Schriesheim im Bild 2023

06.11.2007

Kraft fühlt sich „verschaukelt"

Kraft fühlt sich „verschaukelt"

Von Carsten Blaue

Als Peter Kraft im Oktober in der RNZ las, dass Aldi das Gschwander-Areal gekauft hat und beabsichtigt, seinen Markt aus dem Gewerbegebiet auf das Gelände des jetzigen Holzfachhandels zu verlagern, "da fiel ich aus allen Wolken". Kraft ist Geschäftsführer der Mannheimer Kraft+Kraft Unternehmensgruppe. Ihre Hauptgeschäftsfelder sind die Entwicklung und Realisierung größerer Bauprojekte – von der Planung bis zur Schlüsselübergabe. Zu den Kunden der Firma gehören etwa der TÜV Hessen oder die Baumarktkette Bauhaus. Seit Februar vergangenen Jahres bemühten sich Peter Kraft und der Leiter seiner Projektentwicklung, Rainer Panke, nicht nur um den Erwerb des Gschwander-Areals. Sie wollten auch etwas daraus machen und hatten Ideen, wie man es nutzen kann. Daraus wird jetzt offensichtlich nichts. Damit könnte Kraft als Geschäftsmann vielleicht noch leben. Er fühlt sich aber von Bürgermeister Hansjörg Höfer "verschaukelt".

Zudem habe er rund 120000 Euro in die Entwicklungsplanung gesteckt, sagte Kraft, der von Hause aus Architekt ist. Er sagte kürzlich im Gespräch mit der RNZ, er habe seine Planungen in enger Abstimmung mit dem Rathaus gestaltet, um politisch auf der sicheren Seite zu sein.

Bevor er im September vergangenen Jahres erstmals Höfer zu diesem Thema sprach, hatte Kraft mit Gschwander, der Sparkasse Rhein-Neckar-Nord und der Firma MVV gesprochen. Ihr gehört das nordwestliche Eck am Gschwander-Areal. Dann hatte Kraft mit dem Discounter Plus verhandelt und mit dem Drogeriefilialisten Rossmann: "Wir waren uns mit allen einig, auch mit der Bank. Die Verträge für die Märkte waren fertig. Auch für die Wohnbebauung am Steinschleifenweg hätten wir einen Investor gehabt", so Kraft. Gschwander hätte für sein Areal zudem den Betrag bekommen, der im Raum stand, ergänzte er, ohne Zahlen zu nennen.

Höfer habe die Pläne gesehen und gesagt, dass ein Discounter – also der Plus-Markt – politisch nicht durchsetzbar wäre. "Das haben wir akzeptiert", sagte Kraft. Sein Haus habe danach nicht nur begonnen umzuplanen. Auch um ein Bodengutachten, die Klärung der Umnutzung bezüglich des Regionalplans sowie um ein Gespräch mit Gerhard Weber, dem Leiter des Baurechtsamts beim Rhein-Neckar-Kreis, habe er sich "auf Wunsch des Bürgermeisters" bemüht. Zuvor habe dieser im Mai dieses Jahres die neue Planung gesehen.

Diese sah nun 22 Reihenhäuser am Steinschleifenweg auf knapp 5000 Quadratmetern vor. Auf weiteren gut 6600 Quadratmetern waren die Läden von Rossmann sowie von einem hochwertigen Modefilialisten, zudem ein Schuhmarkt und ein Geschäft der Firma Gschwander vorgesehen. Auch 113 Parkplätze wären Teil der Planung gewesen. "Sie wurde vom Bürgermeister für gut befunden. Er hielt das Angebot für die Kunden für eine Bereicherung", berichtete Kraft. So ging er am 19. Juli davon aus, dass er nur noch nach Schriesheim fährt, um mit Höfer und Weber Details für den Bebauungsplan zu besprechen.

Anfang Dezember vergangenen Jahres hatte der Gemeinderat für das Gschwander-Areal die Aufstellung des Bebauungsplans "Gewerbegebiet östlich der B3, zweite Änderung" beschlossen. In der Debatte wurde eine Mischnutzung des Grundstücks befürwortet. Ein Supermarkt müsse verhindert werden, hieß es zudem. Eine Wohnbebauung längs des Steinschleifenwegs wurde begrüßt. Kraft ging davon aus, dass seine Planung den politischen Vorstellungen entspricht.

Das Treffen am 19. Juli nahm für Kraft jedenfalls einen unerwarteten Verlauf: "Auf einmal sagte der Bürgermeister, dass das Konzept nicht passe und es nicht durchsetzbar sei. Eine Begründung bekamen wir nicht." Danach habe er nichts mehr aus Schriesheim gehört, so Kraft.

Bis er jetzt las, dass sich Gschwander mit Aldi geeinigt habe. Kraft glaubt, dass Höfer schon im Juli davon gewusst habe, als er seiner Planung die Absage erteilte. "Außerdem sagte der Bürgermeister erst: ’Wir wollen da keinen Discounter’, und jetzt kommt doch einer hin. Dass es nur ein Umzug ist, zieht nicht. Wir hätten den Plus-Markt gehabt. Das ist Wettbewerbsbeschränkung."

Im Landratsamt, so Kraft, habe er erfahren, dass das Areal mit zwei Discountern – wenn auch Rewe auf das Gschwander-Grundstück ziehen würde – ein Sondergebiet wäre. Das würde an dieser Stelle jedoch nicht genehmigt, behauptete er. Sollte doch ein Sondergebiet daraus werden, dann lege er beim Regierungspräsidium Karlsruhe Beschwerde ein, so Kraft. "Unser Konzept hatte der Rhein-Neckar-Kreis abgesegnet", sagte er.

Peter Kraft wollte nicht den Eindruck entstehen lassen, bei den Verhandlungen mit Walter Gschwander gezögert zu haben: "Wir haben Gas gegeben. Aber wir wollten vorher Klarheit über die politische und rechtliche Durchsetzbarkeit haben".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung