Schriesheim im Bild 2023

02.09.2008

Lowell hat den Pluto 1915 einfach übersehen

Von Stefan Zeeh.

Schriesheim. "Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten": Dieser Spruch, um sich die Abfolge der Planeten von Merkur bis Pluto in unserem Sonnensystem zu merken, hat seit nunmehr zwei Jahren keine Gültigkeit mehr. "Schuld daran ist der Pluto und dessen Entdeckungsgeschichte", so Sternwartenleiter Roland Janz dieser Tage in der Christian-Mayer-Volkssternwarte.

Entdeckt wurde der Pluto zwar erst 1930, doch bereits seit der Entdeckung des achten Planeten unseres Sonnensystems, dem Neptun, im Jahr 1846 durch Johann Gottfried Galle, nahm man an, dass es zumindest einen weiteren großen Körper im Sonnensystem geben muss.

So wurde zumindest aus vermeintlichen Unregelmäßigkeiten in der Umlaufbahn des siebten Planeten, Uranus, geschlossen. Denn diese konnten nicht alleine vom Neptun verursacht werden. So begann eine jahrzehntelange Suche nach einem weit entfernten möglichen Planeten. Am 18. Februar 1930 wurde der Astronom Clyde Tombaugh im Lowell Observatorium in Arizona fündig. Dieses Observatorium war von Percival Lowell gebaut worden, um eben den ominösen Planeten jenseits der Neptunbahn zu finden. Tatsächlich war auf zwei der fotografischen Platten, die Lowell 1915 angefertigt hatte, Pluto zu erkennen. Da Lowell aber nach einem viel helleren Objekt Ausschau hielt, war ihm die Entdeckung entgangen, und er verstarb im Jahr 1916, also lange bevor Pluto aufgespürt wurde.

Dass die Suche nach dem neunten Planeten so lange gedauert hatte, lag zum einen daran, dass er sich nicht an der berechneten Stelle befand, und dass er kleiner war als angenommen. Das bedeutete aber auch, dass Pluto nicht alleine für die Unregelmäßigkeiten in der Umlaufbahn von Uranus und Neptun verantwortlich sein konnte. Dabei hatte man die Größe von Pluto anfangs auch noch überschätzt. "Durch seine eisbedeckte Oberfläche erscheint Pluto im Teleskop sehr hell", sagte Janz. Daher glaubte man, dass er etwa Erdgröße habe. Heute weiß man, dass Pluto einen Durchmesser von 2390 Kilometern hat und damit kleiner ist als der Erdmond. Die Suche nach einem weiteren Planeten setzte sich fort, und vor fünf Jahren wurde Sedna entdeckt, der mit einem Durchmesser von etwa 1700 Kilometern aber noch kleiner ist als Pluto. Im Jahr 2005 kam Eris dazu, und der ist mit einem Durchmesser von etwa 3000 Kilometern etwas größer als Pluto. Mit dieser Entdeckung wurde eine heftige Diskussion um den Planetenstatus des Pluto ausgelöst, denn in der Zwischenzeit hatte man erkannt, dass es jenseits der Umlaufbahn des Neptun, im sogenannten Kuiper-Gürtel zahlreiche Objekte verschiedener Größe gibt: "Im Kuiper-Gürtel gibt es etwa 70000 Objekte mit einem Durchmesser von mehr als 100 Kilometer", erklärte Sternwartenleiter Janz. Und in diesem Kuiper-Gürtel befinden sich auch Pluto, Eris und Sedna.

So kam es denn, dass vor fast genau zwei Jahren die Internationale Astronomische Union (IAU) Pluto den Planetenstatus aberkannte, denn nach der damals gefassten Definition muss ein Planet seine Umlaufbahn von anderen Objekten freigeräumt haben. Das hat jedoch der recht kleine Pluto nicht geschafft. So wurde er zum Zwergplaneten degradiert. Das sind Himmelskörper, die sich auf einer Umlaufbahn um die Sonne befinden und ausreichend Masse haben, damit die eigene Schwerkraft sie zu einer annähernd kugelförmigen Gestalt zusammenzieht. Ihre Umlaufbahn haben sie aber nicht von anderen Objekten frei geräumt.

Übrigens ist eine Sonde mit dem Namen New Horizons auf dem Weg zum Pluto, und diese wird vielleicht ab dem Jahr 2016 weitere Daten über den Zwergplaneten am Rande des Sonnensystems liefern.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung