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05.06.2007

Sarkozy hatte auch in Uzès die Nase vorne

Sarkozy hatte auch in Uzès die Nase vorne

(co) Über den neuen Präsidenten Frankreichs, Nicolas Sarkozy, gibt es ja in Presse und Öffentlichkeit recht zweigeteilte Meinungen. Grund genug für den Partnerschaftsverein, den "Monsieur" mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen und seine Absichten und Erfolgschancen zu diskutieren.

Das überschaubare Grüppchen, das sich im "Adler" zur Diskussion traf, war gut informiert und scheute sich nicht, die eigene Meinung kundzutun. Zum Einstieg hatte Sebastian Cuny, der Zweite Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, einen kurzen Vortrag über Sarkozy vorbereitet, in dem er die wichtigsten Fakten über den sechsten Präsidenten des Hexagons zusammengefasst hatte. Der 1955 in Paris geborene Sohn eines ungarischen Immigranten und einer französischen Juristin wusste schon früh, was er wollte: Nach abgeschlossenem Jurastudium wurde er bereits mit 28 Jahren Bürgermeister von Neuilly-sur-Seine, einem wohlhabenden Vorort westlich von Paris.

Laut Cuny sei es besonders Sarkozys "klare Sprache, die bei der Bevölkerung gut ankommt" – wenngleich seine Inhalte dabei nicht immer auf Gegenliebe stoßen. Etwa, wenn er Demonstranten als "Gesindel" bezeichnet oder von "Nulltoleranz" gegenüber Immigranten spricht.

Auch am Wahlergebnis habe man gemerkt, dass die Franzosen die direkte Art Sarkozys, die Dinge beim Namen zu nennen, zu schätzen wüssten, so der Zweite Vorsitzende in seinem Vortrag. Mit Sarkozy, oder dem "neuen Napoleon", wie er manchmal genannt wird, geschehe eine tief gehende Zäsur in der Geschichte Frankreichs. So ziehe nun erstmals ein Präsident in den Élysée-Palast ein, der den Zweiten Weltkrieg nicht miterlebt habe, der noch sehr jung sei und keine der Eliteschulen besucht habe, so der gut informierte Referent. Zum Abschluss seines Vortrages stellte Cuny noch das 15-Punke-Programm Sarkozys vor, das die Überschrift trägt: "Gemeinsam ist alles möglich". Darin werden die ehrgeizigen Ziele des Präsidenten deutlich. So will er nicht nur die Arbeitslosigkeit besiegen und Forschung und Bildung auf ein Spitzenniveau bringen, sondern auch jedem Franzosen ermöglichen, seine Wohnung als Eigentum zu besitzen.

Einig waren sich die Partnerschaftsförderer darin, dass es wohl noch einige Jahre dauern werde, bis es dem Präsidenten gelingt, sozial Schwache, Immigranten und Arbeitslose in die Wirtschaft zu integrieren: "Da wird es bestimmt noch harte Diskussionen geben, denn Sarkozy zieht seine Linie durch und lässt sich von Protesten oder Demonstrationen nicht abhalten", wurden die Methoden Sarkozys in der Runde skeptisch betrachtet.

Außenpolitisch wurde der Schulterschluss mit den USA erörtert, der sicher nicht ohne Folgen bleibe für Europas außenpolitische Strategie. Sarkozy gilt zudem nicht als größter Verfechter einer türkischen EU-Mitgliedschaft.

Sorgen machten den Diskutierenden neben der Einstellung Sarkozys zu Deutschland vor allem sein enges Verhältnis zu den Medien. Man schüttelte den Kopf über die Tatsache, dass der Präsident nicht nur Zeitungen, sondern auch das Fernsehen durch enge Beziehungen zu dessen Besitzern praktisch in der Hand hat. Hier fehle es an der Kontrollfunktion der Medien.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung