Schriesheim im Bild 2023

14.09.2007

„Lassen wir uns überraschen"

(bjh) Überrascht war keiner der Einzelhändler in der Heidelberger Straße, als in dieser Woche Sabine Menzel vor ihnen stand. Die Mitarbeiterin des Büros für Stadt- und Regionalplanung von Dr. Donato Acocella interviewt seit Montag die Gewerbetreibenden anhand eines Fragebogens. Die Ergebnisse dieser Befragung gehen in die Ausarbeitung des Einzelhandelskonzepts für Schriesheim ein, das die Stadt bei Acocella in Auftrag gegeben hat. Sie erhofft sich Hinweise und eine rechtliche Argumentationsgrundlage für zukünftige stadtplanerische Entscheidungen, die den Einzelhandel vor Ort stärken sollen.

Einhellig bescheinigten die von der RNZ befragten Geschäfte der Stadtverwaltung eine gute Informationspolitik im Vorfeld der Erhebung. Durch ein Anschreiben, die Auftaktveranstaltung und die Berichte in der Presse hatten sie das Gefühl, sowohl über Sinn und Zweck, als auch über den Inhalt des Fragebogens ausreichend informiert worden zu sein. Das Büro Acocella fragte nicht nur nach dem Sortiment und der Anzahl der Mitarbeiter, sondern etwa auch nach den Eigentumsverhältnissen oder der Miethöhe der Geschäftsräume sowie nach den Umsätzen der letzten Jahre.

Auch Monika Hedrich (Hörsysteme Schulz) fühlte sich durch die Stadtverwaltung gut auf die Befragung vorbereitet und war von den einzelnen Fragen nicht überrascht. Dennoch war es für sie ungewohnt, Auskunft über die Umsatzzahlen zu geben. "Wir haben es trotzdem getan", berichtet sie, schließlich sei zugesichert worden, dass die Daten vertraulich behandelt würden. Insgesamt ist das Vertrauen in die Stadt und die Auswahl des Büros Acocella groß.

Und doch verweigerte der eine oder andere der befragten Geschäftsbesitzer die konkrete Auskunft über die eigenen Umsätze. Man wisse ja schließlich nicht, in welche Hände die Unterlagen geraten würden, war zu hören. Die Länge der Befragung war für viele Geschäftsinhaber überraschend kurz. "Ich weiß nicht, wie man aus diesen wenigen und oberflächlichen Fragen ein gutes Konzept erarbeiten will", sagte eine Geschäftsfrau.

Welche Hoffnungen die Geschäftsinhaber in das Einzelhandelskonzept setzen, ist sehr unterschiedlich. Manche sehen die Stadt weder in der Pflicht, noch in der Lage, entscheidende Hilfe zu leisten. Die Geschäfte selbst seien dafür verantwortlich, ein gutes Preis-Leistungsverhältnis zu bieten und sich um ihre Kundschaft zu kümmern, sagte ein Geschäftsinhaber, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will.

Andere wiederum freuen sich über die Initiative und das Interesse, das für die Situation der Einzelhändler aufgebracht wird. "Ich betreibe mein Geschäft hier seit 25 Jahren", berichtete Karin Pfister (Optik Pfister), "und solch eine Aufmerksamkeit für unsere Probleme habe ich hier noch nicht erlebt."

Auch Ingeborg Urban (Radio-Urban) hofft durch Maßnahmen aus dem Konzept auf mehr Durchgangsverkehr und Laufkundschaft, die durch die Sperrungen am Gewerbegebiet spürbar abgenommen hätten.

Uli Groß (Optik am Markt) war sich sogar sicher, dass das Konzept zur Belebung des Einzelhandels beitragen wird. Vor allem das Engagement des Bürgermeisters Hansjörg Höfer lobte er: "Höfer kommt selbst aus dem Einzelhandel und weiß, dass wir Unterstützung brauchen." Was die Einzelhändler verbindet, ist die Spannung, mit der man die Ergebnisse der Erhebung erwartet: "Lassen wir uns überraschen", meinte Groß.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung