Schriesheim im Bild 2023

26.02.2008

Die neue Energie schlummert weit unter der Erde

Von Stefan Zeeh

Schriesheim. Erdwärme spielt auch in Schriesheim eine Rolle, spätestens seit im vergangenen Jahr klar wurde, dass bereits die Erlaubnisrechte zum Aufsuchen geothermaler Energiequellen im Stadtgebiet an eine Firma vergeben waren. Da das Unternehmen diese Rechte bisher aber nicht wahrgenommen hat, ist man in der Stadtverwaltung und im Gemeinderat auf das Thema aufmerksam geworden. Vor allem, da dieser Tage die Stadt Weinheim sich die entsprechenden Rechte auf ihrer Gemarkung gesichert hat.

Da kam der Vortrag von Dr. Horst Kreuter über die "Tiefe Geothermie in Deutschland" bei der "Montagsrunde" unter der Leitung von Dr. Helmut Ortanderl in der Volkshochschule gerade recht für Bürgermeister Hansjörg Höfer und einige Gemeinderatsmitglieder, um sich über die zukunftsträchtige Art der Energiegewinnung zu informieren.

"Tiefe Geothermie hat nichts mit Wärmepumpen zu tun", machte Kreuter klar. Denn bei der Tiefengeothermie geht es darum heißes Wasser aus mehreren 1000 Metern Tiefe an die Oberfläche zu bringen und dessen Wärme entweder zur Stromerzeugung oder zum Beheizen von Gebäuden zu nutzen, wogegen bei den Verfahren mit Wärmepumpen die Erdwärme in wenigen Metern Tiefe genutzt wird. Geradezu ideal ist es natürlich, wenn in der Tiefe bereits mehrere hundert Grad heißes Wasser existiert, dessen Dampf direkt zur Stromerzeugung dient. Das ist aber nur in wenigen Gebieten auf der Erde der Fall, wie etwa in Island. Beträgt die Wassertemperatur unter 200 Grad Celsius, so kommen bei den so genannten hydrothermalen Systemen Wärmetauscher zum Einsatz.

Doch nicht überall steht genug Wasser im Untergrund zur Verfügung, um die Erdwärme zu nutzen. Die Lösung heißt Hot-Dry-Rock-Verfahren. Dabei wird kaltes Wasser in den Untergrund gepresst, damit sich dort Risse bilden, in denen später mehrere hunderttausend Kubikmeter Wasser zirkulieren und sich aufheizen können. Über eine zweite Bohrung wird das erwärmte Wasser wieder an die Erdoberfläche gebracht, um dessen Wärmeenergie zu nutzen. Das abgekühlte Wasser, wird anschließend wieder in den Untergrund gepumpt, so dass sich ein Wasserkreislauf zwischen den beiden Bohrungen einstellt. Das Risiko bei dem Hot-Dry-Rock-Verfahren ist allerdings relativ hoch: "Bis zum Nachweis, dass hiermit tatsächlich Energie produziert werden kann, müssen etwa 15 Millionen Euro investiert werden", machte Kreuter klar. Bei den hydrothermalen Systemen ist ein Drittel der Summe einzusetzen, da hier nicht nur die gängige Bohrtechnik angewendet wird, sondern bereits vorhandene Risse und Störungszonen im Gestein zur Wasserzirkulation in der Tiefe genutzt werden.

Um derartige Störungszonen zu finden und den geeigneten Bohrplatz auszuwählen, werden einige Voruntersuchungen vorgenommen. Hierfür ist eine Erlaubnis zum Aufsuchen von Bodenschätzen, in diesem Fall Geothermie, notwendig. Diese wird vom Bergamt auf Antrag ausgestellt, wobei der Antragsteller nicht nur einen Arbeitsplan vorlegen muss, sondern auch glaubhaft zu machen hat, dass er über hinreichende finanzielle Mittel, etwa für die Bohrungen, verfügt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung