Schriesheim im Bild 2023

11.12.2007

„Der Wald ist älter als die Stadt"

(kaz) Rund zwei Drittel der Schriesheimer Gemarkung sind bewaldet. Das sind etwa 1600 Hektar. "Der Wald ist älter als die Stadt", sagt die Umweltberaterin Christiane Gerner (Foto: Kreutzer) am vergangenen Samstag im Historischen Rathaus in der Reihe "Geschichte und Wein". An den Adventssamstagen lädt das Stadtarchiv jeweils um zwölf Uhr zu einem historischen Thema nebst kleiner Weinprobe ein.

Dass die Forstwirtschaft in der Verwaltung der Kämmerei zugeordnet ist, lässt erahnen, dass der Wald für eine Gemeinde immer noch betriebswirtschaftlicher Faktor ist. Es geht erst einmal um die Holzvermarktung.

Gerner erinnert auch an die Überproduktion der 90er Jahre, als nach heftigen Stürmen mancherorts Kahlschlag herrschte und eher minderwertiges Holz auf den Markt kam. Die Umweltberaterin stellt aber auch die provokative Frage: "Kostet der Besuch im Wald bald Eintritt?". Soweit wird es wohl nicht kommen, auch wenn die Verwaltung ein rund 124 Kilometer langes Wegenetz pflegen muss, dass auch Auswärtige gerne für die Naherholung nutzen.

Schon während der Bronzezeit und während des Mittelalters kam es zu massiven Rodungen. Der Wald war damals wichtiger Rohstofflieferant. Das Hochholz wurde für den Häuserbau, das Niederholz als Brennmaterial genutzt. Doch im 13. Jahrhundert kam es zu ersten Einschränkungen von Nutzungsrechten wegen des Kahlschlags. Diese sind seit den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts in Deutschland quasi aufgehoben.

Buchen und Eichen sind jene Baumarten, die vorrangig in heimische Wälder gehören. Doch die Forstwirtschaft setzte in den letzten Jahrzehnten auch auf schnell wachsende Nadelbäume. Das soll künftig anders werden. Laut Gerner ist der Schriesheimer Wald bereits zertifiziert und nur deshalb in Sachen Holzvermarktung konkurrenzfähig. Demnach darf dort nicht gedüngt werden, und Herbizide sind tabu. Öffentliche Grillplätze gibt es im Schriesheimer Wald nicht. Angeblich würde sich der Verwaltungsaufwand dafür nicht rechnen. Dass die Menschen den Wald schon immer irgendwie ausbeuteten, ist eine der Tatsachen, an die ab dem nächsten Jahr mit der Ausschilderung eines Tagbergbau-Weges zwischen der Hohen Weid und der Talstraße erinnert werden soll. Dort wurde unter anderem Feldspat für die Herstellung von Porzellan gewonnen.

Nach Gerners Referat lädt der Betrieb Wehweck zur Verkostung eines Dornfelders, Jahrgang 2006, ein. Beim Ortstermin bekommen die Gäste auch eine Kostprobe von einem Weißherbst und einem Riesling sowie die kleine "Verbraucherkunde". Demnach entfallen auf eine Flasche Sekt normalerweise über einen Euro Steuer.

Info: "Geschichte und Wein" wieder am Samstag, 15. Dezember, 12 Uhr. Treffpunkt am Stadtbrunnen; Thema: "Die Vergangenheit der evangelischen Stadtkirche". Wein: 2006er Dornfelder Rotwein der Weinscheuer Majer.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung