Schriesheim im Bild 2023

24.09.2007

Beim „Energietag" heizte die Sonne ein

Beim „Energietag" heizte die Sonne ein

(kaz) "Nutzt mich doch...", scheint die Sonne sagen zu wollen, als sie einen Tag vor Herbstanfang nochmals für angenehme Wärme sorgt. In Baden-Württemberg ist "Energietag", und in Schriesheim ist dies ein besonderes Ereignis.

Jede Menge praktische Anschauung, wie hier im Lehmhaus, bot der Schriesheimer "Energietag". Denn dieses Mal öffneten Privatleute ihre Tür und berichteten von ihren Erfahrungen. Bei Familie Waegner in der Friedensstraße wird der Kachelofen mit Holz geheizt. Sascha Wenger (Römerstraße 3) erklärt hier dem interessierten Heiner Philipp, wie seine Pelletsheizung funktioniert. Fotos: Peter Dorn

Im Alten Rathaus stehen Vorträge zu den Themen "Erneuerbare Energien", "Energie-Ausweis", energetische Sanierung von Wohnhäusern und über Fotovoltaik beziehungsweise Solarstromanlagen an. Der Clou ist aber, dass Privatleute ihre Pforten öffnen, damit sich Interessierte darüber informieren können, was in Sachen "Energie sparen" so alles möglich ist.

Vom Alten Rathaus aus fährt ein Shuttle-Bus zu den einzelnen Stationen. Gegen 15 Uhr ist Heike Sattel einziger Gast. Die Tour führt zunächst in die Friedensstraße, wo Heinz Waegner mit seiner Familie zur Miete wohnt. Die Elektroheizung fand der Stadtrat der Grünen Liste nie gut. Also ließ er vor zehn Jahren zum Preis von rund 22 000 Mark einen Kachelofen samt Warmluftzügen einbauen. Damit wird seither das ganze Haus beheizt. Im Ofen verbrennen bis zu einen Meter lange Baumstammstücke quasi rückstandsfrei. Es bleibt kaum Asche übrig. Das Holz holt der Hausherr selbst aus dem Wald und lässt es zwei Jahre lang trocknen.

Apropos trocknen: Das Zimmer des Sohnes ist zugleich "Wäschetrockner" im Hause Waegner. Das Mietshaus, Baujahr 1936, ist – zumindest was das Dach betrifft – schlecht isoliert. "Wir heizen schon einiges nach draußen", weiß Heinz Waegner. Nun würde er die Durchlauferhitzer im Haushalt gern erneuern und denkt bereits über eine eigene Wärmeerzeugung mittels Solaranlage nach.

In der Schreinerei Dremel in der Werner-von-Siemens-Straße ist das Dach seit etwa einem Jahr neu gedeckt. Das war wegen der Eternitplatten ohnehin fällig. Das "Solardach" kostete rund 58 000 Euro, "spielte" aber im vergangenen Jahr durch Stromeinspeisung schon an die 4800 Euro ein.

Derweil setzen Sascha und Dagmar Wenger in der Römerstraße auf das Heizen mit Holz-Pellets und eine Solaranlage zur Warmwasseraufbereitung. Die 15 000 Kilogramm Pellets, die pro Jahr verbraucht werden, kosten bis zu 300 Euro. Etwa 25 Kilo Pellets passen in den Ofen, der seine Hitze an alle Heizkörper des 130-Quadratmeter-Hauses abgibt. "Man spürt den Verbrauch und geht bewusster mit der Energie um", sagt Dagmar Wenger. Sie oder ihr Mann müssen nicht die Kohlen aus dem Keller holen, aber eben die Pellets. Und doch sind beide von dieser Art zu heizen "total begeistert". Meistens bleibt der Ofen von Mitte März bis Mitte November allerdings aus.

Anlässlich des Energietags ist bei ihnen Heiner Philipp aus Altenbach zu Gast. Er will weg vom Öl. Ähnlich sieht es bei Heike und Thilo Sattel aus, die auch gleich eintreffen werden. Das Ehepaar bewohnt ein Fertighaus am Hang, das von morgens bis abends Sonne hat.

Bei der Variante "Kachelofen" gäbe es viele Auflagen zu beachten. Kommt also nicht in Frage. Solartechnik oder ein Pelletsofen schon eher. "Wir wollen uns bei anderen einfach mal über Erfahrungswerte informieren", sagt Heike Sattel. Gespräche mit Fachbetrieben waren für sie bislang nicht besonders aufschlussreich.

Einen gemauerten Lehmofen wird im Neubau in der Bismarckstraße 70 geben. Das 190-Quadratmeter-Haus wird aus Lehm, Stroh, Lehmstein und -Putz bestehen, und die Außenfassade soll eine Leichtlehmschüttung erhalten, die laut Architektin Susanne Obermeyer besonders wärmedämmend ist.

Das Haus in offener Bauweise ist laut seiner Besitzerin "altersgerecht" konzipiert. Noch gibt es vor Ort nur eine schmale, steile "Bautreppe". Der Aufgang nach oben, wo Gästezimmer und Wintergarten mit Blick auf die Strahlenburg entstehen, soll letztlich aber breit werden. Dann wäre sogar noch Platz für einen "Treppenlift". Was spricht für ein Haus aus Lehm? Zum Beispiel, dass die Baumaterialien leicht zu beschaffen sind.

Der Lehmofen soll übrigens einen Heißwasseraufsatz bekommen. Das Wasser fließt wiederum in die Heizungsanlage. So viel zum Thema "Energie sparen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung