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11.06.2003

Riehl droht dem "Juts" jetzt mit Schließung

In den letzten Wochen haben die Beschwerden der Anwohner massiv zugenommen - Aber liegt das tatsächlich am Jugendtreff?

Schriesheim. Der Schriesheimer Jugendtreff "Juts" steht wegen massiver Anwohnerbeschwerden womöglich vor der Schließung. Die dort angagierten Jugendlichen weisen die Anschuldigungen aber zurück. Mit der zunehmenden nächtlichen Randale im oberen Schulhof, betonen sie, haben sie nichts zu tun.
So geht es manchmal einer Tageszeitung. Als die RNZ am Samstag zum fünfjährigen Bestehen des Jugendtreffs "Juts" eine Sonderseite veröffentlichte, die sich auf Recherchen und Umfragen der letzten Wochen stützte, da war die Sonderseite bereits veraltet. Denn in jüngster Zeit und dabei vor allem in den warmen Ferientagen der letzten Woche, hat sich das Geschehen rund ums "Juts" vor allem in den Eindrücken der Anwohner dramatisch verändert. Der obere Schulhof rund ums Juts ist in der Ferienzeit zu einem "inoffiziellen Treffpunkt der Jugendlichen geworden", wie es Sozialarbeiterin Kathrin Michelmann beobachtet hat. Dabei treffen sich dort zwischen Strahlenberger Grundschule und VHS-Haus nicht nur die feinsten jungen Menschen. Die Anwohner berichten vielmehr von Alkoholexzessen und ekligen Hinterlassenschaften. Viele Oberstadt-Anwohner haben auch Angst, weil die randalierenden Jugendlichen in Gruppen sehr selbstbewusst und auch aggressiv vorgehen.

Im Schriesheimer Rathaus und in der Stadt gibt es nun zwei Interpretationen der Vorgänge. "Die Juts-Betreiber haben ihr Umfeld nicht genügend im Griff", sagt zum Beispiel Bürgermeister Peter Riehl, obwohl er auch anerkennt, dass die Juts-Leute selbst nicht zu den auffälligen Jugendlichen gehören. Der Rathauschef hat für Donnerstag dieser Woche ein Krisengespräch anberaumt, in dem er offenbar den Juts-Betreibern eine Frist setzen will: Können sie die Sauereien rund um ihren Treff nicht eindämmen, will er das Juts schließen lassen. Das sei er den Anwohnern schuldig, findet er. Im Rathaus spricht man von einer "Gelben Karte" für das Juts.

Die andere Seite vertreten Sozialarbeiterin Kathrin Michelmann und Bernd Molitor, der Juts-Vorsitzende (s. nebenstehenden Bericht). Der Juts-Vorstand sei keineswegs für die Vorfälle zur Rechenschaft zu ziehen, denn die randalierenden Gruppen treffen sich im Schulhof, egal ob das Juts geöffnet oder geschlossen ist. "Eine Schließung würde gar nichts bringen", findet deshalb Michelmann.

Auch Molitor ist sich sicher: "Bei einer Schließung würde der Schuss nach hinten losgehen", fürchtet er. Denn während der Öffnungszeiten des Juts sei es vergleichsweise friedlich gegenüber den geschlossenen Tagen. "Uns tut es selbst Leid, was da passiert, aber wir können nichts machen", bedauert er. Offenbar treibt eine Gruppe von Jugendlichen ihr Unwesen, die im letzten Sommer auch die Anwohner der Steinachstraße vom Festplatz aus belästigte. "Wir haben versucht, mit ihnen zu reden", sagt Molitor, "aber ohne Erfolg." "In den letzten Wochen habe ich Streetworking gemacht, obwohl das nicht so geplant war", sagt Kathrin Michelmann. Das Berufsbild der jungen Sozialarbeiterin hat sich verändert, seit sie in Schriesheim ist. Sie hat noch viel zu tun.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung