Schriesheim im Bild 2023

29.12.2007

'Jetzt muss es weitergehen'

"Wir müssen das jetzt anschieben": Ortsvorsteher Alfred Burkhardt hat das Ziel, dass die Planung für den neuen Ortsmittelpunkt Ende nächsten Jahres fertig wird. Foto: Dorn

Von Carsten Blaue

Die Zukunft des Ortsmittelpunkts, die Verkehrssicherheit und natürlich der Winterdienst waren dieses Jahr große Themen in Schriesheims Ortsteil Altenbach. Nicht weniger wichtig ist für Alfred Burkhardt die Entwicklung im Bereich der Kinderbetreuung. Hier sieht der Ortsvorsteher auch im kommenden Jahr Handlungsbedarf. Im Gespräch mit der RNZ zieht Burkhardt eine Bilanz des Jahres 2007. Seine Einschätzung, welche Folgen der inzwischen recht wahrscheinliche Bau des Branichtunnels für den Odenwaldortsteil hätte, durfte da nicht fehlen.

Herr Burkhardt, was wird der Schriesheimer Branichtunnel denn jetzt für Altenbach: eine Chance, weil der Ortsteil schneller erreichbar ist und dadurch attraktiver wird für junge Familien? Oder eine Gefahr, weil dann noch mehr Verkehr durch den Ort fährt?

Wir brauchen den Tunnel für die Talstraße in Schriesheim. Das sehen wir in Altenbach ohne Wenn und Aber. Ein Pluspunkt für uns ist, dass man die Arbeitsplätze in Mannheim, Heidelberg oder Frankfurt schneller erreicht. Ein Nachteil ist sicher, dass der Tunnel den Verkehr anzieht – gerade auch an den Wochenenden. Wir müssen darauf reagieren, und zwar bei der Gestaltung des Ortsmittelpunktes. Eine Gesamtplanung ist hier so wichtig! Ein Brunnen und drei Bänke sind eben keine Gestaltung. Die Planung soll Ende 2008 fertig sein. Das ist mein Ziel. Wir müssen das jetzt anschieben.

Und was ist mit der höheren Wohnattraktivität, wie sie Bürgermeister Hansjörg Höfer sieht? Sie sprachen ja eher von der aktuellen Tendenz zur "Landflucht".

Die Wohnqualität kann erhöht werden, aber nicht durch den Tunnel. Die Infrastruktur muss stimmen: die Nahversorgung, die Kinderbetreuung, das Grundschulangebot sowie das ganze Wohnumfeld mit den Vereinen und den Kirchen.

Und wie sieht es da aus?

Ein ganz wichtiges Thema des nächsten Jahres wird die Kinderbetreuung. Da müssen wir schnell handeln. Wir brauchen eine Gruppe für die Ganztagesbetreuung im Kindergarten, und wir brauchen für Kinder ab dem Grundschulalter einen Hort, wenn wir junge Familien im Ort halten wollen. Oft müssen beide Elternteile arbeiten. Darauf müssen wir eingestellt sein. Die Aufnahme von Unter- Dreijährigen ab zwei Jahren im Kindergarten bei einer Betreuung von 8 bis 14 Uhr war ein guter Einstieg. Jetzt muss es weitergehen. Wenn wir uns dieser Aufgabe nicht stellen, wird unsere Bevölkerung in Altenbach abnehmen.

Könnte Altenbach denn überhaupt wachsen?

Sicherlich. Wir haben das Potenzial für rund 400 bis 500 neue Einwohner. Wir haben noch etliche Bauplätze.

Dieses Jahr wurde ja ein Beschluss zur innerörtlichen Verdichtung getroffen.

Eine richtige Entscheidung! Die Arrondierung bringt immer mehr, als am Rande von Landschaftsschutzgebieten zu bauen. Im Bereich des Bebauungsplans "Altenbach Ost" kann eine landwirtschaftliche Nutzfläche bebaut werden. Das sollte behutsam geschehen. An dieser Stelle darf man nicht klotzen.

Und wie bewerten Sie das Vereinsleben?

Die Vereine haben sich dieses Jahr neu positioniert und sich auf die Zukunft vorbereitet. Sie alle leisten sehr gute Arbeit, vom TV und der TSG, über den MGV Liederkranz Altenbach, den MSC und die Schützen bis hin zu den Kirchenchören. Nicht zu vergessen ist die Einsatzbereitschaft unserer Feuerwehrabteilung. Gerade in den Vereinen sieht man, dass man die Demografie in die Überlegungen zur Zukunft Altenbachs einbeziehen muss.

Weil sich die Älteren engagieren?

Weil die Vereine ohne sie nicht funktionieren würden! Jüngere sind beruflich und familiär heute sehr eingespannt und können nicht auch noch alle Führungsämter in Vereinen übernehmen. Junge Pensionäre sind da ein enormes Potenzial! Ihr Wissen, ihre Erfahrung müssen wir auch in Altenbach für das Ehrenamt nutzen. Ansonsten können wir das soziale Engagement beerdigen.

Ein Thema war dieses Jahr auch die Verkehrssicherheit des Schulwegs nach dem schweren Unfall eines Kindes im Abtsweg. Die Bürger monierten in diesem Zusammenhang auch, dass in der Hauptstraße gerast wird. Wie wollen Sie die Probleme in den Griff bekommen?

Man muss bezüglich der Verkehrssituation in Wohnstraßen ehrlich sein: Man kann den Verkehr hier nur bedingt regeln, wenn man die Bürger nicht zu sehr schikanieren will. Ich appelliere hier an die Vernunft der Autofahrer und an die Anwohner. In der Hauptstraße müssen wir die Probleme durch den neuen Ortsmittelpunkt entschärfen und auch an anderen Stellen nachbessern, denn gerade an den Ortseingängen wird oft zu schnell gefahren.

Andererseits ist auch das Parken an einigen Stellen Altenbachs ein Problem.

Genau. Teilweise kommen die Rettungsfahrzeuge gar nicht mehr durch, so zugeparkt ist alles. Wo es gefährlich wird, müssen wir im nächsten Jahr verstärkt kontrollieren.

Dieses Jahr war auch der Winterdienst in Altenbach ein Thema...

...und ich bin nach wie vor der Meinung, dass er ein Thema ist. Erstens aus Kostengründen, zweitens aufgrund der Effektivität. Mit eigenen Leuten vor Ort zu arbeiten ist effektiver und wirtschaftlicher. Dem kann sich auch der Bürgermeister nicht mehr verschließen. Die Stadt muss ihre Personalpolitik, die wir bisher mitgetragen haben, auch neu überdenken. Die Vergabe an Private ist nicht alles. Wir brauchen städtisches Personal und Arbeiter, um dem gerecht zu werden, was die Bürger von uns verlangen dürfen und können.

Sie haben jetzt gerade eine Halbtagsstelle in Altenbach verloren.

Stimmt. Unser Mitarbeiter in der Verwaltungsstelle, Marco Skarke, wird durch ein Job-Sharing-Modell zweier Mitarbeiterinnen ersetzt. Skarke ist ein strebsamer, dynamischer Mann. Es war klar und richtig, dass er nach Höherem strebt. Hannelore Müller war zu Skarke eine tolle Ergänzung. Sie war fachlich und zeitlich flexibel einsetzbar – sei es in der Verwaltungsstelle oder im Sekretariat der Grundschule. Jetzt haben wir auch sie verabschiedet.
Dafür haben Sie die halbe Hausmeister-Stelle.

Das war eine gute Lösung.

Sie nannten den Ortsmittelpunkt und den Ausbau der Kinderbetreuung. Was steht noch auf Ihrer Agenda für 2008?

Die Mehrzweckhalle. Ob eine Öl- oder lieber eine Pelletsheizung war für mich dieses Jahr nie die erste Frage, sondern wie man den Energieverbrauch vermeiden kann. Das Haus muss Schritt für Schritt energetisch verbessert werden. Es hat eine miserable Wärmebilanz.

Dennoch kann Ihnen die Entscheidung für die Ölheizung nicht gefallen haben.

Warum? Die Pelletsheizung wäre relativ teuer gewesen. Und bezüglich der Feinstaubbelastung kommen diese Heizungen erst noch auf den Prüfstand. Wir bekommen jetzt eine recht saubere Ölbrennwerttechnik, erhalten Warmwasser über eine Solaranlage und können das eingesparte Geld in die energetische Aufrüstung des Hauses stecken. Da tun wir mehr für den Umweltschutz.

Wie kommen Sie eigentlich mit Ihrem Stellvertreter, Christian Wolf von der Grünen Liste, zurecht?

Gut. Das Positive am Ortschaftsrat ist, dass wir seit vielen Jahren über alle Fraktionen hinweg kompetente Leute im Gremium haben. Wir sind immer streitbar, aber in der Sache.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung