Schriesheim im Bild 2023

25.05.2007

„Menschen bleiben auf der Strecke"

(cab) Der Betrag war gering. Und es sei auch keine "inhaltliche Ablehnung", so Bürgermeister Hansjörg Höfer. Es ging ihm eher ums Prinzip. Das Land sei zuständig. Daher war er gegen Schriesheims Kostenbeteiligung an der Schulsozialarbeit an der Erich-Kästner-Förderschule in Ladenburg (wir haben berichtet).

Die Mehrheit von Freien Wählern (FW), FDP-Einzelstadtrat Marc Gnädinger und CDU teilte Höfers Meinung. Paul Stang (CDU) sagte, die finanzielle Situation der Stadt lasse selbst den kleinen Betrag von rund 1300 Euro nicht zu. Außerdem sei bei diesem Thema nicht nur das Land, sondern vielmehr auch der Kreis gefordert. Um die 19 Schriesheimer, die die Ladenburger Förderschule besuchen, könnte sich zudem Jugendsozialarbeiterin Jana Burwitz kümmern.

Das sah Dr. Herbert Kraus (FW) genauso. Schriesheim sollte bei Kostenbeteiligungen nicht "als Vorreiter" auftreten. Gnädinger meinte, mit dem in Ladenburg angestrebten Konzept sei inhaltlich nichts gewonnen. Betrachte man den jugendlichen Vandalismus rund um den OEG-Bahnhof in Schriesheim, würden auch die Eltern in der Verantwortung stehen. Gisela Reinhard (Grüne Liste) regte sich ziemlich darüber auf, "dass sich die Verwaltung hier hinter Prinzipien verschanzt". Man dürfe die Förderschüler nicht noch weiter isolieren. Das Land sei für vieles zuständig. Trotzdem springe die Stadt ein. Dass sie sich hier raushalte, liege wahrscheinlich daran, dass es sich nur um eine kleine Schülergruppe mit entsprechend schwacher Eltern-Lobby handele.

Dass das Zeitbudget der Ladenburger Schulsozialarbeit von wöchentlich sechs Minuten pro Schüler ausgeht, sei "unsinnig", so Reinhard: "Schulsozialarbeit bestimmt hier jede einzelne Schulstunde." Sie warnte vor den Folgen, wenn sich Schriesheim des Themas nicht annehme: "Man sieht das doch heute schon am präkriminellen Umfeld am OEG-Bahnhof."

Zwar verstand Hans-Jürgen Krieger (SPD) die Argumente der Verwaltung "ein Stück weit", aber er warnte auch vor allzu starren Prinzipien: "Denn da bleiben die Menschen auf der Strecke, und das sind unsere Schriesheimer Sonderschüler." Finanziell, meinte Krieger, sei die Kostenbeteiligung machbar.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung