als er schon am Boden lag. "Die sind weiter auf den eingesprungen und haben ihn getreten", so ein Zeuge, der die Szene vom Auto aus mitverfolgte. "Das waren richtig dumpfe Schläge", erinnerte sich ein anderer. Erst als die Polizei gekommen sei, hätten sie aufgehört. Der Zusammengeschlagene sei regungslos liegen geblieben, bis ihm Unbeteiligte auf die Beine geholfen und ihn den Beamten übergeben hätten: "Wir wurden dann weggeschickt, und die Polizei hat die Szene abgeschirmt." Nach Darstellung der Polizei war alles viel harmloser: Zwei Männer hätten ein Handgemenge gehabt, sagte Norbert Schätzle von der Polizeidirektion Heidelberg. Fußballfans. "Ein Schalker ist auf einen Stuttgarter los." Ein Enttäuschter im Neid auf den neuen Deutschen Meister also. Keine Schlägerei, schon gar keine mit mehreren Beteiligten. Die Probleme am Schriesheimer OEG-Bahnhof seien der Polizei aber bekannt, so Schätzle. Die Streifen seien verstärkt worden. Auch Personenkontrollen sollen bei den Jugendlichen ihre Wirkung nicht verfehlen.

Seit zwei Jahren beobachten Anwohner immer wieder Ansammlungen von Jugendlichen rund um den OEG-Bahnhof. "In diesem Jahr hat es mit dem warmen Frühling besonders früh angefangen", berichtete "Pfalz"-Wirt Jürgen Opfermann. Mehrfach schon haben ihm Betrunkene die Glasscheibe des Schaukastens mit der Speisekarte eingeschlagen. Er nimmt es gelassen: "Der Lärm ist schlimmer – die Leute in der Schillerstraße haben den Ärger jeden Abend."

Das sei für den einzelnen Betroffenen ein Problem, erklärte dazu Schätzle, insgesamt aber nicht zu dramatisch. Dabei bestätigte auch er, dass sich am OEG-Bahnhof nicht nur Schriesheimer Jugendliche versammeln, sondern auch aus Nachbargemeinden und selbst aus Mannheim, aber: "Es gab im letzten Jahr nur drei Fälle von Körperverletzung am OEG-Bahnhof." Auch die Stadtverwaltung gab sich auf Anfrage zu den Verhältnissen rund um den OEG Bahnhof betont zurückhaltend. Willy Philipp, Leiter des Ordnungsamtes, wollte dazu nichts sagen und verwies an Bürgermeister Hansjörg Höfer. Der Rathauschef sagte gestern: "Ein Brennpunkt entsteht hier nicht. Aber so wie es ist, kann man es auch nicht lassen". Die Jugendsozialarbeiterin der Stadt, Jana Burwitz, ist mit der Situation "noch nicht so vertraut", wie sie sagte. Das Problem bestehe schließlich schon länger – während sie selbst erst seit letztem Oktober im Amt ist. Dass es dort "gewaltbereite" Jugendliche gibt, habe sie aber auch schon beobachtet.

Künftig will sie mehr "mit im Boot" sein und auch selbst auf dem Platz mit Jugendlichen das Gespräch suchen. Allerdings werde sie wohl nur in Begleitung dorthin gehen können. Spätestens damit ist klar, dass sich etwas tun muss. Burwitz hofft auf die Wirkung, die das Jugendhaus des Push-Vereins erzielen soll. Die Jugendlichen bräuchten noch mehr Alternativen, wie sie sich die Zeit vertreiben können: "Aus Langeweile entstehen halt blöde Ideen."

Wie die RNZ erfahren hat, gab es am Mittwoch ein Treffen zwischen der Polizei, der Stadt und dem Verkehrsverbund RNV, dem das Gelände gehört. Wie ein Sprecher des Unternehmens mitteilte, sollen nun Möglichkeiten geprüft werden, den Jugendlichen den Zugang zu dem Areal zu verwehren. Wie genau das erfolgen soll, könne er noch nicht sagen. Bei dem Treffen wurde auch angeregt, dass Polizisten in der OEG mitfahren könnten, wie es in Heidelberg in einigen Buslinien praktiziert wird. "Darüber denken wir nach", so der Sprecher. Zudem sei darüber gesprochen worden, den Platz mit einer besseren Beleuchtung als Treffpunkt für die Jugendbanden unattraktiv zu machen. Beschlossen sei aber noch nichts. Das Gespräch sei ein Auftakt gewesen, weitere sollen folgen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung