Schriesheim im Bild 2023

06.10.2008

Friede bedeutet auch genug „Brot für alle"

Von Stephanie Kuntermann.

Schriesheim. Nicht nur die Freude an der Ernte, sondern auch am Teilen stand beim Erntedank-Gottesdienst im Talhof im Mittelpunkt. Karotten, Tomaten, Äpfel, Zierkürbisse und Blumen, alles aus der Talhof-Gärtnerei, schmückten den Altar, dazu kamen noch Trauben, Orangen und anderes, was auf Strohballen und einem Leiterwagen malerisch arrangiert war. Seit Jahren ist es Brauch, dass sich die Gäste am Schluss des Gottesdienstes etwas von dieser "Ernte-Dekoration" mitnehmen dürfen.

Doch zuvor stand in der voll besetzten Schreinerei der Sozialen Heimstätte erst einmal ein stimmungsvoller Erntedank an, den Pfarrerin Birgit Wasserbech und Diakon Reinhard Losch gestalteten. Schließlich ist das Fest, mit dem für die Früchte von Feld und Flur gedankt wird, ein wichtiger Tag im Jahreslauf. Damit soll an die Arbeit in Landwirtschaft und Gärten erinnert werden und daran, dass es durchaus nicht allein in der Hand des Menschen liegt, dass er tagtäglich genug zu essen hat. Der Ursprung des Festes reicht bis in vorschristliche Zeit zurück.

Reiche Ernten seien auch heute nicht selbstverständlich, bemerkten die Geistlichen und erinnerten an Hunger und Naturkatastrophen, aber auch an zu üppige Erträge, die dann zum Entsetzen vieler Menschen vernichtet würden. Brot stehe mit Arbeit in Verbindung, und beides sei heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr, mahnte Losch.

Man müsse teilen und für die sorgen, die nichts hätten, forderte Wasserbech auf. "Teilen heißt auch, sich Zeit nehmen oder Streit schlichten." Auf chinesisch bedeute das Wort Frieden "Brot für alle".

Die Gottesdienst- Besucher, unter ihnen die Stadträte Isolde Nelles und Heinz Kimmel, sangen Erntedank-Lieder wie "Wir pflügen und wir streuen" und "So lange die Erde steht", mit Keyboard-Begleitung von Genya Kai.

Dank kam auch von Talhof-Leiterin Heidi Morath. Sie sprach Spender an wie den "Rotary-Club", den "Lions Club" oder die Kirchen, die viele Projekte im Talhof ermöglicht hatten. Sie dankte auch Renate Schwöbel, die zugunsten der Einrichtung selbst gekochte Marmelade verkaufte.

"Dieses Fest ist aber auch ein Werk der Vielen, denen mit ihrer Arbeit das ganze Obst und Gemüse zu verdanken ist", erinnerte sie an die Leistung der Bewohner, die auch für die wunderschöne Dekoration in der Schreinerei verantwortlich zeichneten.

Anlass für ihren Dank war auch ein Jubiläum, das der Talhof bald begeht: am 1. Dezember feiert nämlich die Soziale Heimstätte ihren 25. Geburtstag. Das bedeutet, dass man sich hier in Schriesheim seit einem Vierteljahrhundert für die Schwächeren im Land stark macht.

Mit frischem selbst gemachtem Apfelsaft und Apfelkuchen, Kaffee und warmem Zwiebelkuchen fand die Feier einen geselligen Ausklang. Schließlich ist Erntedank auch einfach ein fröhliches Fest.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung