Schriesheim im Bild 2023

08.08.2007

Nichtraucher lassen sich nicht blicken

Von Jan Walenda

Das Landesnichtraucherschutzgesetz ist jetzt seit einer Woche in Kraft. Wie reagieren die Gäste in Schriesheims Gaststätten und Kneipen auf das Gesetz? Gab es Verstöße oder Protest? Die RNZ hakte bei einigen Gastronomen und beim Ordnungsamt nach.

Im "Lokschuppen" in der Schillerstraße wird derzeit nur im Biergarten geraucht. "Das war bisher bei dem guten Wetter auch kein Problem", so Besitzer Andreas Flade. Er sorgt sich nur um die Situation bei Regen und bei Kälte: "Ein Rauchverbot ist für uns katastrophal, weil neunzig Prozent der Gäste rauchen." Er hat zwar vor, ein Zelt für die rauchende Kundschaft aufzustellen, doch das Landesnichtraucherschutzgesetz sei trotzdem "eine Zumutung". Bisher habe es jedoch keine Verstöße gegeben, nur die eine oder andere Frage nach einem Aschenbecher im Innenbereich musste er verneinen.

"Wir haben bisher noch keine Kontrollen durchgeführt, das Gesetz ist neu, und es wäre noch zu früh, jetzt schon von Strafen zu sprechen", erklärt Willy Philipp, Leiter des Schriesheimer Ordnungsamtes. Einschreiten wolle das Ordnungsamt erst, wenn es nach einer Übergangsphase immer noch zu Verstößen komme, so Philipp weiter.

"Montis Restaurant" an der B3 war anfangs ein Nichtraucher-Restaurant und warb sogar damit. "Als wir dann bemerkten, dass viele Gäste gingen, als ihnen gesagt wurde, sie dürfen nicht rauchen, teilten wir unsere Räumlichkeiten in Raucher und Nichtraucher auf", erinnert sich Sandra Monteiro, Lebensgefährtin des Inhabers. Seit Einführung des neuen Gesetzes ist Rauchen nur noch auf der Terrasse gestattet. "Obwohl viele Stammgäste Raucher sind, wird es gut angenommen, wir hatten bisher keine Probleme."

Marianne Holzmann vom "Deutschen Hof" ist froh, dass sie in den Haupträumen trotzdem weiter rauchen lassen kann und dabei die Auflagen einhält. "Wir sind eine Feierabend-Wirtschaft, in der sich die Gäste nach der Arbeit über Bier und Zigarette freuen", so Holzmann. Am Eingang ist es ausgeschildert: rechts Nichtraucher, links Raucher. Sie will eine Strichliste führen, wer künftig in den Nichtraucherbereich gehen wird: "Bisher war dort nämlich noch niemand."

Letztes Jahr wurde die komplette Gaststätte renoviert. Außerdem ließen die Betreiber eine neue Abzugsanlage installieren. "Wir können aufgrund der zwei Eingänge glücklicherweise weiter rauchen lassen. Bei so einem Gesetz sollte aber vorher überlegt werden, wie sehr man dem sowieso schon angeschlagenen Gastronomiegewerbe schadet." Im Hotel "Zur Pfalz" wurden die Raucher bisher auch ins Freie geschickt, da der Innenbereich komplett rauchfrei bleibt. "Es gab schon einen Gast, der zu späterer Stunde aufstand, und in den Raum fragte, ob denn überhaupt noch Nichtraucher anwesend seien. Obwohl es mehr als Scherz gedacht war, muss man dann als Gastronom trotzdem hart bleiben", so Besitzer Jürgen Opfermann.

Er selbst geht mit gutem Beispiel voran und mit der Zigarette vor die Tür. "Ich bin damit Vorbild für meine Mitarbeiter, und außerdem rauche ich so auch selbst weniger." Die Kundschaft nimmt das neue Gesetz gut an, man arrangiert sich eben. "Der Skat-Club unterbricht dann schon mal das Spiel und geht geschlossen vor die Tür, um fünf Zigaretten in Kette zu rauchen", scherzt Opfermann. Derzeit steht noch ein Aschenbecher für die Raucher vor dem Eingang, doch Opfermann hat schon eine Idee, wie er seine Raucher zukünftig unterbringt.

"Dabei gilt es für mich natürlich, meine Wirtschaftlichkeit zu wahren. Wenn ich einen meiner Räume zum Raucherraum mache, kann ich ihn nicht mehr anderweitig nutzen." Die späten Besuche oder "Absacker" seien in der letzten Woche etwas ausgeblieben: "Es bleibt abzuwarten, wie die Raucher selbst weiter reagieren. Ich schätze aber, in einem halben Jahr redet keiner mehr von dem Gesetz, dann ist es wie so vieles Normalität."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung