Schriesheim im Bild 2023

09.01.2008

Der Stadt werden sein Rat und seine Herzlichkeit fehlen

Von Carsten Blaue

Noch am 1. Dezember führte Heinrich Rufer viele Interessierte in den Madonnenbergkeller und eröffnete damit die Vortragsreihe "Geschichte und Wein". Die Stadthistorie, und hier besonders die Geschichte der Ölmühle am Kanzelbach, vor allem aber die erfolgreiche Entwicklung des Weinbaus in Schriesheim seit den 1950er Jahren werden immer mit dem Namen des Ehrenmitglieds der Winzergenossenschaft verbunden bleiben. In der Nacht zum Dienstag verstarb Heinrich Rufer im Alter von 85 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit. Die Nachricht seines Todes sorgte gestern für Bestürzung in der Stadt. Werner Merkel, der Vorsitzende des Obst-, Wein- und Gartenbauvereins, dessen Schriftführer Rufer über 50 Jahre lang war, sprach von einem großen Verlust für Schriesheim. Er habe einen Freund verloren.

Ehrenbürger und Alt-Bürgermeister Peter Riehl sagte über Rufer: "Ihn nicht mehr zu haben, fällt unheimlich schwer." Für den Madonnenbergverein sei Rufer unersetzlich gewesen. Noch im vergangenen Herbst freute er sich bei der Madonnenberg-Lese über die wunderbaren Riesling-Trauben. Riehl sagte, er habe Rufer auch als Stadtrat schätzen gelernt. Von 1974 bis 1985 war der Verstorbene Mitglied der CDU-Fraktion. Rufers kommunalpolitische Verdienste würdigte auch Bürgermeister Hansjörg Höfer in einer ersten Reaktion: "Wir verlieren eine große Persönlichkeit und ein Stück der Identität des alten Schriesheim".

Rufer sei "mit Sicherheit eine der großen, prägenden Persönlichkeiten des Schriesheimer Weinbaus gewesen", so der Vorstandsvorsitzende der Winzergenossenschaft, Friedrich Ewald. Gerade Rufers Verdienste für die Genossenschaft seien nicht hoch genug einzuschätzen. Im Jahr 2002 wurde er anlässlich seines 80. Geburtstags zum Ehrenmitglied der Winzergenossenschaft ernannt, deren Mitglied Rufer bereits im Jahre 1954 wurde.

Vier Jahre später wurde er Aufsichtsrat. Von 1962 bis 1988 leitete er die Geschicke der Genossenschaft als Geschäftsführer und für kurze Zeit auch als Vorstandsvorsitzender, nachdem Walter Sandel 1987 überraschend verstorben war. "Heinrich Rufer hat sich immer voll und ganz für die Winzergenossenschaft und damit für ihre Mitglieder eingebracht", sagte Ewald gestern. Die Position des Geschäftsführers habe Rufer mit einzigartigem Engagement ausgefüllt, "und das oft Tag und Nacht". Rufer sei immer aufgeschlossen gewesen für die Weiterentwicklung des Weinbaus.

Das bewies er auch als Geschäftsführer. Als der gebürtige Schriesheimer diese Funktion übernahm, lieferten die Genossenschaftswinzer rund 110000 Kilogramm Trauben ab. 26 Jahre später hatte sich diese Menge mehr als verzehnfacht. Entscheidende Weichenstellungen für die Zukunft der Winzergenossenschaft trug Rufer in dieser Zeit maßgeblich mit. Unter seiner Geschäftsführung begann die Kooperation mit dem Badischen Winzerkeller Breisach. Zudem wurde die Wein- und Vertriebsgenossenschaft gegründet und das neue Kelterhaus im Gewerbegebiet gebaut. "Er war ein Vorbild für uns alle", so Ewald über seinen Vorgänger im Vorstandsvorsitz, dem er noch am 23. November des vergangenen Jahres zum 85. Geburtstag gratuliert hatte. Die Winzergenossenschaft habe einen wertvollen Ratgeber verloren, der sich nie aufgedrängt habe – der aber immer zur Stelle war, wenn seine Hilfe gebraucht wurde. Heinrich Rufer wird der Stadt fehlen.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung