Schriesheim im Bild 2023

17.01.2008

Bei Schwarzholzkrankheit werden Blätter rot

(kaz) Sie lieben es eng und feucht: Da ist das Innere eines prallen Traubenhenkels für "Ohrwürmer" genau richtig. Als Allesfresser verspeisen sie nicht nur Raupen und Blattläuse, sondern auch Pflanzen- und Blütenteile. Außerdem nutzen sie Schadstellen an Obst, um an das Fruchtfleisch heranzukommen. Die Vorstellung, dass ein Traubenhenkel – in dem gut ein Dutzend "Ohrwürmer" Unterschlupf finden kann – samt dieser Tierchen in die Kelter kommt, ist unappetitlich. Was kann man dagegen tun?

Zum Beispiel das Lesegut über einen "Rütteltisch" laufen lassen. Besser noch: Dafür sorgen, das die Trauben nicht so dicht wachsen, sondern "ein lockeres Gerüst" haben, wie es Dr. Michael Breuer vom Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg ausdrückte. Als Referent bei der Bereichsversammlung Badischer Weinbaubetriebe sprach er in Schriesheim über das Thema "Schädlinge auf dem Vormarsch". Dabei ging es nicht nur um den "Gemeinen Ohrwurm", der durch Fäulnisprozesse angelockt wird und diese wiederum selbst hervorruft, sondern auch um Traubenwickler und Zikaden.

Wobei der einbandige Traubenwickler momentan vom bekreuzten verdrängt werde, der früher nur im Mittelmeerraum vorgekommen sei. Traubenwickler werden bereits seit vielen Jahren mit der "Verwirr-Methode" bekämpft, bei der paarungsbereite Männchen durch künstliche Pheromone orientierungslos gemacht werden und nicht mehr zu den Weibchen finden.

Was ist, wenn Weinblätter plötzlich auffällig dunkelrot oder gelb werden und sich einrollen? Das hat dann nichts mit der Herbstfärbung zu tun, wie es in dem Vortrag hieß. Vielmehr sind es Symptome der "Schwarzholzkrankheit". Überträger sind nur wenige Millimeter große Zikaden. Breuer stellte nicht nur die im Jahr 1912 von Übersee nach Ungarn eingeschleppte "Büffelzikade" vor, die 1971 erstmals am Kaiserstuhl auftrat, sondern auch die Winden-Glasfügelzikade. Das die Wärme liebende Insekt ist Überträger der durch Phytoplasmen (Bakterien ohne Zellwand) verursachten Krankheit. Sein Lebensraum sind Ackerwinde und Brennnessel, die wiederum als Wirtspflanzen für die Bakterien gelten. Die Übertragung auf Reben ist also eher "ein Versehen". Am Kaiserstuhl, im Markgräfler Land und im Kraichgau sollen die Insekten häufig vorkommen. In den Weinbergen Schriesheims wohl auch. Was mit der Hanglage und der intensiven Sonneneinstrahlung zu tun hat. Gegen die Schwarzholzkrankheit hilft nur, kranke Triebe wegzuschneiden. Mehr kann auch der Experte nicht raten.

Die Krankheit verhindert übrigens durch Verengung der Leitungsbahnen die Reifung des Holzes. Grüne Triebe erfrieren und werden schwarz. Positiv sei, dass die Krankheit nicht von Rebe zu Rebe übertragen werde, so Breuer. Was bei einer Infizierung durch die amerikanische Rebzikade anders sei. Diese habe Deutschland noch nicht erreicht, sei aber schon in der Schweiz und in Burgund registriert worden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung