Schriesheim im Bild 2023

06.12.2007

Einfach da sein und zuhören

Von Karin Katzenberger-Ruf

Auf der Karikatur hat der Sensemann an die Tür geklopft, und jener, der diese einen Spalt breit öffnet, begrüßt ihn mit einem "Nein danke, wir sterben nicht". Die Folie hat Hanne Fath, Koordinatorin der Ökumenischen Hospizhilfe Weinheim, aufgelegt, als sie im kleinen Sitzungssaal des Rathaus rund 25 Gäste zum Informationsabend "Begleitung bis zuletzt" begrüßt. Wie bereits berichtet, soll es künftig auch in Schriesheim eine Sterbebegleitung geben. Dazu werden Ehrenamtliche gesucht.

Hospizhilfe ist eine ehrenamtliche Tätigkeit und kostet diejenigen, die sie in Anspruch nehmen, nichts. Das Hilfsangebot wird von Krankenkassen unterstützt und finanziert sich ansonsten über Spenden. Wer Sterbende und deren Angehörige begleiten will, wird in Seminaren auf diese Aufgabe vorbereitet. Am Anfang steht ein so genanntes "Orientierungsseminar", bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon mal ausloten können, wie sie überhaupt mit dem Thema "Tod" zurechtkommen. Der Termin steht schon fest. Es ist Freitag, der 4. April 2008 von 17 bis 21 Uhr sowie Samstag, der 5.April von 9 bis 17 Uhr. Die nachfolgenden Vorbereitungskurse finden an vier Wochenenden zwischen Juni und Oktober kommenden Jahres statt. Eine Interessentin beim Informationsabend ist Gerlinde Gassert-Kunze, die halbtags im Altenpflegeheim Stammberg arbeitet. Sie findet, Sterbebegleitung sei eine wichtige Aufgabe und überlegt, sich dafür ehrenamtlich zu engagieren. Auch zwei Frauen aus Heddesheim sind vor Ort.

Margot Anzinger, Ehefrau des evangelischen Pfarrers, hat schon zwei Menschen bis zu ihrem Tod begleitet und dabei selbst an Lebenserfahrung gewonnen. Ursula Metzger, Mitglied des "Inner Wheel"-Clubs Schriesheim-Weinheim, könnte sicher bezüglich Spenden etwas tun. Doch auch sie hat Erfahrung im Umgang mit Sterbenden, begleitete ihren Vater zuhause am Krankenbett und erfuhr, dass der letzte Atemzug tatsächlich Erlösung sein kann, verbunden mit dem Gefühl tiefen Friedens. Den Tod der Mutter hat sie ganz anders erleben müssen.

Beide Frauen könnten sich vorstellen, in der Sterbebegleitung aktiv zu werden. "Der Kranke führt und wir begleiten", nennt Hanne Fath als Grundregel. Aber was ist, wenn sich der Kranke nicht mehr artikulieren kann? Dann ist viel Einfühlungsvermögen gefragt. Die Begleitung Angehöriger (Hanne Fath nennt es "Hilfe am Küchentisch") ist wichtiger Bestandteil der ehrenamtlichen Arbeit. Die Koordinatorin weiß allerdings auch, wie schwer es Angehörigen fällt, den Sterbeprozess mit seinen meist untrüglichen Anzeichen zuzulassen. Sie hat für Angehörige von Sterbenden aber auch ganz praktische Tipps. Demnach sollten sich diese ruhig schon mal vorab in einem Bestattungsunternehmen umschauen und nicht erst in den Tagen größter Trauer.

Für die Hospizhilfe Weinheim sind über 20 Ehrenamtliche im Einsatz. Schön, wenn auch in Schriesheim eine solche Gruppe entstehen würde. Eine Handvoll Ehrenamtlicher würde zunächst genügen. Sie sollten Zeit haben für ihre Tätigkeit und ihre psychische Belastbarkeit einschätzen können. Doch dafür gibt es ja das Orientierungsseminar.

In den Vorbereitungsseminaren samt Praktikum erfahren die Teilnehmer einiges über Gesprächsführung oder Schmerztherapie, aber auch über "Handreichungen" am Krankenbett. Sie sollen allerdings nicht pflegen, sondern einfach nur da sein und zuhören.

Info: Infos bei Hanne Fath unter der Telefonnummer 06201/18 58 00.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung