Schriesheim im Bild 2023

10.04.2008

Drei „Szenarien" für den OEG-Bahnhof

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Nicht nur die fünf am Gutachterverfahren beteiligten Architekturbüros, die dem OEG-Lenkungsausschuss gestern hinter verschlossenen Türen ihre Pläne vorstellten, haben sich Gedanken über die Zukunft des OEG-Areals gemacht. Auch Dr. Donato Acocella greift die Entwicklung des Geländes zwischen B3 und Schillerstraße im Entwurf seines Schriesheimer Einzelhandelskonzepts auf. Rund 20 der insgesamt 164 Seiten widmet der Stadt- und Regionalentwickler diesem Thema und entwirft drei "Entwicklungsszenarien" für die künftige Gestaltung und Nutzung des Gebiets, das im Norden durch die Römerstraße und im Süden durch die Passein begrenzt wird. Acocellas Fazit: Rund um den OEG-Bahnhof sollte kein neuer Einzelhandelsschwerpunkt in "Insellage" entstehen.

Eher sollte das Gebiet über eine Bebauung zwischen Bahnhof und Römerstraße, die Wohnen, Dienstleistungen und Einzelhandel kombiniert, an den Nahversorgungsbereich in der Bismarckstraße herangeführt werden, sprich: an das Umfeld von Edeka Zipser. Wobei in Acocellas Darstellung das Grundstück der "Pfalz" unberührt bleibt und vom Forschner-Areal nur der östliche Teil in den Entwurf einer Neubebauung integriert wird. "Pfalz" und Forschner gehören zum Gebiet des künftigen Bebauungsplans, der die städtebauliche Zukunft rund um den OEG-Bahnhof festschreiben wird. Durch die Pläne der fünf Gutachter erhofft sich der Lenkungsausschuss des Gemeinderats Anregungen für die Aufstellung und Gestaltung dieses Bebauungsplans. Heute wird Bürgermeister Hansjörg Höfer mitteilen, welcher der fünf Entwürfe die Stadträte im Ausschuss am meisten überzeugte. Acocella schlägt seinerseits vor, den Bereich des heutigen OEG-Betriebshofs südlich des Bahnhofs bis hin zur Passein als Frei- und Grünflächen zu belassen – für "langfristige Planungsoptionen". Nur der Umbau zweier OEG-Gebäude für kulturelle oder gewerbliche Nutzungen ist nach diesem Szenario vorgesehen. Der Lörracher Raumplaner hat eher den Festplatz im Auge, wenn es um die Ausdehnung des Einzelhandels über die Einkaufsstraßen der Innenstadt hinaus geht.

Wenn überhaupt, dann sind für Acocella eine Wohnbebauung entlang der Schillerstraße und Gewerbebauten parallel zur B3 vorstellbar. Das sieht sein zweites Szenario vor, das den OEG-Bahnhof zudem ganz in den Norden des OEG-Areals an die "Pfalz" heranrückt, das Grundstück aber nicht tangiert. Schon deshalb scheidet diese Idee aus, weil eine Nord-Lage des Bahnhofs aus technischen Gründen der Gleisführung so gar nicht möglich ist. Das Szenario sieht zudem vor, im Osten des Bahnhofs einen Gebäuderiegel zu bauen. Dieser erstreckt sich nicht bis in die Römerstraße, integriert jedoch ein Stück des Forschner-Areals.

In den beiden bisher genannten Szenarien würde übrigens der Raiffeisenmarkt in seiner jetzigen Form den Neubebauungen weichen müssen. Das ist im dritten "Entwicklungsszenario" von Acocella nicht anders. Dieses verbindet die B3 mit der Bahnhofstraße durch einen Kreisel, in dessen Randlage Bebauungen für Einzelhandel, Wohnen und Dienstleistungen eingeplant sind. Dieser Entwurf bezieht weite Teile des Forschner-Areals mit ein, nicht jedoch das Hotel "Zur Pfalz". Wohnbebauungen an der Schillerstraße und Gewerbeansiedlungen längs der B3 ergänzen auch hier die Planung, die ganz im Süden des OEG-Geländes Einzelhandel vorsieht, der nicht zentrumsrelevant ist. Für Acocella entspricht das einer Erweiterung des Gewerbegebiets. Für ihn kommt dieses Szenario aber nicht in Frage, weil dadurch eine zweite Einzelhandels-"Spange" parallel zu den Einkaufsstraßen der Innenstadt entstehen könnte, die zu Fuß rund 400 Meter entfernt ist. Bei der Gestaltung des OEG-Areals sei ein Verdrängungswettbewerb mit den bestehenden Geschäften auszuschließen, so Acocella, der die Parkplätze in allen drei Szenarien teilweise unter die Erde in Tiefgaragen verlegt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung