Schriesheim im Bild 2023

15.10.2008

Der Verkehr bleibt nicht im Tunnel stecken

Schriesheim-Altenbach. (cab) Vielleicht ist das Thema einfach noch zu weit weg. Vielleicht hätte man es auch von Anfang an aus der Parteipolitik heraushalten und in einer Bürgerversammlung beraten sollen, zu der der ganze Ortschaftsrat eingeladen hätte. Jedenfalls kamen am Sonntagmorgen keine 20 Altenbacher ins Sängerheim, um mit den Ortschaftsräten von Altenbacher Liste und Freien Wählern (AL/FW) über die Folgen des Branichtunnels für den Verkehr im Ortsteil zu beraten. "Dabei betrifft das Thema alle Altenbacher", stellte Ortsvorsteher und FW-Stadtrat Alfred Burkhardt zurecht fest.

AL/FW hofften Anregungen der Bürger zu hören, wie eine weitere Zunahme von Verkehr – und gerade auch Lastwagenverkehr – im Ortsteil nach dem Tunnelbau verhindert werden kann. Burkhardt und die Ortschaftsräte Dr. Herbert Kraus, Hans Beckenbach und Alexandra Lehmann wurden nicht enttäuscht. "Ich hätte erwartet, dass das Sängerheim voll ist", meinte Dr. Dieter Alt. Er wolle seinen Lebensabend in Ruhe verbringen "und nicht an einer Rennstrecke", so der Geschäftsführer des Vereins "Aktion Bewusstsein für Brustkrebs", der in Altenbach lebt. Die Tempo-30-Schilder im Ort seien doch "Placebos". In Schriesheim habe es zuletzt die "Interessengemeinschaft Schriesheim Nord" (IGSN) vorgemacht, wie man heute seine Interessen durchsetzt. Damit spielte er auf die Gestaltung der Lärmschutzwand am Baugebiet "Nord" und den Druck an, den die IGSN in Sachen Tunnel- und Zufahrtsstraßenbau macht. Auch in Altenbach könne eine Bürgerinitiative den Ortschaftsrat bei seinen Bemühungen für weniger Verkehr im Ort unterstützen, so Alt. Er schlug vor, die L 536 bis Wilhelmsfeld ab dem Abzweig nach Altenbach besser auszubauen und die Kurven zu entschärfen.

Die Erlaubnis von Schwerlastverkehr auf die Anlieger im Ort zu reduzieren, war ein weiterer Vorschlag der Gesprächsteilnehmer. Der Gestaltung des Ortsmittelpunktes wird bei der Verkehrsberuhigung eine besondere Bedeutung zukommen. Burkhardt warnte aber vor einer Pflasterung der Straße und Bodenschwellen. Beides führe zu Lärmbelästigungen, sei es durch Rollgeräusche oder das Anfahren. Skeptisch zeigten sich die Gesprächsteilnehmer gegenüber Verkehrsinseln. Durch diese behindere man sich selbst. Auch gegen Bushaltestellen auf der Straße am Ortsmittelpunkt gab es Vorbehalte. Dadurch gebe es Verkehrsberuhigungen nur im Stundentakt. Zudem würden sich die Autos hinter den Bussen stauen. Die Folgen: Belästigung durch Abgase oder auch hier durch Geräusche beim Anfahren. Die geplanten Haltestellen auf der Straße seien mehr der Platzgestaltung geschuldet, weniger der Verkehrsberuhigung, so Burkhardt.

Kraus nahm den Vorschlag eines Bürgers auf, etwa auf Höhe seiner Praxis an der Hauptstraße einen Kreisel zu bauen. Könnte zu schmal sein, schätzte dagegen der Ortsvorsteher, der intelligente Ampelschaltungen ins Spiel brachte, wie sie heute gängig sind: Wer bei der Ortseinfahrt schneller als 30 Stundenkilometer fährt, hat in der Ortsmitte rot. Wer korrekt fährt, wird eine grüne Ampel haben. Zebrastreifen waren für Burkhardt keine Lösung, für Kraus fest installierte Blitzgeräte. Zebrastreifen werden nur zusammen mit Ampeln genehmigt, Blitzkästen seien erstens teuer, zweitens müssten sie kontrolliert und gewartet werden, und drittens würden die meisten dahinter wieder aufs Gaspedal treten. Kraus unterstrich jedoch: Der Verkehr müsse schon vor den Ortseingängen neu gelenkt oder spätestens im Ort abgebremst werden. Und wer nicht nach Altenbach wolle, sollte auch nicht durch den Ort fahren.

AL/FW werden die Gedanken dieses Morgens jetzt analysieren und in ihr weiteres Vorgehen gegenüber der Verkehrsbehörde einbinden. Mit dieser müsse man sich frühzeitig um einen Konsens in Sachen Verkehrsberuhigung im Ort bemühen, hieß es. Die Ortschaftsräte bekräftigten, dass sie den Tunnelbau und die Entlastung der Talstraße in Schriesheim begrüßen, zumal er für eine bessere Anbindung an die Bergstraße sorge. Aber: Auch der Verkehr in Richtung Odenwald wird nicht im Tunnel stecken bleiben.


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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung