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17.08.2007

Die Ziegen mit Hängeohren lieben Lämmerkorn

Die Ziegen mit Hängeohren lieben Lämmerkorn

Von Werner Hildebrand

Es ist kurz vor 18 Uhr. Fridolin Scharm biegt mit seinem Pritschenwagen von der Bundesstraße 3 aus Schriesheim kommend den Weg ein in Richtung Obsthof Volk und hält an einem eingezäunten Grundstück. Vier kleine, buntgefleckte Ziegen kommen laut meckernd auf den selbstständigen Landschaftsgärtner zugerannt: seine so genannten Buren-Ziegen, reinrassige, versteht sich.

Es ist Zeit zum Füttern, das wissen die erst fünf Monate alten Tiere ganz genau. Seit Ende Juli lässt Scharm die vier Ziegen auf seinem Grundstück frei laufen und baute ihnen eine kleine Schutzhütte. Die drei Ziegen und einen Bock kaufte sich Fridolin Scharm in Ensingen bei Vaihingen bei einem anerkannten Züchter.

Sie bekommen, wie üblich in diesem Alter, das sogenannte Lämmerkorn, ein Alleinfutter für die Lämmermast und immer frisches Wasser. "Ansonsten fressen sie an den Sträuchern und Ästen und haben außerdem mit dem Gras genügend Futterstellen auf dem Ackergelände", sagt der Jungzüchter. Als Scharm mit dem Futternapf und einem Eimer kommt, gibt es für die vier Jungtiere kein Halten mehr, und man sieht es deutlich: Es schmeckt ihnen.

Auf die Frage, was eigentlich Buren-Ziegen seien, kommt Scharm ins Schwärmen und legt los: Die Buren-Ziegen sind, so Scharm, große Fleischziegen mit langem Rumpf, breiten, fleischigen Schultern, gut entwickelter tiefer, breiter Brust, breitem geraden Rücken, ausgeprägter Rippenwölbung und muskulösen, langen Beinen.

Sie sind kurzhaarig, haben eine weiße Grundfarbe mit teilweise rotem, ramsnasigem Kopf und rote Flecken an Hals, Brust und Bauch. In der Regel haben sie Hörner und Hängeohren. Als Buren-Ziegen werden "Fleischziegen" mit mehr als 87 Prozent Burenanteil anerkannt. Eine Ziege hat eine Körpergewicht zwischen 65 und 75 Kilogramm, der Bock kann sogar 90 bis 130 Kilogramm schwer werden. Die Muskeln an Keule, Rücken, Schulter und Brust zeigen sich besonders gut bei den Lämmern: schmackhaftes, zartes Fleisch. Diese Buren-Ziegen sind wegen ihres ruhigen Temperamentes problemlos mit anderen Tieren (Schafen, Pferden, Kühen) zu halten und eignen sich in der Landschaftspflege zur Bekämpfung der Verbuschung. "Ich kann meine jungen Tiere praktisch von Tag zu Tag wachsen sehen", freut sich der Ziegenfreund und beziffert die täglich Zunahme der Lämmer auf etwa 200 bis 250 Gramm.

"Zoologisch zählt die Buren-Ziege zur Gattung der Böcke", erzählt der Züchter weiter. Die heute noch wild lebenden Verwandten seien der Steinbock, Iberischer Steinbock, Markhor und die Bezoarziege, aus heutiger Sicht die Urmutter aller domestizierten Ziegen, also auch der Buren-Ziege.

Fridolin Scharm hatte sich natürlich vorher kundig gemacht. Der Name Buren bedeutet in Südafrika Bauernhof. Im Jahre 1959 sei die Burenziegenzuchtvereinigung von Südafrika gegründet worden. Die guten Eigenschaften wie Fleischigkeit, Größe, frühe Reife, Ergiebigkeit und die Anpassungsfähigkeit der Buren-Ziege erregte auch die Aufmerksamkeit anderer Länder.

Aber Buren-Ziegen konnten nicht einfach ohne einer Quarantäneperiode in andere Länder gebracht werden. Aus Namibia und Südafrika sei eine kleine Zahl von lebenden Tieren und Sperma importiert worden, berichtet Scharm weiter. In Europa wird sie zum Aufbau der Fleischziegenzucht eingesetzt. Seit 1975 wird diese Rasse auch in Deutschland gehalten und gezüchtet. Der Schwerpunkt der Burenziegenzucht liege in Baden-Württemberg. Fridolin Scharm freut sich schon auf Ostern im nächsten Jahr, denn "dann erwarte ich sechs Jungtiere". Die Böcke wird er behalten und die weiblichen Tiere abgeben.

Als der RNZ-Mitarbeiter das Grundstück verlässt, hat Fridolin Scharm noch ein Anliegen: "Schreiben Sie bitte", betont er, "dass die Radfahrer oder Wanderer die Ziegen nicht füttern sollen, denn die Tiere sind noch zu jung für Brot oder ähnliche Futterdinge".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung