Schriesheim im Bild 2023

17.11.2007

Stark sein und aufhören

(nip) Die junge Frau auf dem Plakat deutet es mit zwei Fingern an: "Raucher sind so sexy". Viel Platz ist da nicht zwischen Daumen und Zeigefinger. Man kennt das schon von Plakatwänden entlang der Autobahn, wo Prominente Rasern wenig Grips zutrauen. "Die Ähnlichkeit ist gewollt", sagt Tobias Wagner. Schriesheims Jugendgemeinderat will 14- bis 19-jährigen Schülern das Rauchen abgewöhnen. Mit einem Wettbewerb, der mit satten Preisen wie Industriepraktika und Sachgewinnen lockt.

Davon abgesehen, sind alle erfolgreich teilnehmenden Jugendlichen Gewinner für ihre eigene Gesundheit. So steht es auf dem Flyer, der jetzt in einer Auflage von 5000 Stück an Schulen in Schriesheim, Heddesheim, Ladenburg, Hirschberg und Dossenheim verteilt wird. Auch diese können teilnehmen.

Im Detail stellten die Jugendgemeinderäte nun die "Rauchfrei-Kampagne" im Rathaus vor. Dort war Bürgermeister Hansjörg Höfer nicht nur als Ex-Raucher sichtlich von der Initiative angetan. Im Rathaus und im Zehntkeller habe sich das Rauchverbot bewährt. "Ihr seid auf dem richtigen Weg", bestätigte er den Jugendlichen, die mit der Ausarbeitung ihres Wettbewerbs "Sei stark – hör’ auf" vor anderthalb Jahren begonnen hatten. Der Weg sei manchmal hart gewesen, meinte Jugendsozialarbeiterin Jana Burwitz. "Es ist toll, dass ihr drangeblieben seid", freute sie sich. Burwitz ist zugleich die Anlaufstelle für alle Anmeldungen.

Der Vorschlag zur Initiative kam von Dr. Dieter Alt, Geschäftsführer der Aktion "Bewusstsein für Brustkrebs". Der Jugendgemeinderat habe die Anregung aufgegriffen, berichtete Hannes Kühnemund. Kultusstaatssekretär Georg Wacker (CDU) hat für das Projekt die Schirmherrschaft übernommen. Alts Motivation liegt im erhöhten Risiko für jugendliche Raucher begründet.

Brustkrebs bei Mädchen, die bereits in der Pubertät zum Glimmstängel greifen, Lungenkarzinome als zumeist tödliche Folgeerscheinung. Tobias Wagner präsentierte einige Zahlen: So liegt das Einstiegsalter fürs Rauchen bei 13,8 Jahren. Von allen Zwölf- bis 17-jährigen rauchen 20 Prozent. "Bei der Jugend anzusetzen, ist ideal", sagte Alt.

Das bestätigte Michael Ehmann von der Raucherprävention der Heidelberger Thoraxklinik. "Mir gefällt an der Aktion, dass sie von Jugendlichen für Jugendliche ist." Das Ganze sei neu, und die Thoraxklinik übernehme dafür gern den Türöffner. Mit der Kampagne will der Jugendgemeinderat Vorreiter sein. Offenbar interessieren sich bereits andere Jugendgremien, unter anderem aus Berlin, für die Initiative.

Der Wettbewerb startet am 1. Februar und geht bis 10. Mai. Wer bis dahin rauchfrei bleibt, was stichprobenartige Urintests beweisen werden, gewinnt schon mal an Gesundheit. Angesprochen sind alle Schüler ab 14 Jahren, die in den vergangenen sechs Monaten regelmäßig geraucht haben. Wer möchte, kann sich für die 100 Tage einen Helfer aussuchen, der ebenfalls gewinnen kann. Die Schriesheimer Geschäftswelt gab schon Zusagen für Sachpreise. Bei zwei Informationsveranstaltungen am Dienstag, 27. November, und am Montag, 3. Dezember, jeweils um 11.20 Uhr, im Schriesheimer Schulzentrum gibt’s nähere Auskünfte. Teilnahmeformulare für den Wettbewerb liegen im Rathaus und an den Schulen aus.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung