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18.06.2007

„Die Neuregelungen sind auf keiner Karte"

„Die Neuregelungen sind auf keiner Karte"

Von Stephanie Kuntermann

Was bringen die neuen Verkehrsregelungen am Gewerbegebiet? Das wollte die FDP von den Anwohnern der umliegenden Straßen wissen, nachdem vorher bereits Gewerbetreibende aus der Heidelberger Straße befragt worden waren (wir haben berichtet). "Wir wollen ein Meinungsbild haben, Anregungen bekommen und praktikable Vorschläge herausfinden", erklärte FDP-Stadtrat Marc Gnädinger, dem es darauf ankam, nicht auf eine bestimmte Position in dieser Sache festgelegt zu werden.

Um sich dieses Meinungsbild zu machen, verteilten die Liberalen insgesamt 500 Fragebögen an die Anwohner des Gebiets zwischen Passein, Panoramastraße, Großem Mönch und Steinschleifenweg. Wichtigste Frage: Hat sich die Verkehrssituation verbessert oder verschlechtert? Wie die Mehrheit das sieht, ist noch nicht klar, denn: "Wir müssen die Bögen erstmal auswerten." Dabei kommt viel Arbeit auf die Liberalen zu, denn bislang hat schon knapp die Hälfte der Befragten geantwortet.

Schneller ergab sich ein Meinungsbild beim Infostand am Samstagmorgen. Viele Anwohner kamen und diskutierten engagiert bis hoch emotional. Was für Anwohner der St.-Wolfgang-Straße positiv ist, nämlich die Abriegelung ihrer Straße auf Höhe der Kreuzung Carl-Benz-Straße, bedeutet für Bewohner von Passein, Dossenheimer Weg, Großem Mönch oder Steinschleifenweg ein Mehr an Verkehrsbelastung, muss doch der Verkehr wieder aus dem Gebiet abfließen. "Die Neuregelungen sind auf keiner Straßenkarte und keinem Navigationsgerät drauf, und so haben wir eine Menge verirrter LKW in unserer Straße", klagte beispielsweise eine Anwohnerin des Steinschleifenwegs.

Anwohner der Panoramastraße zeigten sich wenig begeistert, dass sich die Brummis durch ihre enge Straße quälen müssen. Nicht alle zeigten dafür so wenig Verständnis wie ein Anwohner der St.- Wolfgang-Straße, der rundheraus erklärte, es sei ihm vollkommen egal, wie viel Verkehrsbelastung für andere Straßen entstehe.

Auch eine unlängst gegründete Bürgerinitiative kam zu Wort: "Von 95 befragten Haushalten im Steinschleifenweg waren 90 mit den Neuregelungen nicht einverstanden", erklärte Jürgen Koch, ein Anwohner, und zeigte eine Unterschriftenliste. "Wir sind grundsätzlich für eine Beruhigung der St.-Wolfgang-Straße, aber jetzt wird ein Großteil des Verkehrs durch unser Gebiet geführt, und das kann nicht sein", so Koch, der sich für eine Regelung für das gesamte Gebiet aussprach. Die Liste soll dem Gemeinderat vorgelegt werden, zeige sich doch darin "eine grundsätzliche Unzufriedenheit".

Auch die Sperrung im Dossenheimer Weg stößt offenbar nicht nur auf Gegenliebe: "Viele Winzer haben sie kritisiert, vor allem die, die in der Schillerstraße wohnen und jetzt mit ihrem Traktor den Umweg über die B3 fahren müssen, um zu ihrem Wingert zu kommen", so Gnädinger.

Jetzt will der Einzelstadtrat denn auch ein wenig Druck machen: War eine Diskussion der Regelungen im Gemeinderat erst für das Frühjahr 2008 geplant, will Gnädinger das Thema schon im September auf die Tagesordnung bringen: "Wir wollen unsere Vorschläge schon eher einbringen, so wie es ursprünglich einmal geplant war".

Schließlich sei Eile geboten, denn auch die Situation der Gewerbetreibenden in der Heidelberger Straße sei von den Änderungen betroffen. Ob ein einzelner Stadtrat hier viel ausrichten kann? "Zu Zeiten der Riehl-Administration haben die Grünen immer die Rolle der Kritiker übernommen, das machen jetzt eben wir", ist auch FDP-Vorstandsmitglied Wolfgang Renkenberger überzeugt von der Aktion seiner Partei.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung