Schriesheim im Bild 2023

17.06.2003

Ein Riesentalent auf Schweinchenjagd

Ein Riesentalent auf Schweinchenjagd
Der Schriesheimer Sigmund-Schüler Valentin Tafel spielt für Deutschland im Boule-Nationalteam

Schriesheim/Weinheim. (Si) Kein Zweifel, das Heinrich-Sigmund-Gymnasium auf dem Schriesheimer Branich ist eine sportliche Schule. Valentin Tafel ist nach Schwimmerin Silva Pulvrich der zweite Sportler des HSG, der es am weitesten gebracht hat und ist derzeit der Stolz der ganzen Schule und der Schulleitung. Kein Wunder, der 1,90 Meter große ruhige junge Mann ist hoch talentiert und verfolgt seinen sportlichen Weg, ohne sein schulisches Ziel aus den Augen zu verlieren. "Jeder Zentimeter ein Athlet", bescheinigt ihm stolz Schulleiter Dr. Wolfgang Metzger. Seit vier Jahren ist er oben auf dem HSG auf dem Branich. Seit der 8. Klasse.

Nächstes Jahr macht er dort sein Abitur, und einem "Schüler, der sportlich wie auch schulisch am Ball bleibt", dem geben seine Lehrer gern eine "Auszeit", wenn es wieder zu Meisterschaften oder Ranglistenturnieren geht (siehe auch sportlicher Steckbrief). Sein Sport, das Boule-Spiel, ist Laien als Hobby zwar bekannt, als Hochleistungssport weniger, dabei ist Boule keineswegs eine Exoten-Sportart. Immerhin sind in Deutschland 40000 Boule- Sportler im Verband erfasst, in der Rangliste sind die besten Tausend, die auf Ranglisten-Turnieren Punkte sammeln.

Valentin Tafel hat einen Vorteil: er hat sehr früh angefangen bereits mit acht Jahren hat er erstmals die Kugel geworfen, angespornt von seinem Vater, selbst ein Hobby-Boulespieler in Lützelsachsen, sein Heimatverein ist sehr stark in der Baden-Württemberg-Liga, dort ist Valentin Tafel das beste Pferd im Stall. Aus dem Baden- Württemberg- Jugendkader heraus wurde er gefördert hinein in den Erwachsenen-Kader, den DPV (Deutscher Petanque Verband). Überhaupt ist Weinheim, wo Tafel trainiert, eine Art Boule- Hochburg. Das Besondere am HSG-Schüler Valentin Tafel: Er, das Naturtalent, schaffte es, aus der Spitze der Jugendklasse direkt in die Spitze der aktiven Männerklasse vorzustoßen, "ohne Bruch", den es oft bei Sportlern in dieser Altersgruppe gibt. Er spielt in der Nationalmannschaft und hat einen Sponsor (auch im nächsten Jahr). Tafels großes Vorbild ist Cedric Schubert, der ihn über Jahre hinweg trainierte. Demnächst spielt Valentin Tafel für Deutschland auf der Europa- Meisterschaft am 26. bis 28. Juni. Da entscheidet seine Leistung darüber, ob er zu den "drei plus eins" gehört, die zur Weltmeisterschaft fahren dürfen. Für zwei von ihnen geht es dabei also um alles.

Normalerweise trainiert Tafel ein bis zwei Stunden pro Tag, vor Meisterschaften sind es dann vier bis fünf Stunden Training jeden Tag. Zum Erfolg dieser mentalen Sportart, beruhend auf Taktik und Berechnung, gehört auch körperliche Fitness. Als Ausgleichssport betreibt er Schwimmen, Fußball, manchmal auch Basketball.

An zwei Ereignisse erinnert sich der Vorzeige-Athlet des HSG noch, als wenn es gestern gewesen wäre: Auf einem Ranglistenturnier in Edingen-Neckarhausen hat er letztes Jahr den Vize-Weltmeister in der Doublette (zwei gegen zwei) geschlagen. Bei der Triplette (drei gegen drei) warf er ein Mal die Kugel 16 Meter durch Schuss und platzierte sie neben die Zielkugel, das "Schweinchen" genannt, der Gegner platzierte seine Kugel ebenfalls daneben - auch auf 16 Meter. "Da ist es schwer, die gegnerische Kugel dort weg zuschießen." Valentin schoss sie weg: "Karo sur Place" und gewann das Spiel.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung