Schriesheim im Bild 2023

01.12.2007

Der Spiegel des „BTA-6"-Teleskops wiegt 42 Tonnen

(ze) Am letzten Abend der astronomischen Woche in der Christian-Mayer-Volkssternwarte ging es um die wichtigsten Hilfsmittel der Astronomen: die Teleskope. Die sind in der Schriesheimer Sternwarte relativ klein, im Vergleich zu den Riesenteleskopen, über die Roland Janz berichtete.

Den Anfang bei dieser Gigantomanie im Teleskopbau machte im 19. Jahrhundert Lord Rosse, der ein Teleskop mit einem Spiegeldurchmesser von 1,83 Meter bauen ließ. Der Spiegel bestand allerdings aus Metall im Gegensatz zu den heute verwendeten Glasspiegeln. Mit einem Spiegeldurchmesser von 2,54 Meter folgte 1912 das "Hooker-Teleskop" auf dem Mount Wilson in Kalifornien. 1948 ging dann das "Hale-Teleskop" auf dem Mount Palomar ebenfalls in Kalifornien mit einem doppelt so großen Spiegel in Betrieb. Bis 1975 war es das größte Teleskop der Welt, dann wurde es abgelöst von dem Sechs-Meter-Spiegelteleskop "BTA-6" im Kaukasus.

Der Vorteil der großen Teleskope liegt darin, dass sich damit lichtschwache Objekte besser beobachten lassen. Sie haben jedoch so ihre Eigenarten, wie sich im Laufe der Entwicklung zeigte. Mit zunehmendem Spiegeldurchmesser werden sie natürlich immer schwerer. So wiegt alleine der Spiegel des "BTA-6" im Kaukasus 42 Tonnen. Zudem ist gerade dieser aus einem Borsilikat hergestellte Spiegel besonders temperaturempfindlich, so dass er sich bei kühlen Nachttemperaturen verzieht. Die Verwendung von Glaskeramiken ermöglichte schließlich den Bau von Spiegeln mit einem Durchmesser von 8,4 Metern wie beim "Very Large Telescope" in der chilenischen Atacama-Wüste. Noch größere Teleskope werden heute aus einzelnen wabenförmigen Segmenten hergestellt.

"Ein weiteres Problem bei der Sternenbeobachtung stellt die Erdatmosphäre dar", fuhr Janz fort. Denn diese lässt die Lichtstrahlen nicht ungestört hindurch. Turbulenzen in der Luft sorgen beispielsweise für das Flackern der Sterne am Nachthimmel, und das erzeugt unscharfe Bilder. Deshalb wurden verformbare Spiegel entwickelt, bei denen die Spiegeloberfläche bis zu 600 Mal pro Sekunde durch kleine Stempel unter dem Spiegel verbogen wird, um die Störungen durch die Turbulenzen der Luft auszugleichen. In gar nicht so ferner Zukunft denkt man daran, Teleskope mit einem Spiegeldurchmesser von 40 Metern zu bauen. Zum Abschluss der astronomischen Woche zog Janz ein durchwachsenes Fazit bezüglich der Besucherzahl und der Beobachtungsmöglichkeiten an den fünf Abenden. "Die Besucherzahl war von Tag zu Tag recht unterschiedlich." Besonders überrascht hat Janz dabei, dass an einem Abend mit sternenklarem Nachthimmel nur drei Besucher kamen.

"Dafür konnten die drei bis 1 Uhr nachts ausgiebigst durch die Teleskope schauen", erinnerte sich der Sternwartenleiter. An anderen Tagen, an denen Wolken die Sterne verdeckten, waren dafür wesentlich mehr Zuhörer zu den Vorträgen gekommen. Doch selbst wenn an einigen Abenden der Andrang zu wünschen übrig ließ, gibt es die Kompaktveranstaltung auch im kommenden Jahr wieder.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung