Schriesheim im Bild 2023

03.09.2007

Selbst fleischfressende Pflanzen gab es auf dem Flohmarkt

(kaz) "Wir sind schon seit 5 Uhr hier. Mit Rücksicht auf die Nachbarschaft haben wir unseren Stand aber erst eine halbe Stunde später aufgebaut", erzählt Birgit Bauder aus Altenbach. Mit den Töchtern Larissa (16) und Angelina (13) sowie weiteren Verwandten ist sie am Samstag auf dem großen Flohmarkt beim Straßenfest präsent. Die Sprösslinge sind altersbedingt gerade in einer "Umbruchphase" und trennen sich leicht von ausgedientem Spielzeug. Außerdem musste wegen eines Umbaus im Hause Bauder sowieso mal wieder der Keller ausgeräumt werden. Dort stand auch eine Garderobe aus den 20er Jahren, die nun für 20 Euro den Besitzer wechselte. Ein echtes Schnäppchen. Opas Nussknacker ging für nur einen Euro weg. Obwohl er (der Nussknacker) eigentlich auch schon antik ist. Den gleichen Preis erzielen zwei "Kantenhocker". Unter fünf Euro will Birgit Bauder den Wandteller mit Pferdemotiv eigentlich nicht verkaufen "Der ist von Fürstenberg", erklärt sie einer Interessentin. Einem jungen Mädchen, offensichtlich "Pferdenärrin", gewährt sie dann doch Rabatt. "Unser Sprinter steht gleich gegenüber, und den Sackkarren haben wir auch dabei", erklärt Birgit Bauder bezüglich der Logistik beim Auf- und Abbau. Den Regenguss kurz nach 7 Uhr hat die Familie noch locker weggesteckt.

Allerlei Hausrat, aber auch selbst gezogene fleischfressende Pflanzen haben Peter und Manuela Harbarth im Sortiment. Der Biologe aus Mannheim versteht sich auf die Zucht, bietet die Venus-Fliegenfalle und den Sonnentau zum Verkauf. Schon seit vielen Jahren ist das Ehepaar beim Flohmarkt dabei.
Gerade haben sie einen Besucher glücklich gemacht, der zum kleinen Preis von 50 Cent "Das große Buch vom Brot" erwarb. Schräg gegenüber verkauft eine Dame unter anderem gehäkelte Klorollen-Hütchen und möchte für 20 bis 25 Euro auch ganz gern eine mechanische Schreibmaschine aus Metall loswerden.

Durch ihr blaues T-Shirt mit dem Aufdruck "Schriesemer derfe des" und ihr freundliches Lächeln fällt Sabine Fein auf. Seit einem Jahr lebt die Technik-Lehrerin in Gauangelloch. Zum dritten Mal macht sie beim Flohmarkt in "Schriese" mit, weil sie einfach Spaß dran hat. Neben dem eigenen Bestand bekam sie aus ihrem Bekanntenkreis mehrere Kartons mit Waren angeliefert – etwa den "Eierkoch- und Joghurtautomat". Andreas Ries aus Ladenburg kauft an dem Stand das "Buch der 777 Irrtümer", das er an einen Freund verschenken will und außerdem eine Säge. Die Mini-Rikscha für 15 Euro gefällig? Das Teil in Modellgröße gibt’s nebenan bei Gerhard Brechenser, der seine Brötchen ansonsten in der Ausländerbehörde Mannheim verdient.

Um sein Hobby, das Sammeln von Wiking-Autos, zu finanzieren, ist er ab und zu auf Flohmärkten unterwegs, um größere Modellfahrzeuge beziehungsweise Matchbox-Autos zu ergattern, die er dann verkauft. "Handeln Sie ruhig. Dafür sind Sie ja auf dem Flohmarkt", ist ein paar Stände weiter zu hören. Die Dame, die das sagt, bietet zum Beispiel Porzellanengel an. Zwei davon tragen eine blumengeschmückte Sänfte.

Beim Rundgang treffen wir unter anderem auf Renate Hilss aus Neuenheim, treue Flohmarkt-Kundin in Schriesheim und nun stolz darauf, sechs Tischsets der Marke Pimpernel zum Preis von fünf Euro erstanden zu haben. Sie weiß, dass diese ansonsten sündhaft teuer sind.

Ihre Begleiterin Erika Schmitt schwärmt noch von ihrem Schnäppchen vom letzten Jahr. Es war ein Persianer-Jäckchen für 30 Euro, das sie seither schon oft getragen hat. Sie weiß auch, dass es aus einem früheren namhaften Pelzstudio in Heidelberg stammt.
Wer auf einem Flohmarkt seinen Stand ausbreitet, muss damit rechen, mindestens die Hälfte mit nach Hause zu nehmen. Die Betreiber kommen trotzdem immer wieder. Abzüglich der Standgebühr reicht der Erlös vielleicht gerade, um mal schön essen zu gehen. Macht aber nichts.
Mit alten Kaffeekannen und Suppenterrinen, Brokatkissen, Puppenhäusern oder Plastik-Baggern hatten sie vielleicht genau das im Sortiment, was andere suchten. Auf dem Kopf transportiert beispielsweise eine junge Frau einen Meerschweinchen-Käfig durch die Menge und sieht dabei ganz glücklich aus..

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung